Löw baut Brücke zum Weitermachen nach WM
Kapstadt (dpa) - Joachim Löw hat vor dem WM-Viertelfinale gegen Argentinien eine Brücke gebaut, um auch im Falle eines Ausscheidens als Fußball-Bundestrainer weiterzumachen.
"Ich bin ein Trainer, der nicht alles am Ergebnis und an einer Platzierung festmacht", sagte der 50-Jährige bei der Pressekonferenz in Kapstadt auf die Frage, ob er das bislang Erreichte schon als Erfolg ansehe oder wie sein Vorgänger Jürgen Klinsmann denke, der 2006 ein deutsches WM-Ausscheiden vor dem Halbfinale als "Katastrophe" eingestuft hatte.
"Wir können zufrieden sein mit dem bisherigen Auftritt", zog Löw eine positive Zwischenbilanz vor der Partie am Samstag in Kapstadt und hob sich damit demonstrativ von Klinsmann ab. Der Weltmeister von 1990 hatte die WM im eigenen Land als ein einmaliges Projekt gesehen.
Löw vermittelte mit seiner Einordnung den Eindruck, dass er mit dem bisher Erreichten eine Berechtigung sehe, seine Arbeit mit dem neu aufgebauten Team über die WM fortführen zu können. Löw würdigte ausdrücklich nicht nur das sportliche Auftreten auf dem Platz, sondern auch die Außendarstellung des von Kapitän Philipp Lahm angeführten Teams. Die Mannschaft trete in Afrika auch als guter Botschafter für 80 Millionen Deutsche auf. Er lobte die interne Geschlossenheit und die "gute Spielkultur" auf dem Spielfeld.
Löw hat während des Turniers immer wieder erklärt, dass er sich erst nach der WM konkret mit seiner Zukunft beschäftigen werde. Sein Vertrag mit dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) läuft nach dem Turnier aus. DFB-Präsident Theo Zwanziger hat nach der geplatzten Vertragsverlängerung auch in Südafrika mehrmals betont, mit Löw mindestens bis zur Europameisterschaft 2012 weitermachen zu wollen.
Mit einem Einzug ins WM-Halbfinale würde sich die Position des Bundestrainers für Verhandlungen mit dem Verband nochmals verbessern, sofern er weitermachen möchte. Diesen Eindruck vermittelt er angesichts der rasanten Entwicklung der jungen deutschen Mannschaft, die ihren Leistungszenit erst in einigen Jahren erreichen könnte.
DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach hat bereits eine rasche Entscheidung in der Bundestrainer-Frage angekündigt. Das erste Spiel nach der WM in Südafrika bestreitet das DFB-Team am 11. August in Dänemark. "Wir werden nicht mit einer Interimslösung in Kopenhagen spielen", erklärte Niersbach vor dem Spiel gegen Argentinien: "Das heißt, wir werden im Juli eine Entscheidung haben." Niersbach glaubt, dass die Chancen auf eine Weiterverpflichtung von Löw "gut stehen".
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