Zielsetzung 90 Minuten: Weltmeister André Schürrle startet beim Halbmarathon Berlin
Der Weltmeister von 2014 tritt beim Ausdauerrennen in Berlin an – und hat eine ehrgeizige Zielsetzung. Sein Motto: "Umarme den Schmerz".
Lange nichts mehr von André Schürrle gehört. Schürrle – das ist jener ehemalige Fußballprofi, der im Sommer 2014 Mitglied der Mannschaft war, die in Brasilien den WM-Titel holte. Schürrle gab beim 7:1 gegen den Gastgeber sogar zwei Vorlagen zu Toren, mit damals 23 Jahren. Dass danach nichts Größeres mehr kommen sollte, war zwar irgendwie klar (wie auch?), aber dass Schürrle im Sommer 2020 mit gerade mal 29 Jahren völlig überraschend seinen Abschied vom Profifußball bekannt gab? "Herbeigesehnt" habe er sein Karriereende, erzählte er einige Jahre später. Die Verhältnisse im Fußballgeschäft bezeichnete er als "toxisch".
Und was heißt schon aufhören? Jedes Ende ist ja dann doch nur der Beginn von etwas Neuem: "Ich sehe mich als Mensch, der das Abenteuer Leben gerade erst begonnen hat." Was Schürrle unter Abenteuer versteht, ist seit Kurzem bekannt: Er ist einer von 35.000 Menschen, die beim Berliner Halbmarathon am kommenden Sonntag teilnehmen werden. Und Schürrle will eben nicht einfach nur an dem 21,1 Kilometer langen Lauf teilnehmen, wie er dem Fitnessportal Fitbook sagte: "Auf Basis meines Trainings und zur Motivation habe ich mir mal eine Zeit von 1 Stunde, 30 Minuten vorgenommen." Also 90 Minuten, wie früher beim Fußball. Das wäre, weiß auch Schürrle selbst "schon sehr, sehr schnell", aber wer sich nichts vornimmt, kann eben auch nichts schaffen.
Schürrle vor dem Berliner Halbmarathon: "Schenk dem Schmerz ein Lächeln"
Tatsächlich scheint Schürrle gut im Saft zu stehen, wie ein Blick auf seinen Instagram-Account zeigt. Nach dem Ende seiner Zeit als Kicker hat sich der heute 33-Jährige auf Ausdauerrennen, schnelles Bergsteigen und Schuften im Schnee mit nacktem Oberkörper spezialisiert. Abgekürzt also: Alles, was Schmerzen bereitet. Auch Marathonläufe in Barcelona und der Toskana gehörten schon zu den Freizeitbeschäftigungen des 57-fachen Ex-Nationalspielers. Ein Video, das ihn bei einer Bergbesteigung im Schneetreiben, bekleidet nur mit einer kurzen Sporthose, zeigt, trägt den Titel: "Smile at the pain, accept the pain, embrace the pain", also "Schenk dem Schmerz ein Lächeln, akzeptiere den Schmerz, umarme den Schmerz".
Insofern ist es aus fußballerischer Sicht fast schade, dass Schürrle seine Leidenschaft für die Welt des Schmerzes erst nach der aktiven Karriere entdeckt hat. Welche Freude hätte etwa ein Trainer der Kategorie Felix Magath an einem Spieler gehabt, der freiwillig die Welt der Schmerzen betritt und sogar ein Bild von einer Trainingseinheit mit einem Medizinball, dem Kraftgegenstand des Quälix, veröffentlicht? Auch Enttäuschungen können schmerzen. Vorerst gilt für Schürrle in Berlin aber erst mal: Viel Glück bei den 90 Minuten der anderen Art. Schenke dem Schmerz ein Lächeln.
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