Weil Hose nicht rockt
Der internationale Boxverband wollte Frauen bei Olympia zwangseinrocken. Ist schiefgegangen. Boxerinnen steht weiter frei, ob sie die Variante mit oder ohne Schritt wählen.
Regina Halmich hat sich kürzlich ihre Nase richten lassen. 13 Jahre Profi-Boxen. Das hinterlässt Spuren. Hinter der Operation steckte wohl menschliche Eitelkeit, weit mehr aber Kalkül. Halmich kennt ihr Kapital. Die attraktive Blondine verstand es schon während ihrer Karriere, sich ins rechte Scheinwerferlicht zu rücken. Zeigte sich in Unterhaltungsshows oder auf roten Teppichen. Mit dem Boxsport lässt sich viel Geld verdienen, mit guter Vermarktung weit mehr. Vor allem auch nach der Sportkarriere.
Ob die 35-Jährige es nötig gehabt hätte, freizügig in einem Männermagazin mit Hasen-Logo zu posieren, sei dahingestellt, geschadet hat es ihrem Image kaum. Schon im Ring achtete die Karlsruherin auf ihr Äußeres. Gut aussehen war mitunter schwierig: mit Mundschutz, Rastazöpfen und verknautschtem Gesicht. Deshalb präsentierte sich Halmich in knappen Outfits. Auch mal im Röckchen.
Verbände lieben das. Eine Galionsfigur. Noch dazu sexy. Das rockt. Auch die Kanadierin Elizabeth Plank würde dafür taugen. Rein optisch. Als brünette Halmich. Nur: Plank will lieber Hose, will nicht rocken. Ebendies plante der internationale Boxverband AIBA für die Olympischen Spiele in London. In einer Kleiderordnung sollte ein „Zwangsrock“ festgeschrieben werden. Die 22-jährige Plank begehrte auf, erhob Sexismus-Vorwürfe und motivierte online über 60 000 Unterstützer. Mit Erfolg. Der Verband lenkte ein. Boxerinnen steht weiter frei, ob sie die Variante mit oder ohne Schritt wählen.
Beim Fußball scheint der Trend gegenläufig
Mit mehr nackter Haut oder aufreizenden Outfits eine Sportart medienwirksamer zu machen, ist nicht neu. Beim Beachvolleyball ist es nicht nur erwünscht, es ist vorgeschrieben, dass Frauen knappe Slips tragen und Männer kurze Shorts.
Nur bei einer Sportart scheint der Trend gegenläufig zu sein: bei König Fußball. Wenn sich ein Kicker in ekstatischer Freude sein Trikot vom Leibe reißt, wird er verwarnt; ärmellose Trikots sind eh nicht erlaubt; und die kurzen Hosen, mit denen die Kicker bis in die frühen 90er Jahre hinein über den Rasen hüpften, werden immer länger und umwedeln teils schon das Knie.
Aber es wird auch körperbetonter. Obenrum. Robben oder Podolski hüllen sich inzwischen in knallenge Trikots. Fraglich, wie lange noch. Der Weltverband FIFA hat sexy Kleidung echt nicht nötig.
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