Lungenkollaps bei Gouweleeuw: Was das ist und wie es dazu kam
Mit Atembeschwerden brach Jeffrey Gouweleeuw das Training ab, wenig später wurde der FCA-Spieler wegen eines Lungenkollaps operiert. Der behandelnde Arzt erklärt, wie es dazu kam.
Ein stechender Schmerz in der Lunge, auf einmal kann man nicht mehr richtig atmen. So etwa muss sich FCA-Verteidiger Jeffrey Gouweleeuw am Dienstag gefühlt haben, als ihm beim Training ein Lungenflügel kollabierte. Die Symptome kennt Dr. Stephan Raab genau. Er ist Leiter der Lungenchirurgie am Klinikum Augsburg und operierte den 25-jährigen Niederländer am Donnerstag. Er erklärt, wie es zum sogenannten primären Spontanpneumothorax kommt.
"Dabei dringt Luft aus der Lunge in den Raum zwischen Lunge und Brustwand ein. Dadurch fällt die Lunge in sich zusammen." Im schlimmsten Fall könne ein solcher Pneumothorax auch tödlich enden. " Solche Fälle haben wir ein bis zwei Mal im Jahr, dann muss es schnell gehen. Aber in den allermeisten Fällen kommt es nicht so schlimm." So auch bei Gouweleeuw. Er wurde zunächst von Mannschaftsärzten, dann von Spezialisten untersucht. Die Luft wurde aus dem Brustraum über einen Schlauch, die sogenannte Drainage, abgezogen, bevor Raab schließlich operierte.
Lungenkollaps entsteht durch geplatzte Lungenbläschen
Bei der Operation sei der ein bis zwei Millimeter breite Riss, der durch geplatzte Lungenbläschen entsteht, in der Regel gut zu sehen, sagt der Lungenspezialist. "Er wird mit dem Bereich außenrum herausgeschnitten, dann wird die Stelle vernäht. Allerdings liegt die Wahrscheinlichkeit bei 50 bis 60 Prozent, dass so ein Pneumothorax wieder auftritt." Deshalb werde in einem zweiten Schritt das Rippenfell, dass die Rippen von innen bedeckt, entfernt. So wird eine künstliche Wunde geschaffen. Wenn sie ausheilt, wird so auf natürliche Weise der Raum zwischen Lunge und Brustwand geschlossen und es kann keine Luft mehr eindringen. Für den Chirurgen ist es ein Standardeingriff.
Warum es zum primären Pneumothorax kommt, dazu gibt es nur Theorien. "Die Risse treten eigentlich immer an der Spitze der Lunge auf, dort, wo die Belastung durch die Schwerkraft am größten ist. Wenn der Körper wächst, ist die Last besonders groß." Die Lungenbläschen sorgen unter anderem dafür, dass der eingeatmete Sauerstoff ins Blut gelangt und werden bei Belastung größer. Bis sie schließlich platzen. Der Auslöser dafür könne vieles sein, etwa ein Stoß, aber auch Husten.
Gouweleeuw wird wohl wieder ganz der Alte
Die besondere Beanspruchung der Lunge beim Leistungssport könne das Risiko durchaus erhöhen, sagt Raab. Genaue Zahlen gebe es aber nicht. "Es trifft etwa sieben von 100.000 Männern zwischen 16 und 28 Jahren, vor allem solche, die groß und schlank sind." Etwa eine Woche müssten Patienten danach in der Klinik bleiben, bis alles verheilt ist, dauere es aber wesentlich länger. "Acht bis zehn Wochen muss man auf jeden Fall warten. In dieser Zeit darf man nichts tun, was mit Pressatmung zu tun hat, etwa Hanteltraining. Denn dadurch wird Druck auf die Lunge ausgeübt." Ausdauertraining wie Laufen sei dagegen sogar gewünscht. Dabei werde die Lunge gut belüftet.
Dass Gouweleeuw wieder ganz der Alte wird, daran hat Dr. Stefan Raab keine Zweifel. "Es wird nur sehr wenig von der Lungenleistung fehlen. Nach drei bis sechs Monaten wird er kaum einen Unterschied merken."
Kapitän Paul Verhaegh war auch einen Tag nach der Diagnose seines Teamkollegen noch mitgenommen. „Das war ein Schock. Ich hoffe, er kommt schnell wieder auf die Beine.", sagte der Niederländer, der seinen Freund auf jeden Fall im Krankenhaus besuchen will.
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