Vorgezogene Bescherung beim FC Augsburg
Die Spieler treffen im Konzert der Großen nicht immer den richtigen Ton. Zudem steht der FC Augsburg vor unsicheren Zeiten. Der Erfolg gegen Wolfsburg kam da zur richtigen Zeit.
Für die Anhänger des FC Augsburg war am Samstag schon vorgezogene Bescherung. Genau vier Wochen vor Heiligabend schenkten die FCA-Spieler ihrem Anhang den ersten Bundesliga-Heimsieg. Nein, nicht in dieser Saison, sondern in der Vereinshistorie. Der wurde gefeiert wie die deutsche Meisterschaft.
Solch eine Begeisterung, so viele Emotionen hatte man dem Augsburger, dem das Granteln und der Pessimismus eigentlich schon in die Wiege gelegt sind, nicht zugetraut. Sollte der Erfolg ausbleiben, wird sich auch die SGL-Arena schnell leeren, befürchteten auch viele Einheimische. Doch anscheinend wollen sich die FCA-Fans die große Bundesliga-Party nicht verderben lassen. Sie genießen jede Minute, die „ihr“ FCA im Konzert der Großen mitspielen darf.
Das FCA-Kollektiv muss immer 100-prozentig funktionieren
Am Samstag haben die FCA-Spieler gezeigt, dass sie dazu in der Lage sind, auch wenn sie nicht immer den richtigen Ton treffen. In diesem Ensemble gibt es keinen Fußball-Virtuosen. Alle Akteure tragen das Herz am rechten Fleck, doch um in der Bundesliga zu bestehen, muss dieses Kollektiv an jedem Spieltag 100-prozentig funktionieren. So wie beim 2:0-Erfolg gegen Wolfsburg.
Das taten sie bisher aber noch nicht so oft. Deshalb sorgte die Personalpolitik während der Woche für große Aufregung beim FC Augsburg. Präsident Walther Seinsch selbst übte in dieser Sache öffentlich deutliche Selbstkritik. Er nahm dabei auch Manager Andreas Rettig nicht aus. Seinsch ruderte zwar angesichts des Medienechos zurück, er fühle sich missverstanden, doch nicht nur die FCA-Fans fragen sich, was passiert hinter den Kulissen.
Fakt ist, Seinsch kehrte nach seiner Krankheitspause wieder nach Augsburg zurück, nimmt wieder Stellung zu Vereinsangelegenheiten. Arbeit gibt es beim Bundesliga-Aufsteiger genug. In der Winterpause will der FCA sich personell verstärken, um die Chance auf den Klassenerhalt zu erhöhen. Zudem stehen in naher Zukunft vereinsintern viele Verhandlungen an. Bei 21 Spielern enden die Verträge. Auch die Zukunft von Manager Rettig ist ungewiss. Sein Kontrakt läuft Ende Juni aus. Eine vorzeitige Verlängerung, wie es sich Seinsch wünscht, wäre ein klares Zeichen für alle Beteiligten. Rettig zögert. Sieht er vielleicht seine Mission nach sechs Jahren beim FCA als beendet an? Zieht es ihn und seine Frau einfach nur in den Westen zurück? Bis Januar hat sich Rettig Bedenkzeit erbeten.
Bis dahin, sagt er, stehe für ihn die Mannschaft im Vordergrund. Die gab am Samstag ein kräftiges Lebenszeichen von sich. Dieser Sieg war aber mehr wert als nur die drei Punkte. Er war wichtig für die Spieler, die jetzt wissen, dass sie es nicht nur in der Liga geschafft haben, sondern dort auch gewinnen können.
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