Die beiden großen Fragen zum FC Augsburg
Die Fans des FCA stellen sich zwei Fragen. Die erste: Bleibt Luhukay? Nein. Das steht so gut wie fest. Die zweite Frage: Warum geht er?
Walther Seinsch ist ein guter, kühl rechnender Geschäftsmann. Er kann sich aber auch in einen temperamentvollen, emotionalen Fußballfan verwandeln. Als solcher geht er an manche Dinge mit verwunderlicher Naivität heran.
Der Chef des FC Augsburg wünscht sich für heute eine fröhliche Saison-Abschlussparty in „seiner“ Arena. Tatsächlich: Der Klassenerhalt ist ein Erfolg, der es verdient, gefeiert zu werden.
Der Wunsch wird sich dennoch kaum erfüllen. Von unbeschwerter Feierlaune ist der FCA weiter entfernt als von Platz eins. Der größte Erfolg der Vereinsgeschichte wird überschattet, alle stellen sich die beiden großen Fragen rund um Trainer Jos Luhukay.
Die erste Frage: Bleibt er? Nein. Das kann mit großer Sicherheit gesagt werden. Die zweite Frage: Warum geht er? Es gibt noch keine Erklärung. Luhukay schweigt, der FCA sagt auch nichts. Solange Verein und Trainer sich nicht klar und überzeugend äußern, so lange wird geforscht und spekuliert und interpretiert werden. Hat nicht der künftige Sportmanager Paula den Luhukay schon immer schief angeschaut? Hat Chef Seinsch seinem Angestellten Luhukay nicht verziehen, dass der ihn mal kritisiert hat. Zwei von vielen Theorien.
Hier noch eine, unsere persönliche Theorie. Luhukay und die Vereinsführung haben schon im Winter gegrübelt: Wie soll es weitergehen? Sollte Luhukay nach dem Abstieg (womit zu rechnen war) noch bleiben? Hätte er das selbst gewollt? Luhukay hat weiter überlegt: Kann ich nach dem Klassenerhalt die Mannschaft, wenn sie nicht gravierend verstärkt wird, noch einmal so antreiben wie in dieser Saison?
Beide Seiten haben sich wohl früh mit dem Thema beschäftigt
Es gibt Indizien, dass sich beide Seiten früh mit dem Thema Trennung beschäftigt haben. Ist es ein Zufall, dass Anfang des Jahres bekannt wurde, dass aus Regensburg der Spieler Philp kommt? Ausgerechnet aus Regensburg, wo Markus Weinzierl Trainer ist. Weinzierl, der jetzt zugibt, mit dem FCA in Kontakt zu stehen (siehe nebenstehenden Bericht). Es drängt sich die Vermutung auf: Die FCA-Führung hat schon länger mit dem Abgang von Luhukay gerechnet und auch entsprechend geplant.
Aber vielleicht erklärt uns Walther Seinsch demnächst, dass es ganz, ganz anders war.
Den im Moment etwas verstörten FCA-Fans sei Hoffnung gemacht: Luhukay geht, aber die Fußball-Welt am Lech wird nicht untergehen. Die Verdienste des sympathischen, kompetenten Niederländers sind groß, aber es wird weiter Bundesliga-Fußball in Augsburg gespielt werden – mindestens eine Saison lang. Und alle, die jetzt Krokodilstränen um Luhukay weinen, seien gefragt, ob nicht auch sie zu denen gehörten, die noch vor einigen Monaten an ihm rumgekrittelt haben. Und es sei an die Affäre Thurk erinnert. Als Luhukay den Stürmer im vergangenen Sommer aus der FCA-Mannschaft verbannt hatte, sah mancher Fan die Chancen des FCA auf null gesunken. Heute redet keiner mehr von Thurk.
Ob der Abgang von Jos Luhukay in einem Jahr noch ein Gesprächsthema ist? Wer dem FCA Gutes will, der hofft, dass es nicht so ist.
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