Drei Tote in zwei Wochen - Reiter halten an der Disziplin fest
Drei tödliche Unfälle binnen weniger Wochen - zweiin Deutschland, einer in Schweden - haben die Szene der Vielseitigkeitsreiter geschockt und den Sportwieder ins Gerede gebracht.
Hamburg (dpa) - Drei tödliche Unfälle binnen weniger Wochen - zweiin Deutschland, einer in Schweden - haben die Vielseitigkeitsreitereiwieder ins Gerede gebracht. Die Protagonisten aber kämpfen um ihrenSport.
"Trotz des schrecklichen Unfalls stellen wir die Zukunftnicht in Frage. Jeder Reiter weiß, dass er sich einem Restrisiko imSattel aussetzt, das nicht gänzlich auszuschließen sein wird", sagteBundestrainer Hans Melzer noch ganz unter dem Eindruck des tragischenUnfalls von Schenefeld. Die 32-Jährige Tina Richter-Vietor ausGanderkesee bei Bremen war am Wochenende bei einem Wettkampf im Rahmender deutschen Meisterschaften zu Tode gestürzt.
Ein schrecklichesUnglück, das nicht verhindert werden konnte. Dabei ist von derInternationalen Reiterlichen Vereinigung (FEI) in den vergangenenJahren sehr viel getan worden, um verhängnisvolle Stürze zu vermeiden.Der kräftezehrende Rennbahngalopp, der die Pferde schon vor dem Startzur Querfeldeinstrecke arg strapazierte, wurde längst abgeschafft. DieReiter tragen inzwischen eine von Wissenschaftlern konstruierte Kappe,die bei Stürzen nicht verrutschen kann. Eine Schutzweste schützt denBrustkörper. Sogar der frühere Formel 1-Weltmeister Jackie Stewartwurde gewonnen und steuerte seine Erfahrungen aus dem Motorsport bei,um Sturzfolgen im Militarysport zu mindern.
Es hat alles nichtsgenutzt. Deshalb ist die Ratlosigkeit unter den deutschenVielseitigkeitsreitern auch groß. Das Wissen um die Tatsache, dass esjetzt in nur zwei Wochen so viele Unglücksstürze wie in den vergangenenzehn Jahren zusammen gegeben hat, ist kein Trost. Fritz von Blottnitz,einer der erfahrensten deutschen Military-Richter, bringt dieallgemeine Erkenntnis auf den Punkt: "An dem Hindernis gab es nichts zubemängeln. Es war eben leider ein ganz tragischer Unglücksfall."
DasSicherheitskomitee der FEI wird auch über die Unfälle in Deutschlanddiskutierten. Wahrscheinlich schon Ende dieser Woche beimvorolympischen Testwettkampf in Hongkong. Ein Allheilmittel kennen auchdie FEI-Oberen nicht. Ein Streichen aus dem olympischen Programm müssensie aber nicht befürchten. Das IOC hat der Military längst seinen Segengegeben - für Peking und für London 2012 sowieso. Nirgendwo in der Weltist das Vielseitigkeitsreiten populärer als in England.
Schon invier Tagen wird wieder durchs Gelände geritten. Acht deutscheVielseitigkeitsreiter sind nach Hongkong geflogen. Vier werden amvorolympischen Test teilnehmen, vier werden sich die olympischenStätten anschauen und die Qualität prüfen. Alle waren in Schenefeldaktiv. Ende August findet in Bad Harzburg eine "Motivationsprüfung" fürdie deutschen Europameisterschafts-Kandidaten statt. Business as usual.
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