FSV Frankfurt: Abmahnungen für Profis nach Fasten
Frankfurt/Main (dpa) - Zweitligist FSV Frankfurt hat mit einem Fasten-Verbot und Abmahnungen für Aufregung in der Fußball-Szene gesorgt.
Nach einem Bericht der "Bild"-Zeitung haben die Profis muslimischen Glaubens, Soumaila Coulibaly, Pa Saikou Kujabi und Oualid Mokhtari, eine Abmahnung erhalten, weil sie während des Ramadan gefastet haben. Der derzeitige Tabellenvorletzte hatte einen Passus in die Verträge einfügen lassen, wonach dies "ohne ausdrückliche schriftliche Zustimmung des Vereins" untersagt ist. "Diese Vertragsklausel ist aus meiner Sicht rechtswidrig", sagte Frank Rybak, Justiziar der Vereinigung der Vertragsfußballspieler (VDV), der Deutschen Presse-Agentur dpa.
In einer Pressemitteilung versuchte der FSV klarzustellen, "dass keine Abmahnungen an Spieler wegen Fastens erteilt wurden". Die arbeitsrechtlichen Konsequenzen seien "nicht aufgrund der Tatsache des Fastens erfolgt, sondern wegen der nicht eingehaltenen Abspracheverpflichtung der Spieler, obwohl sie diese in ihren Verträgen unterschrieben haben und zudem mündlich darauf hingewiesen wurden".
Der Club habe in allen Arbeitsverträgen lediglich geregelt, dass jegliches Fasten, sei es Fasten aus religiösen Motiven wie auch Heilfasten genauso wie alle Arten von Diäten, vor ihrer Durchführung mit dem Verein abzusprechen sind. Die Frankfurter begründeten dies damit, dass Fasten einen Eingriff in die körperliche Leistungsfähigkeit sei. "Gerade die medizinische Abteilung muss sich auf die geänderten Gegebenheiten vorbereiten können.
In den meist verwendeten, aber nicht verbindlichen Musterverträgen der Deutschen Fußball Liga (DFL) gibt es eine solche Klausel nicht, wie sie der FSV in seinen Kontrakten hat, sondern nur einen Passus, der eine professionelle Lebensführung verlangt. Im islamischen Fastenmonat ist es den Gläubigen verboten, zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang zu essen und zu trinken.
"Ich kenne keinen Spieler, der vier Wochen lang tagsüber auf Ernährung verzichtet", sagte Rybak. Viele Profis versuchen einen Kompromiss zu finden - wie Demba Ba von 1899 Hoffenheim, der sich an die Gebote des Ramadans normalerweise hält - nicht aber an Spieltagen. Bayern Münchens französischer Star Franck Ribéry sagte kürzlich: "An freien Tagen faste ich, aber wenn ich spielen muss, dann nicht." Stuttgarts Nationalspieler Serdar Tasci sieht es ähnlich: "Sonst ist das zu gefährlich."
Der FSV Frankfurt verweist darauf, dass er es als Arbeitgeber von Leistungssportlern zwingend wissen müsse, ob ein Spieler fastet. Andernfalls würde der Verein bei voller Trainingsbelastung eine Gesundheitsgefährdung riskieren. Zudem müsste die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln mit den Mannschaftsärzten koordiniert werden, da viele dieser Substanzen im Hinblick auf Doping problematisch seien, wie Jens-Uwe Münker, Leiter Organisation und Recht beim FSV, erklärte. Die Hessen betonten, dass ihr Vorgehen "in keiner Weise einen Eingriff in die Religionsfreiheit darstellt". Die Regelungen würden beispielsweise genauso für die christliche Fastenzeit vor Ostern gelten.
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