Harte Landung
Der Bundesligist verliert nach drei Siegen in Folge 1:2 nach einem kuriosen Spiel mit zwei Handelfmetern bei Hannover 96. Dabei scheitert er mehr an den eigenen Fehlern als an den heimstarken Hausherren
Hannover Alexander Manninger hatte den Tunnelblick, als er mit großen Schritten die Mixed-Zone in der HDI-Arena durcheilte. Der Augsburger Torhüter reagierte auf keine Zurufe, ließ sich nicht aufhalten auf dem Weg zum Bus. Dabei hätte es nach der 1:2 (0:0)-Niederlage des FC Augsburg bei Hannover 96 durchaus die eine oder andere berechtigte Frage an ihn gegeben.
Wie zum Beispiel nach dem unnötigen schnellen 1:1 (60.) durch Artur Sobiech, nachdem Kapitän Paul Verhaegh mit einem verwandelten Handelfmeter den FCA bei den Niedersachsen mit 1:0 (51.) in Führung gebracht hatte.
Manninger und Klavan räumen sich gegenseitig aus dem Weg
Nach einer weiten Flanke räumten sich Manninger und Innenverteidiger Ragnar Klavan im Luftkampf gegenseitig aus dem Weg, Sobiech musste nur noch einschieben. Um die Schuldfrage zu klären, wäre es gut gewesen zu wissen, ob Manninger vor seinem Ausflug gerufen hatte. Klavan konnte sich hinterher nicht daran erinnern. „Ich habe gar nichts gehört, vielleicht war ich zu konzentriert auf den Ball.“ Als er am Boden neben sich Manninger liegen sah, war er mehr als überrascht: „Ich habe gedacht, es war ein Zweikampf mit dem Stürmer.“ Manninger selbst schwieg.
FCA-Manager Stefan Reuter fasste dann in Worte, was wohl alle 39200 Zuschauer dachten: „Mein Gefühl sagt, wenn er rauskommt, muss er den Ball wegfausten. Aber das wird er schon selber wissen.“ Zur Manninger’schen Verteidigung fügte er aber auch an: „Wenn zwei Ochsen ins Kopfballduell gehen, kommst du nur schwer an den Ball.“
Eigentlich ist es hypothetisch zu fragen, was passiert wäre, wenn – aber bis dahin sah es gut aus für die Gäste. Der FCA zeigte auch in Hannover, warum er zu den Überraschungen des saisonübergreifenden Fußball-Jahrs 2013 zählt. Gegen eines der heimstärksten Teams der Liga – seit Mai 2011 hat 96 nur drei von 39 Heimspielen verloren –, agierte der FCA auf Augenhöhe. Vor Jahresfrist war der FCA beim 0:2 noch chancenlos gewesen. Diesmal nicht. Beide Teams ließen sich kaum Luft zum Atmen, geschweige denn zum guten Fußballspielen. Für Fans, die taktische Basisarbeit lieben, eine interessante Konstellation. Für Liebhaber spektakulärer Ballstafetten war es langweilig. Bis zu Beginn der zweiten Halbzeit.
Dann wurde es hektisch, auch weil Schiedsrichter Christian Dingert seinen schwierigen Job für keine der beiden Parteien zufriedenstellend erledigte. Die wachsweiche Handregel interpretierte er unterschiedlich. Als Sascha Mölders Salif Sané an die Hand schoss, zeigte Dingert auf den Punkt. Verhaegh verwandelte. Als Klavan wenig später der Ball an die Hand sprang, ließ er weiterspielen.
Auch nach dem Ausgleich durch Sobiech beruhigten sich die Gemüter auf und neben dem Spielfeld kaum. Und so trieben beide Teams hektisch auf ein gerechtes Unentschieden zu, ehe Matthias Ostrzolek die Flugbahn des Balles wie ein Volleyballer veränderte und Dingert wieder Elfmeter pfiff. Szabolcs Huszti erzielte den 2:1-Siegtreffer (89.).
Danach gab es genügend Gesprächsstoff. Über das Regelwerk der Bundesliga, über den Höhenflug Hannovers und über die harte Landung des FCA. Trainer Markus Weinzierl bilanzierte: „Wenn man drei Minuten vor Schluss verliert, schmerzt es. Ich hätte gerne einen Punkt mitgenommen. Er wäre verdient gewesen und er wäre gut für die Moral gewesen.“
Lange Zeit zum Grämen bleibt aber nicht. Schon am morgigen Dienstag (19 Uhr) tritt der FCA im DFB-Pokal beim Drittligisten Preußen Münster an, am Freitag kommt Gladbach nach Augsburg.
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