Schlaflos in Pyeongchang - Athleten und der Jet Lag
Die Zeitverschiebung nach Südkorea könnte deutschen Athleten Probleme bereiten. Schlaf-Mediziner Manfred Held vom MVZ Kempten weiß, worauf sich die Sportler einstellen sollten.
Herr Held, wie lange dürfte es dauern, bis sich die Athleten von der Zeitverschiebung erholen?
Held: „Es gibt da eine Faustregel: Eine Stunde Zeitverschiebung entspricht einem Tag Anpassungszeit. Nach Pyeongchang beträgt der Unterschied acht Stunden, also dürfte der Körper etwa acht Tage brauchen, bis er sich vollständig auf die fremde Zeitzone eingestellt hat.“
Einige Athleten, etwa die Biathleten oder Skisspringer, sind erst vor wenigen Tagen angereist. Leidet darunter ihre Leistungsfähigkeit?
Held: „Ein Jet Lag kann verschiedene Folgen haben, etwa Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen, Verdauungsprobleme und Konzentrationsschwäche. Für die Athleten kann das zu einem Problem werden. Verdauungsprobleme können dem Körper natürlich zu schaffen machen. Besonders problematisch sind allerdings Sportarten, die viel Konzentration und Koordination benötigen. Der Jet Lag kann bei einigen Disziplinen also ein besonderer Nachteil sein, etwa beim Biathlon oder Slalom.“
Was passiert in unserem Körper, wenn wir eine Zeitumstellung durchmachen?
Held: „Unsere innere Uhr wird durch den Lichteinfall gesteuert. Verantwortlich ist dafür das Hormon Melantonin, das unseren Tag-Nacht-Rhythmus beeinflusst. Bei Licht produziert unser Körper weniger davon, bei Dunkelheit mehr. Die hormonelle Steuerung kann sich aber nicht mit Fluggeschwindigkeit umstellen. Das braucht seine Zeit. Die innere Uhr passt zunächst nicht zum neuen Tag-Nacht-Rhythmus. Flüge nach Osten, etwa nach Südkorea, sind für unsere Sportler besonders problematisch. Durch die Flugrichtung verkürzt sich für sie der nächste Tag, worauf sich der Organismus schlechter einstellen kann als wenn eine Verlängerung eintritt , etwa nach einem Flug von Frankfurt nach New York.“
Kann man etwas gegen den Jet Lag unternehmen?
Held: „Ja, zum Beispiel mit Medikamenten. Aber für Leistungssportler kommt das nicht infrage. Schlaftabletten würden ihre Konzentrationsprobleme weiter verstärken. Stimulierende Substanzen bringen Konflikte mit der Anti-Doping Behörde. Die Sportler sollten sofort nach dem neuen Tagesrhythmus leben und essen. Kaffee am Morgen kann hilfreich sein. Ein Mittagsschlaf würde die Umstellung allerdings verzögern.“
Einige Athleten arbeiten mit speziellen Lampen und Licht-Brillen, die bei der Umstellung helfen sollen. Ist das erfolgversprechend?
Held: „Licht ist definitiv der Schlüssel, um die Tag-Nacht-Steuerung zu beeinflussen. Helle Beleuchtung unterdrückt die Melatoninproduktion, Dunkelheit fördert die Produktion. Die zusätzliche Verwendung von speziellen Lampen und Brillen kann die Zeitumstellung beschleunigen und damit erleichtern."
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