Schalkes Ehrenrat hat sich von Clemens Tönnies düpieren lassen. Das ändert nichts an der Tatsache, dass der Boss den Verein nicht mehr führen kann.
Die Entscheidung des Schalker Ehrenrates ist grundfalsch. Sie führt die Existenz dieses Gremiums ad absurdum. Der sogenannte Ehrenrat hat sich von Clemens Tönnies düpieren lassen Sie nickten einen Vorschlag des mächtigen Bosses einfach ab. Tönnies sprach selbst das Urteil: Drei Monate Schalke-Entzug, danach Bewährung.
Der Ehrenrat hätte zumindest Unabhängigkeit beweisen müssen, also selbst das Urteil fällen und verkünden. So aber entstand der Eindruck, der Ehrenrat sei zahnlos und Tönnies größer als der Klub und seine Prinzipien.
Dass Tönnies lediglich drei Monate seine Ämter ruhen lässt, stellt für viele eine zu laxe Konsequenz für die unsägliche Äußerung dar, für die er sich verantworten sollte. Sie hätten sich ein Urteil gewünscht, das jene Härte und Unnachgiebigkeit ausstrahlt, die sie selbst gegenüber Tönnies aufbringen. Schließlich spreche dessen Aussage ja für sich. Wer nonchalant einen ganzen Kontinent diffamiere, sei eben nun mal ein Rassist. So wird über einen Mann geurteilt, den die wenigsten persönlich kennen dürften.
Tönnies kann den Aufgaben nicht mehr nachgehen
Jene, die so urteilen, machen es sich genauso leicht wie der Ehrenrat des FC Schalke, der sich einfach aus der Verantwortung zog. Er hätte Tönnies des Amtes entheben müssen. Nicht aber, weil das Fans und Kommentatoren fordern. Auch nicht, um ein Exempel zu statuieren. Es konnte einzig darum gehen, ob Tönnies den Aufgaben noch gewachsen ist. Ob er auch den moralischen Verpflichtungen noch vollumfänglich nachgehen kann.
Das ist nicht mehr der Fall. Seine Integrität ist angeknackst. Der 63-Jährige kann nicht mehr das Oberhaupt eines Vereins sein, in dem sich Mitglieder aller Kontinente wiederfinden. Das Familienoberhaupt – als solches sieht sich der Patriarch – muss einen und nicht spalten.
Möglicherweise wird Clemens Tönnies in drei Monaten nach getaner Buße versuchen, zurückzukehren. Wahrscheinlich empfindet er tatsächlich Reue. Das ist gut, schließlich hat er Menschen verletzt. Das genügt aber nicht, um den Verein zu führen.
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