Was lief schief bei Renato Sanches?
Der Portugiese kam als frühreifes Wunderkind nach München. Jetzt schieben ihn die Bayern zum FC Swansea ab. Das erinnert an einen anderen misslungenen Transfer.
Als der FC Bayern vor einem Jahr 35 Millionen Euro an Benfica Lissabon überwies, um sich die Dienste des Portugiesen Renato Sanches zu sichern, entfiel die aktuell überkochende Diskussion um unanständige Ablösesummen vollends. Im Gegenteil: Man musste nicht einmal Bayern-Fan sein, um den Münchnern zu diesem Transfer zu gratulieren. Sanches versprach höchsten Fußball-Genuss. Ein 18-Jähriger, körperlich ausgereift, souverän und elegant, Gestalter und Lenker.
Ein frühreifes Wunderkind aus der Klasse der jungen Solitäre, das den Münchner mit seinen Auftritten bei Benfica und in Portugals Nationalelf den Kopf verdreht hat. Zwölf Monate später schiebt der FC Bayern den Portugiesen leihweise für ein Jahr zum FC Swansea ab. Es soll sein Lehrjahr werden. Spielpraxis sammeln heißt das in der Branche. Für Lehre und Praxis ist München der falsche Ort. Wer hier für 35 Millionen Euro landet muss performen, jugendliche 18 hin oder her.
Renato Sanches hat seine vielen Chancen in München nicht genutzt
So einfach aber ist es nicht. Da mag einer äußerlich noch so robust scheinen, wer halbe Kinder verpflanzt, muss damit rechnen, dass sie Zeit benötigen, um wurzeln zu schlagen. Das gilt für die soziale Eingliederung genauso wie für die sportliche. Dass Sanches in München seine vielen Chancen nicht genutzt hat, ist unbestritten. Warum aber nicht? Falsche Mannschaft, falscher Klub, falscher Ort? Mimose in rauem Bayernland?
Es wäre nicht die erste misslungene Münchner Verpflanzung. Erinnert sei an den 21-jährigen Breno, der als eines der größten Abwehrtalente der Welt zum Rekordmeister kam. Ein kräftiger Kerl wie Sanches, der selten gespielt hat und beim FC Bayern nie angekommen ist. Breno stürzte ab, zündete sein Haus an und saß im Gefängnis. Sanches beginnt jetzt eine Ausbildung. Zum innerlich robusten, anpassungs- und und wandlungsfähigen Mitarbeiter für internationale Aufgaben. Fußballspielen kann er schon.
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