Warum Skicrosser Bohnacker neidisch auf andere Sportarten blickt
Der 31-Jährige hat bei Olympia in seiner Sportart nur eine Medaillenchance. Wer hier patzt, fährt enttäuscht nach Hause. Anders als beim Biathlon, wo es mehrere Wettkämpfe gibt.
Kurz hatte Daniel Bohnacker noch einmal daran gedacht. An den Sturz im November, eben auf dieser Strecke hier in Zhangjiakou. Im Genting Snow Park wurde die Weltcup-Saison eröffnet. Bohnacker stürzte schwer, er musste ins Krankenhaus. Immerhin ging der Unfall glimpflich aus. Eine leichte Gehirnerschütterung, es hätte deutlich schlimmer kommen können. Am Freitag nun stand der Skicross-Wettbewerb bei Olympia an. Wieder auf dieser Strecke. Mit Bohnacker, der sich auf den letzten Drücker qualifiziert hatte.
Daniel Bohnacker hat nur eine Medaillenchance
„Natürlich denkt man kurz daran, dass es hier einen geschmissen hat“, erzählte er nach dem Rennen. Die Kurve aber war aus dem Parcours genommen worden. All zu viele Gedanken machte er sich deshalb nicht mehr. Im Viertelfinale aber war schon Schluss. Am Anfang hatte er eine Berührung mit dem Italiener Simone Deromedis, was ihn Tempo kostete. Später fuhr ihm der Schweizer Alex Fiva in einer Kurve vor die Skier. Das Rennen war gelaufen, Bohnacker kam nicht mehr an die Konkurrenten heran. Seine Teamkollegen Tobias Müller, Florian Wilmsmann und Niklas Bachsleitner waren bereits im Achtelfinale ausgeschieden. Nach Bronze von Daniele Maier einen Tag zuvor war das eine Enttäuschung für das deutsche Team.
Die Medaille von Maier aber könnte helfen, Skicross auch in Deutschland noch populärer zu machen. „Jetzt haben wir endlich mal eine“, sagte Bohnacker. Bei den vorherigen Großereignissen war das dem deutschen Team verwehrt geblieben. „Jetzt hatten wir endlich mal das Glück auf unserer Seite“, sagte der Wahl-Allgäuer, der in Obermaiselstein wohnt.
Nach Olympia stehen einige Weltcups an
Seine Schwierigkeit: Die Skicrosser haben nur einen Wettkampf. Wer hier gleich patzt, hat keine weitere Chance mehr. Im Skicross ist ein Ausscheiden schnell möglich. Im Kampf der vier Starter geht es auf dem Kurs aus Sprüngen, Wellen und Kurven eng zu. Häufig kommt es zu Kollisionen, oftmals sogar unverschuldet. Bohnacker blickt etwas neidisch auf andere Sportarten. Auf Biathlon zum Beispiel, wo es deutlich mehr Wettbewerbe gibt. Das erhöht die Chancen auf Medaillen natürlich beträchtlich.
Nach Olympia stehen noch einige Weltcups an. Ist die Saison vorbei, wird sich der 31-Jährige Gedanken machen, wie es weitergeht. Er wird in seinen Körper hören, schauen, welche Ziele er noch erreichen möchte. Olympia hat er mehrfach erlebt, wenngleich ohne großen Erfolg Die Spiele in China haben ihm gefallen. Zumindest sportlich betrachtet. Anlage, Schnee, Organisation – alles perfekt. Er hatte trotz der strengen Corona-Blase gar die Möglichkeit, andere Sportarten anzuschauen. Er war beim Skispringen, Langlauf und Biathlon. Irgendwie musste er die Zeit ja rumbringen bis zu seinem einzigen Wettbewerb.
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