FCA-Trainer Jos Luhukay: Der Unterschätzte
FCA-Trainer Jos Luhukay ist bescheiden und zurückhaltend, doch seinen Prinzipien bleibt er treu. Mit Erfolg.
Vielleicht sagt der Oberlippenbart mehr über den Charakter des Trainers des FC Augsburg aus als viele Worte. Denn der Niederländer ist kein Lautsprecher in einer Zunft, in der Selbstvermarktung und Selbstdarstellung manchmal wichtiger erscheinen als die fachliche Qualifikation. Luhukay tritt freundlich, bescheiden auf. Wenn man mit ihm über Fußball spricht, doziert er nie von oben herab, er gibt seinem Gesprächspartner das Gefühl, dass man sich auf Augenhöhe unterhält.
Wenige haben Jos Luhukay den Klassenerhalt zugetraut
Doch Luhukay ist auch ein Mann, der Prinzipien hat. Und diesen auch treu ist. Privat und beruflich. Seinen Bart trägt er seit 30 Jahren. Dabei kam er immer wieder in Gefahr, ihn im Falle des sportlichen Erfolgs zu verlieren.
Als er mit Gladbach in der Saison 2007/08 aufstieg, wollten ihn die Spieler abrasieren. Luhukay sagte Nein. Als ihm das gleiche Kunststück 2011 mit dem FCA gelang, verteidigte er seinen Schnauzer erfolgreich. Auch in diesen Tagen werden die Trophäenjäger wohl leer ausgehen, auch wenn der Klassenerhalt noch höher einzuschätzen ist als die beiden Aufstiege. Wenige hatten ihm das zugetraut. Wieder einmal wurde der verheiratete Vater zweier Kinder, der nie Alkohol trinkt, unterschätzt.
Das passiert ihm öfters, dabei hat er genaue Vorstellungen vom Spiel seiner Mannschaften. Es ist das Kurzpassspiel, das Barcelona bis zur Perfektion verfeinert hat, gepaart mit Leidenschaft, Einsatz und Wille. Dazu liefert der Perfektionist die passende Strategie. Das funktioniert aber nur im Kollektiv. Wenn er dies gefährdet sieht, kann der Mann mit der freundlichen Stimme, die sonst nie Schärfe enthält, ungemütlich werden. Dann scheut er auch keine unangenehmen Personalentscheidungen.
Luhukay, der Sohn eines Indonesiers und einer Holländerin, hat in drei Jahren in Augsburg aus einem Fast-Zweitliga-Absteiger einen wettbewerbsfähigen Bundesligisten geformt. In Gladbach haben sie keine Geduld mit ihm gehabt. Und ihn nach dem Aufstieg nach sechs Niederlagen in sieben Spielen entlassen.
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Den Erfolg genießt Luhukay im Stillen
In Augsburg hat er seine Vorstellungen in Ruhe verwirklichen können. Das hat ihm den Respekt der ganzen Branche eingebracht. Den genießt er – im Stillen. Als seine Mannschaft in Augsburg feierte, aß er zu Hause in Venlo mit seiner Familie zu Abend.
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