Dominik Reinhardt: Kleine Etappen auf einem langen Weg
Dominik Reinhardt kämpft nach einer schweren Knieverletzung um sein Comeback beim FC Augsburg. Dabei sind die Siege seiner Kollegen wichtig für seine Motivation. Von Herbert Schmoll
Folterkammer statt Trainingsplatz, Physiotherapeuten statt Mannschaftsbetreuer. Der Alltag des Fußballprofis Dominik Reinhardt ist seit einigen Monaten ein wesentlich anderer als der seiner Kollegen. Während sich diese auf dem grünen Rasen tummeln, arbeitet und schwitzt der Spieler des FC Augsburg täglich fünf, sechs Stunden im Rehazentrum der Hessingpark-Clinic, um sich auf sein allerdings noch nicht absehbares Comeback auf dem Sportplatz vorzubereiten.
Zwei schwere Operationen an seinem Knie liegen hinter dem 25-jährigen Verteidiger, Eingriffe, die er nicht nur körperlich, sondern auch psychisch verarbeiten musste. Doch das scheint ihm gelungen sein. Vor allen Dingen dank seiner Familie. "Zu Hause bei meiner Lebensgefährtin und unserer Tochter hole ich mir immer wieder neue Kraft", erklärt der in Thierhaupten wohnende Fußballer.
Rückblende: Es war der Tag, an dem der FC Augsburg nach den Sternen greifen und in die Bundesliga aufsteigen wollte. Doch nicht nur der Verein, der am großen Ziel scheiterte, sondern vor allen Dingen Dominik Reinhardt wird diesen 16. Mai 2010 und die Relegationspartie gegen seinen ehemaligen Verein, den 1. FC Nürnberg, in ganz schlechter Erinnerung behalten. In der Anfangsphase dieser Partie zog sich Reinhardt eine schwere und sehr komplexe Bänder-, Muskel- und Knorpelverletzung im linken Knie zu. Vermutlich das Schlimmste, was einem Kicker passieren kann.
Ironie des Schicksals. Erst wenige Tage vorher unterschrieb Reinhardt, zuvor vom 1. FC Nürnberg ausgeliehen, einen Vertrag bis zum 30. Juni 2013 beim FC Augsburg. Die erste Operation, die Dr. Ulrich Boenisch bereits am Tag nach dem Unfall vornahm, verlief erfolgreich. Da die Verletzung allerdings sehr kompliziert war, musste der ehemalige U-21-Nationalspieler am 16. August nochmals unters Messer. "Da kommt man natürlich selbst ins Grübeln, es gibt Tage, da hat man einfach keine Lust mehr zum Rehatraining", gewährt Reinhardt einen kleinen Einblick in seine Gefühlswelt. Bereits zwischen den beiden Operationen liefen die Behandlungen auf Hochtouren, auch nach dem zweiten Eingriff ging es in der Gögginger Einrichtung weiter.
Mehrere Stunden täglich dauern Behandlungen und Übungen: "Im Moment bin ich mit meinem Zustand sehr zufrieden", lächelt der Verteidiger, der im Therapiezentrum nicht der einzige FCA-Profi ist. Mit Andrew Sinkala und Daniel Framberger werden zwei weitere Teamkollegen dort behandelt.
Nach den jüngsten positiven Resultaten der Mannschaft ist auch bei diesem Trio die Stimmung wieder gestiegen. Reinhardt: "Es ist für uns wichtig, dass das Team erfolgreich spielt, dadurch steigt die Motivation ungemein an." Zumindest bei den Heimspielen seiner Kollegen sitzt Dominik Reinhardt auf der Tribüne. So wird es wohl auch gegen Arminia Bielefeld am Samstag (13 Uhr) sein. Zuletzt machte er auch die Fahrt in seine fränkische Heimat, zum Pokalspiel bei der SpVgg Greuther Fürth, mit.
Wie lange es noch dauert, bis er selbst wieder Mitglied des Teams sein kann, dazu möchte und kann er sich nicht äußern. "Kleine Etappen" wolle er gehen, vielleicht in zwei drei Wochen auf dem Laufband stehen. Sein Vater Alois, selbst ein erfolgreicher Profi (1. FC Nürnberg, Bayern München, Bayer Leverkusen) und vierfacher A-Nationalspieler, rät seinem Buben, auch in schwierigen Phasen "nichts zu überstürzen". Daran möchte sich der Sohnemann halten. Auch wenn es mit der Rückkehr in die Mannschaft den einen oder anderen Tag länger dauern sollte. Von Herbert Schmoll
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