Fernwandern in den Pyrenäen
Da ist es wieder: das Gefühl. Unterwegs sein, nur das Nötigste im Rucksack. Der Fernwanderweg GR 10 hat uns wieder, der durch die gesamten Pyrenäen führt, vom Atlantik bis zum Mittelmeer.
Seit drei Jahren laufen wir jeden Sommer eine Woche auf ihm. Wenn wir so weitermachen, kommen wir etwa in sieben Jahren in Banyuls an. Es ist ein Pilgerweg ohne religiöse Konnotation, ohne Esoterik. Ein Anti-Jakobsweg, der quer zu der in Mode gekommenen Strecke nach Santiago de Compostela verläuft. Statt des Muschelsymbols weisen rot-weiße Balken den Weg, auf Baumstämme oder Felsen am Weg aufgepinselt. In unübersichtlichem Gelände werden sie durch Steinmännchen ersetzt.
Als wir aus dem Wald herauskommen, empfängt uns leises Glockengebimmel. Eine Herde zotteliger Schafe zieht grasend über eine Bergwiese. Sie liefern die Milch für den Pyrenäenkäse. Der schmeckt besonders würzig, weil in den Pyrenäen so viele aromatische Pflanzen wachsen.
Ein Pfund Käse im Rucksack
Ein gutes Pfund davon tragen wir in unserem Rucksack, und eigentlich wäre es bald Zeit für ein Picknick. Im Örtchen Borce, wo wir am Abend müde und sonnenverbrannt eintreffen, kreuzt der GR 10 erneut einen der Jakobswege. Wir übernachten in einer Pilgerherberge, die aus einem kleinen Steinhaus mit einer Küche und zwei Mehrbettzimmern besteht. Die Tür ist unverschlossen. „Herzlich willkommen, richtet Euch ein, ich komme später vorbei“, steht auf einem Zettel, den die Herbergswirtin hinterlassen hat. Wie schön, nach einem langen Wandertag auf solche Gastfreundschaft zu stoßen.
Am nächsten Tag führt der GR 10 dicht an den Rand des Abgrunds: Der Chemin de la Matûre ist ein schmaler Pfad, wie von einem Riesen als Rille in eine mächtige Felswand gekratzt. Tief unten: die Höllenschlucht, die tatsächlich so heißt.
Steil bergauf
Es geht steil hinauf, bald lassen wir das saftige Grün hinter uns und laufen über Felsen. Der Col d’Ayous (2185 Meter) bietet den ersten Blick auf den gebirgigsten Teil der Pyrenäen mit ihren rauen Felsen, gescheckt mit Schneefeldern. Der Pic du Midi d’Ossau (2884 Meter) erhebt sich pyramidenförmig, graue Geröllfelder und dunkelgrüne Waldflecken bilden seine Basis.
Der GR 10 ist zwar alles andere als überlaufen, aber abends treffen sich doch häufig dieselben Wanderer in den Hütten. „Na endlich, wir dachten schon, Ihr habt Euch verlaufen“, bekommen wir zu hören, als wir in Gabas eintreffen.
Die längste Etappe
Die nächste Etappe bis nach Gourette ist die längste der Woche: Knapp zehn Stunden reine Gehzeit veranschlagt der Wanderführer. Zum Wachwerden gibt es eine Passage, die eine gute Portion Schwindelfreiheit verlangt. Der Weg ist nicht viel breiter als ein Rucksack, links davon geht es steil ins Tal hinab. An der Felswand rechts ist immerhin ein Drahtseil befestigt. „Wie war die Aussicht?“, fragt uns später ein anderer Wanderer. „Ich habe nichts gesehen außer dem Drahtseil“, gesteht er lächelnd.
Hourquette d’Arre heißt die Scharte, die den herrlichen Blick ins nächste Tal freigibt. Wir haben uns 2465 Meter erarbeitet und sind stolz, erschöpft und hungrig. Im Schatten einer kleinen Hütte wird alles vertilgt, was der Rucksack hergibt: Baguette mit Pyrenäenkäse, Äpfel, Schokoladenkekse.
Schluss mit Sonnenschein
Am nächsten Tag ist Schluss mit Sonnenschein. In den Pyrenäen regnet es häufig, deswegen sind sie auch so schön grün. Mittlerweile ist das Département Hautes-Pyrénées erreicht. Das klingt nach Hochgebirge. Aber erst geht es wieder ins Tal hinunter nach Arrens. Uns erwartet eine ordentliche Berghütte, in der es weder Strom noch Handyempfang gibt, dafür aber ein großes Matratzenlager mit Decken, die noch aus dem Ersten Weltkrieg stammen könnten. Statt einer Dusche gibt es eine Katzenwäsche mit kaltem Wasser bei Kerzenlicht.
Am letzten Wandertag geht es nur noch bergab, hinunter nach Cauterets. Schade, wir waren gerade so gut im Rhythmus. Der Alltag war herrlich weit weg.
Ulrike Koltermann
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