Eisbären jünger und billiger - Ärger über IIHF
Berlin (dpa) - Die Wirtschaftskrise hat für den deutschen Eishockey-Meister Eisbären Berlin auch etwas Gutes. "Die Spieler sind automatisch billiger. Man kann schon Gehalt sparen mit der gleichen Mannschaft", sagt Manager Peter John Lee vor dem Auftaktspiel.
Das dominierende deutsche Vereinsteam der vergangenen Jahre beginnt am 04. September in Kassel das Projekt Titelverteidigung mit einer veränderten und im Schnitt sogar einige Jahre jüngeren Mannschaft, zu der mit Travis James Mulock nun auch ein weiterer deutscher Nationalspieler gehört. Mit dem aus Russland zurückgekehrten Verteidiger Derrick Walser und dem lange verletzten einstigen NHL-Profi Jeff Friesen, der auf Empfehlung seines Freundes und Kollegen Marco Sturm nach Berlin kommt, holte Lee auch echte Stars. Zu den Abgängen zählen der nach Mannheim zurückgekehrte Angriffs-Wirbelwind Nathan Robinson und Routinier Mark Beaufait, der seine Karriere beendete.
Über den Etat mag Lee nicht sprechen, doch angesichts der diesmal fehlenden Einnahmen aus der Champions League ist beim Manager des viermaligen Champions der Ärger über den Eishockey-Weltverband IIHF noch immer nicht verraucht. Der Verband hat die europäische Königsklasse trotz ihrer erfolgreichen Premierensaison ausgesetzt, Hintergrund sind die wirtschaftlichen Probleme auch für die Hauptgeldgeber aus Russland.
"Die IIHF hat den Vertrag gebrochen", schimpft Lee, der im Vorjahr mehr als 400 000 Euro Preisgeld verbuchen konnte und sich zusätzlich zweimal über eine volle Halle freuen durfte. Auch das Interesse anderer großer Clubs an internationalen Spielen sei ungebrochen. "Jede Liga ist heiß darauf, etwas zu machen", unterstreicht Lee.
Nach dem gelungenen Umzug in die O2 World mit durchschnittlich fast 14 000 Zuschauern pro Partie und einer oft ausverkauften Halle können die Eisbären stolz darauf verweisen, dass alle Sponsoren ihnen auch in Krisenzeiten treugeblieben sind und sogar noch ein weiterer dazugekommen ist. Nach knapp 2000 verkauften Dauerkarten im Vorjahr sicherte sich diesmal die Rekordzahl von 2700 Fans ihr Saisonticket.
Von Zufriedenheit ist bei den Berlinern indes nichts zu spüren. "Wenn ich sage, die letzte Saison ist nicht zu toppen, kann ich die Schlittschuhe an den Nagel hängen", betont Stefan Ustorf, der als einer der Älteren die vielen Jungen führen soll und andererseits deren Konkurrenz spürt. "Es kann nicht sein, dass ich eher vom Fahrrad steige als Florian Busch", witzelt Ustorf. Busch wird trotz seiner Sperre durch den Internationalen Sportgerichtshof CAS zum Saisonstart dabei sein, weil zunächst das Schweizer Bundesgericht über das Urteil wegen seiner verweigerten Dopingprobe befinden wird.
Trainer Don Jackson, der bis 2011 verlängerte, gibt erneut Platz eins nach der Vorrunde und den Titel als Ziele aus. "Das ist die Rolle, die uns gefällt", sagt Ustorf selbstbewusst. "Ich bin lieber Favorit als Abstiegskandidat."
Die Diskussion ist geschlossen.