Oberstdorf verliert Langlauf-Weltcup
Oberstdorf Es sollte ein perfekter Start ins Sportjahr 2008 werden. So zumindest hatte sich die Allgäuer Weltcup-Langläuferin Katrin Zeller die Rennen der Tour de Ski am 1. und 2. Januar in Oberstdorf vorgestellt. "Wir hatten uns alle darauf gefreut", sagt die 28-Jährige. Vergeblich. Der Internationale Skiverband (FIS) hat die Rennen in Oberstdorf abgesagt.
Zwei Gründe nannten die FIS-Bosse: Erstens habe der Deutsche Skiverband (DSV) keine Garantie für eine Fernsehübertragung geben können. Zweitens könne der erste Wettkampftag am 1. Januar nicht - wie vom DSV gewünscht - einfach gestrichen werden. Die seit dem Vorjahr stattfindende Tour soll weiterhin acht Rennen in zehn Tagen umfassen.
"Sehr schade", kommentierte Katrin Zeller die Absage, von der sie im finnischen Kuusamo durch unsere Zeitung erfuhr. Die Enttäuschung saß auch in ihrer Heimatgemeinde tief. "Wir bedauern die Entscheidung zutiefst. Oberstdorf hat alles Erdenkliche getan. Entscheidungen von FIS und DSV müssen wir akzeptieren", teilte Bürgermeister Thomas Müller mit. Für OK-Generalsekretär Stefan Huber und die 450 ehrenamtlichen Helfer kam die Nachricht vom Aus überraschend. Sie hatten bis zuletzt an eine Einigung geglaubt - und sich auf eine spektakuläre Wintersport-Veranstaltung mit Weltcup-Gesamtsieger Tobias Angerer und Co. gefreut. "Durch den frühen Schneefall haben wir bessere Voraussetzungen als im Vorjahr. Es ist traurig. Aber die Entscheidung muss man akzeptieren", sagte Huber.
Finanzkrise des DSV verschärfte Streit
Doch warum konnten sich DSV und FIS in einem wochenlangen Streit nicht einigen? Knackpunkt ist der Termin am 1. Januar, an dem auch das zweite Springen der Vierschanzentournee in Garmisch stattfindet. Ein Langlauf-Weltcup am selben Tag in Oberstdorf schmeckte DSV-Chef Alfons Hörmann von Anfang an nicht so richtig. Dennoch bot sich der DSV mit Oberstdorf bei der FIS an - und erhielt im Frühjahr dieses Jahres den Zuschlag. Damals wusste noch niemand, dass der DSV bald in eine Finanzkrise schlittern würde. RTL stieg aus und berichtet nicht mehr über die Vierschanzentournee. Damit war auch die Möglichkeit vom Neujahrs-Wintersport auf zwei Kanälen dahin. Die hätte bedeutet: RTL zeigt die Vierschanzentournee, die Öffentlich-Rechtlichen berichten vom Langlauf-Weltcup in Oberstdorf - der Ablauf wäre gesichert. Doch so kam es nicht. Nach dem Absprung von RTL übertragen nun ARD/ZDF die quotenträchtigen Skispringen. Am Neujahrstag zeitgleich in Garmisch (Skisprung) und Oberstdorf (Langlauf) zu produzieren, ist ihnen zu teuer. Die Kosten selbst zu übernehmen, kommt dagegen für den klammen DSV nicht in Frage.
Nicht im TV präsent zu sein, kam indes für die Oberstdorfer einem Genickschlag gleich: deren Sponsoren beharren nämlich auf TV-Präsenz. Ohne sie wären den Organisatoren im Allgäu Einnahmen in Höhe von bis zu 200 000 Euro entgangen. Insgesamt hätte die Veranstaltung 600 000 Euro gekostet.
Für Oberstdorf gab es nur zwei Auswege: die Veranstaltung auf einen Tag zu reduzieren oder zu verschieben. Beides lehnte die FIS ab und sucht nun nach neuen Ausrichtern. Der nächste WM-Ort Liberec (Tschechien) und Cogne (Italien) gelten als Kandidaten. Ob die Langläufer dort einen ähnlich perfekten Auftakt erleben, wie sie sich in Oberstdorf erhofft hatten, wird sich zeigen.
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