Ex-Profi Hondo: „Großer Fehler meines Lebens“
Der 45-Jährige gesteht öffentlich Blutdoping und bekommt die Konsequenzen sogleich zu spüren
In der Affäre um das mutmaßliche Doping-Netzwerk des Erfurter Sportmediziners Mark S. hat der erste prominente deutsche Sportler ein Geständnis abgelegt. Der ehemalige Rad-Profi Danilo Hondo gab in einem Interview mit der ARD-Dopingredaktion zu, 2011 bei dem Arzt Blutdoping praktiziert zu haben. „Ich hatte diesen schwachen Moment“, erzählte der 45-Jährige. Warum er schwach geworden sei? „Die Frage werde ich mir wahrscheinlich mein Leben lang stellen“, meinte der einstige Sprint-Spezialist. Mark S. habe „einfach unwahrscheinliche Überzeugungsarbeit geleistet“, lautete ein Erklärungsversuch Hondos. „Dann habe ich schlussendlich leider Gottes den großen Fehler meines Lebens getan und dieser Geschichte zugestimmt.“ Noch am Abend erhielt er die erste Konsequenz. Der Schweizer Radsport-Verband stellte Hondo als Nationaltrainer frei. Hondo hatte den Verband am Morgen vor dem Interview informiert: „Alle sind natürlich geschockt.“
Der viele Jahre in der Schweiz lebende Deutsche hatte den Posten nach den Olympischen Spielen 2016 in Rio angetreten. 2014 hatte er seine Karriere nach 18 Jahren beendet. Als Mitglied des damaligen Gerolsteiner-Teams war der zweimalige Giro-Etappensieger wegen Dopings 2005 für zwei Jahre gesperrt worden. Er hatte willentliches Doping stets bestritten. Bei Hondo war damals ein verschwindend geringer Carphedon-Fund in seinem Urin festgestellt worden. Nach einem juristischen Marathon hatte sich damals sogar der als kompromissloser Doping-Kritiker bekannte Mikrobiologe Werner Franke für ihn eingesetzt und seine Schuld öffentlich bezweifelt.
Auslöser für sein Outing nun war, dass Mark S. ihn in Vernehmungen belastet haben soll. „Mir war es einfach wichtig klarzustellen, dass es mein persönlicher Fehler war; meine persönliche Schwäche“, sagte er. Es sei für ihn persönlich unglaubwürdig gewesen, wenn er abgestritten hätte, dass er auch Kunde von S. gewesen wäre. Er wollte den Sportlern aufzeigen, „in welche Situationen man wirklich geraten kann, wenn man in einem Moment in seinem Leben unaufmerksam ist oder in einem seines Lebens schwach wird“. Hondo war damals beim Team Lampre. Mark S. sei auf ihn zugekommen. Hondo habe erst abgelehnt. Doch Mark S. habe ihm stets versichert, dass diese Art die sicherste Methode des Dopings sei. Anfang 2012 kündigte Hondo nach eigenen Angaben die Zusammenarbeit auf.
Mark S. soll Drahtzieher eines mutmaßlichen Doping-Netzwerkes sein. Mitte März hatte die zuständige Staatsanwaltschaft München die Zahl von mindestens 21 Sportlern aus acht Nationen genannt, die bei S. praktiziert haben sollen. Auslöser der staatsanwaltlichen Ermittlungen war der Film „Die Gier nach Gold“ der ARD. (dpa)
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