Löw-Absage an Hildebrand - Weiter WM-Vierkampf
München (dpa) - Beim Wettstreit um die Nummer 1 im deutschen Tor bleibt Timo Hildebrand nur Zuschauer. Joachim Löw hält an seinem ausgerufenen WM-Vierkampf zwischen Robert Enke, Tim Wiese, René Adler und Manuel Neuer fest.
Der Bundestrainer erteilte den Ansprüchen des Hoffenheimers Hildebrand auf eine neue Chance in der DFB-Auswahl ein Jahr nach der Ausbootung aus dem EM-Kader 2008 eine deutliche Absage, auch wenn er für alle Zeit ein DFB-Comeback des siebenmaligen Nationalspielers nicht kategorisch ausschloss. "Ich würde nie sagen, dass es keine Chance für ihn gibt."
Ein Umdenken im Torhüter-Casting für die Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika gibt es aber nicht, wie der DFB-Coach im "kicker" verdeutlichte. "Wir haben uns zu den vier Torhütern bekannt und bleiben bei unserer Strategie", sagte Löw zu den Kandidaten Enke (Hannover), Wiese (Werder Bremen), Adler (Bayer Leverkusen) und Neuer (Schalke). "Wenn es keine Verletzungen oder anhaltende Formtiefs gibt, werden diese vier Torhüter von uns ganz klar favorisiert."
Hildebrand hatte nach seiner Top-Leistung beim Hoffenheimer 0:1 im Bundesliga-Auswärtsspiel in Leverkusen lautstark für sich geworben. "Ich bin bereit. Ich kann nur so halten wie heute. Und wenn man so hält, ist man normalerweise Nationalspieler", sagte der 30-Jährige, der nach der WM 2006 lange Zeit die Nummer zwei hinter Jens Lehmann gewesen war. Löw hatte dann den Leverkusener Adler neben Lehmann und Enke mit zur EM 2008 genommen, was zu einem tiefen Riss im Verhältnis zwischen Hildebrand und dem Bundestrainer führte.
Knapp zwei Monate vor dem wohl richtungsweisenden Schlüsselspiel um den Gruppensieg und die direkte WM-Qualifikation am 10. Oktober in Moskau gegen Russland sieht sich Löw zugleich mit immer lauterem verbalen Trommeln der Vereinsfunktionäre für "ihre" Schlussmänner konfrontiert. Ob Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler ("Der richtig Gute steht bei uns im Tor"), Schalke-Coach Felix Magath, der Neuers jüngste Nichtnominierung als "nicht fair" kritisierte, oder Bremens Manager Klaus Allofs, der Wieses Einsatz im nächsten Spiel forderte - von allen Seiten wird versucht, öffentlich Druck auf Löw aufzubauen.
In dem aufgeheizten Klima versuchte dieser auch Wiese zu beruhigen, der mutmaßte, dass er bei den kommenden Länderspielen am 5. September in Adlers Heimat Leverkusen gegen WM-Gastgeber Südafrika und vier Tage später an Enkes Arbeitsplatz in Hannover gegen Aserbaidschan wohl erneut nicht zum Zuge kommen werde. "Wir spielen da, wo meine Konkurrenten spielen", bemerkte Wiese und folgerte für sich: "Da würde ich wohl 90 Minuten ausgepfiffen."
Löw entgegnete: "Auf solche Dinge werden wir wenig Rücksicht nehmen. Es geht nicht danach, wo jemand spielt, sondern darum, welche Leistung er bringt." Wiese ist der einzige der vier WM-Kandidaten, der bislang im Nationalteam noch keine Bewährungschance über 90 Minuten erhalten hat. Werder-Manager Allofs erwartet sie darum eigentlich schon im nächsten Spiel: "Das wäre normal."
Die aktuellen Zahlen im Wettrennen um die Nummer 1 sprechen aber ohnehin für Enke. Acht Einsätze kann der 31-Jährige inzwischen vorweisen. Er kommt mit insgesamt 720 Länderspielminuten auf mehr Einsatzzeit als Adler (4 Spiele/315 Minuten), Neuer (1/90) und Wiese (1/45) zusammen. Enke stand auch in fünf von bislang sieben WM-Qualifikationsspielen im Tor, viermal hielt er sein Tor sauber, wie zuletzt in Baku. "Jedes Spiel zu Null ist sehr gut, ist ein kleiner Schritt für mich", sagte Enke nach dem 2:0 in Aserbaidschan. "Wenn man spielt, will man diesen Status so lange wie möglich beibehalten."
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