Bayer auf Kurs Herbsttitel - Babbel: Es wird eng
Leverkusen (dpa) - Nach der 0:4 (0:2)-Demontage bei Meisterschaftsanwärter Bayer 04 Leverkusen sind die Tage von Stuttgarts Trainer Markus Babbel wohl gezählt.
"Wenn wir weiter so eine Leistung bieten, wird es eng", weiß selbst der Ex-Nationalspieler, der aber auf eine weitere Bewährungschance bis zum Heimspiel gegen den VfL Bochum setzt. "Ich hoffe, dass wir weiterarbeiten können." Mit seiner Mannschaft ging er nach dem desolaten Auftritt hart ins Gericht. "Das war absolut enttäuschend. Wir haben kollektiv versagt", schimpfte er. "Einzig positiv ist, dass nun der letzte Spieler kapiert hat, dass wir im Abstiegskampf stecken."
Eitel Sonnenschein herrschte dagegen bei der Werkself, die weiter ungeschlagen die Nummer eins in der Fußball-Bundesliga ist und den Vorsprung auf Werder Bremen auf drei Punkte ausbaute. "Streckenweise haben wir erstklassigen Fußball gespielt", lobte Bayer-Chefcoach Jupp Heynckes. Ein Sonderlob verdienten sich Nationalstürmer Stefan Kießling, dem in der mit 30 210 Zuschauern ausverkauften BayArena sein erster Bundesliga-Dreierpack (22./59./87.-Foulelfmeter) gelang - das 2:0 hatte Eren Derdiyok (39.) erzielt - und Toni Kroos. "Wir wollen nun weiter gewinnen und oben bleiben", sagte Kießling, der die Torjägerliste mit 13 Treffern anführt. Außerdem markierte sein Einschuss zum 3:0 das 1000. Bundesliga-Heimtor für die Leverkusener.
Überragender Spieler auf dem Platz war jedoch Supertalent und Bayern-Leihgabe Toni Kroos, der drei Treffer vorbereitete und zweimal selbst den Pfosten traf. "Das war sein stärkstes Spiel für Bayer", urteilte Heynckes. Dass der Münchener Vorstandsvorsitzende Karl-Heins Rummenigge bei der Hauptversammlung seines Vereins ankündigte, den 19-Jährigen im Sommer an die Isar zurückzuholen, stieß am Rhein auf Widerstand. "A mache ich mir da noch keine Gedanken und B ist für mich noch nichts entschieden", erklärte Kroos.
Während die Bayer-Elf unter seiner brillanten Regie wie eine Spitzenmannschaft auftrat, präsentierte sich der zum siebten Mal nacheinander in der Liga sieglose VfB lange Zeit wie ein Absteiger. Die Schwaben wirkten pomadig und konnten kein psychologisches Kapital aus dem 2:0 in der Champions League gegen Glasgow Rangers schlagen. Den VfB-Sportdirektor brachte das auf die Palme. "Wir sind Tabellen- 17. und spielen Hacke, Spitze, eins, zwei, drei. Das ist unfassbar, was einige hier abliefern. Das ist eine Katastrophe. Am besten wäre es, alle elf auszuwechseln", tobte Horst Heldt zur Pause im TV-Sender "Sky". Babbel kündigte harte Maßnahmen an: "Ich werde sehen, wer sein Ego weiter pflegen und wer alles für die Mannschaft geben will. In dieser Art und Weise werden wir nicht wieder auftreten."
Ganz anders Bayer: Mit drei Zählern Vorsprung vor Werder Bremen hat sich die Werkself im Schlussspurt der Hinrunde eine glänzende Ausgangsposition verschafft. "Man hat heute gesehen, wie wir Fußball spielen können. Wir haben nichts zugelassen, das zeichnet uns im Moment aus", hob Kießling eine Stärke der Bayer-Mannschaft hervor. Und Heynckes kann sich schon auf weitere personelle Alternativen freuen: Zwei Minuten vor dem Ende betrat Patrick Helmes erstmals seit seinem Kreuzbandriss im Juni wieder den Rasen. "Wir haben ein Riesenspiel gezeigt, da war es für mich kein Problem, draußen zu warten", meinte der Nationalstürmer.
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