Bruder des neuen FCA-Stars ermordet
Hals über Kopf reiste Froylan Ledezma aus dem Trainigslager ab. Er flog zur Beerdigung seines Bruders in die Heimat Costa Rica, der auf offener Straße erschossen worden war.
Von Robert Götz - Die Vorfälle der letzten Tage standen Froylan Ledezma ins Gesicht geschrieben. Es war kurz nach 14 Uhr als der Fußball-Profi des FC Augsburg am Montag zum Training erschien. Erst um acht Uhr morgens war der 29-Jährige aus seiner Heimat Costa Rica zurückgekehrt.
Der Anlass für den Heimataufenthalt war tragisch. Sein Bruder (32) wurde vergangene Woche auf offener Straße in seinem Wohnort Puerto Limon an der Atlantikküste erschossen. Ledezma reiste am Dienstag vorzeitig vom Trainingslager in Ruhpolding ab.
Was genau in der 100.000 Einwohner zählenden Hauptstadt der gleichnamigen Provinz Limon passierte, ist noch nicht geklärt. "Die Polizei weiß es nicht", erklärt Ledezma in gebrochenem Englisch. "Er war nur 200 Meter von seinem Büro entfernt auf der Straße unterwegs, als er niedergeschossen wurde. Er hatte einen Laptop dabei, aber der wurde nicht gestohlen", Ledezma hat keine Erklärung warum sein Bruder, der in der Verwaltung der Provinz-Hauptstadt arbeitete, sterben musste. Die Polizei tappt noch im Dunkeln.
Trotz der vielen ungeklärten Fragen entschloss sich Ledezma kurz nach der Beerdigung wieder nach Deutschland zurückzukehren. "Es ist hart für mich, aber Fußball ist mein Beruf", sagt er traurig. Jetzt will er sich auf den FCA konzentrieren, trainieren, spielen. Nicht um zu vergessen, aber um das Drama zu verarbeiten. Allerdings bleibt Ledezma mit seinen Eltern, die in der Hauptstadt San Jose wohnen, und seinen vier anderen Geschwistern telefonisch in Kontakt.
Auch bei den Verantwortlichen des FC Augsburg hat das brutale Verbrechen Bestürzung ausgelöst. "Es ist tragisch", sagt Trainer Rainer Hörgl. "Wir haben bis jetzt noch nicht viel nachgefragt. Mit Froylan zu reden, das ist nicht so einfach." Ledezma, der vergangene Saison in Österreich beim SCR Altach spielte, spricht neben seiner Muttersprache Spanisch nur noch ein wenig Englisch. "Wir werden sehen, wie er selbst damit umgeht, ob er sich öffnet oder sich eher zurückhält. Ich hoffe, das Ganze belastet ihn nicht zu stark", sagt Rainer Hörgl.
Die Sprachbarriere stellt auch für Kapitän Sören Dreßler das größte Problem dar: "Natürlich wollen wir ihm als Mannschaft helfen, aber die Unterhaltung ist nicht so einfach. Wir müssen jetzt warten, wie er selbst damit umgeht."
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