Für Seitz erfüllt sich ein Traum
Die Stuttgarterin gewinnt mit Bronze am Stufenbarren ihre erste WM-Medaille. Simone Biles (USA) ist mit dem 13. WM-Titel die erfolgreichste Turnerin aller Zeiten
Elisabeth Seitz wischte sich die Freudentränen aus dem Gesicht und fiel ihrem Trainer Robert Mai in die Arme. Endlich hat sich die Stuttgarterin ihren Traum von einer WM-Medaille erfüllt. Zwei Tage vor ihrem 25. Geburtstag erkämpfte sie am Freitag bei den Turn-Weltmeisterschaften in Doha mit 14,60 Punkten Bronze am Stufenbarren.
„Es war vor der Übung ein Gefühlschaos, wie ich es niemandem wünsche. Jetzt bin ich einfach nur glücklich, dass mein Traum wahr geworden ist“, sagte die deutsche Meisterin. Nina Derwael holte mit 15,20 Zählern die erste Goldmedaille für Belgien in der 115-jährigen WM-Geschichte vor Rekord-Weltmeisterin Simone Biles aus den USA (14,70).
Die viermalige Olympiasiegerin hatte zuvor beim Sprung den 13. WM-Titel ihrer Karriere gewonnen und war zur erfolgreichsten Sportlerin der Turn-Historie aufgestiegen. Nachdem sie am Persischen Golf schon die Goldmedaillen im Team und im Mehrkampf verbucht hatte, holte sie im Aspire Dome nun erstmals auch diesen WM-Titel. Mit ihrem Allroundsieg hatte die 21-jährige Texanerin tags zuvor zum Weißrussen Witali Scherbo aufgeschlossen, der zwischen 1991 und 1996 zwölf WM-Titel gewonnen hatte.
Elisabeth Seitz, die auf den mit 4000 Zuschauern erstmals gut gefüllten Rängen von Mutter Claudia und ihrem 13 Jahre alten Bruder Gabriel lautstark angefeuert wurde, lieferte eine perfekte Übung ab. „Ihr Besuch hier war ein vorzeitiges Geburtstagsgeschenk für mich. Jetzt gibt es sicher Gelegenheit, noch gemeinsam zu feiern“, sagte Seitz zum Überraschungsbesuch.
Sie verzichtete auf das Risiko einer neu einstudierten Verbindung, die ihr noch 0,2 Punkte mehr gebracht hätte. „Das haben wir mit den Trainern schon am Abend vorher entschieden. Wichtig war nur, dass ich heute perfekt durchkomme. Das ist gelungen“, sagte sie.
Lange hatte sie zuvor überlegt, ob sich dieses Risiko lohnen würde. Nicht nur bei Olympia in Rio als knapp geschlagene Vierte, sondern auch bei der Vorjahrs-WM in Montreal und 2013 in Antwerpen war sie als Fünfte knapp am Podest vorbeigeschrammt. Nach zwei EM-Medaillen, zwei Gesamt-Weltcupsiegen „hat mir nur noch das kleine Ding um den Hals bei einer WM gefehlt“, meinte sie schmunzelnd.
„Eli war heute endlich mal dran“, meinte Cheftrainerin Ulla Koch und freute sich mit ihrer Vorzeige-Turnerin. Simone Biles verzichtete in der Stunde der Entscheidung auf den von ihr selbst kreierten, gestreckten Vorwärts-Salto mit zwei Schrauben und reduzierte ihren Sprung um eine halbe Drehung. Ihr neuer Sprung wird dennoch künftig den Namen „Biles“ tragen, weil sie ihn in der Qualifikation vorgestellt hatte. Mit der Punktzahl von 15,366 Zählern war die Ausnahme-Turnerin von keiner Konkurrentin zu gefährden.
Die 43 Jahre alte Oksana Chusovitina (Usbekistan) belegte in ihrem 14. Sprung-Finale bei einer WM den vierten Rang. (dpa)
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