FC Augsburg: Walter Sianos, der Berufs-Fan
Walter Sianos ist mit Leib und Seele FCA-Fan. Deshalb ist er auch offizieller Fanbeauftragter des Vereins. Und das nicht erst seit dem Aufstieg in die zweite Liga. Von Miriam Zißler
Früher hat er bei jedem FCA-Aufkleber an einem Auto Gas gegeben. "Da wollte ich wissen, wer in diesem Wagen sitzt", so Walter Sianos. Die Fangemeinde war überschaubar. Heute macht er das nicht mehr. Obwohl er viele Fans kennt. Nicht ohne Grund ist er offizieller Fanbeauftragter des Vereins. Und das nicht erst seit dem Aufstieg in die zweite Liga.
Er vereinte Gruppen im M-Block
Seit er denken kann, ist er Fan vom FC Augsburg. 1999 kann er den Anblick im Rosenaustadion nicht mehr ertragen. Auf der Tribüne saß ein Grüppchen, ein weiteres auf der Gegentribüne, die restlichen Zuschauer verteilten sich auf den Stehwällen. Er kümmerte sich um die Szene, vereinte verschiedene Gruppen im M-Block.
Eine Zeit, in der jeder, der wollte, einfach mit anpacken konnte. "Der Verein hatte kein Geld und war froh, wenn sich jemand für ihn engagiert hat", erzählt er. Gemeinsam mit Gleichgesinnten organisierte er im Kerosin eine Party. Der Erlös war für den FCA bestimmt. Damit konnten die Spieler ins Trainingslager fahren.
Schon bald erhielt er den Auftrag, sich um die Stadionzeitschrift zu kümmern. Das Angebot war naheliegend. Walter Sianos kennt sich in diesem Bereich aus: Er ist Chef der Neuen Szene. Aber das bleibt nicht alles: Seit dem Gastspiel in der Bayernliga 2001/2002 ist Sianos Fanbeauftragter.
In dieser Funktion ist der 47-Jährige auch Mitglied des Aufsichtsrates. "Ich glaube, das ist einmalig in Deutschland", sagt er. Für ihn ist es der springende Punkt. "Ich vertrete die Interessen der Fans, aber eben auch die des Vereins. Die Kommunikation ist dabei alles."
Ansprechpartner für alle Seiten
Dass er Kontakt zu allen Fangruppen hat, ist ihm wichtig. Dafür investiert er viel Zeit. Er kennt alle Vorsitzenden der Fan-Klubs, ist per E-Mail und Telefon für Anfragen von Fans und Fanbeauftragten anderer Vereine immer erreichbar. "Vor dem Pokalspiel hat mir ein Kölner Fan geschrieben, ob er als Wikinger verkleidet samt Trinkkelch in die Arena kommen kann. Ich habe das für ihn geklärt: Er durfte sich verkleiden. Den Trinkkelch musste er aber draußen lassen", so Sianos.
In den vergangenen zehn Jahren hat er gerade einmal zehn Auswärtsspiele verpasst. Vorab klärt er für die Augsburger Fans, was sie mitbringen dürfen: Trommeln, Megafon oder Transparente - in jedem Stadion gibt es andere Richtlinien.
Viel Unterstützung erfährt er dabei vom Supporters-Club, dessen Gründungsmitglied er ist. Es ist der Dachverband aller FCA-Fan-Klubs. "Als Einzelner erreicht man gar nichts", betont Sianos.
Und auch in der Gemeinschaft gibt es viel Arbeit: Leben will der Fan-Szene eingehaucht werden. Ob die Choreografie zur 100-Jahr-Feier, die Ciao-Rosenau-Party, das Fan-Zelt oder die neue Soundanlage im M-Block - alles Projekte des Supporters-Clubs.
Für Walter Sianos sind sie aber lange noch nicht am Ziel. "Bei mir fängt ein Spieltag in der Früh an und hört auf, wenn ich spätabends nach Hause komme. Die Fans sollen nicht kurz vor Anpfiff ins Stadion und direkt nach dem Abpfiff wieder hinausgehen."
Er wünscht sich Orte, an denen die Fans länger verweilen können, Orte, die als gesellschaftliche Treffpunkte von der breiten Masse akzeptiert werden. "Das Fan-Zelt ist nicht optimal. Es gibt schon noch einiges zu tun."
Ob er das alles unter einen Hut bekommt, wenn der FCA aufsteigt? Das weiß er selber nicht. Sianos: "Da müssten wir uns eine Lösung überlegen."
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