Von Lichtmess bis Ostern
Brauchtum der Fasten- und Osterzeit steht im Mittelpunkt
Wer weiß das noch? Zum ersten Mal legt der Osterhas am Josefitag in das Nest. Und besondere Freude hatten die Kinder, wenn das mit Zwiebelschalen gefärbte Ei noch warm war. Denn da musste der Osterhase noch in greifbarer und sichtbarer Nähe sein. Das volkstümliche und religiöse Brauchtum von „Lichtmess bis Ostern“ stellt der Heimatverein Unteres Zusamtal mit einer Sonderausstellung in den Mittelpunkt seines 19. Ostereiermarktes. Der findet statt am Sonntag, 30. April, von 10 Uhr bis 17 Uhr in der Gemeindehalle Buttenwiesen.
Der Brauch, den Osterhasen mit frischem Moos in das Nest aus gebogenen Weidenruten zu locken, hat sich bis in unsere heutige Zeit erhalten. Auch die warmen „Haseneier“ erleben in jüngster Zeit wieder eine Renaissance, Färbungen mit „Randebrühe“ (Rote Beete Saft), Zwiebelschalen und Spinat ebenfalls. Die lockenden Has-Lege-Sprüche dazu „Has, Has, Langohr, leg mir vor“ oder „Has, Has leg, oder du kriagsch Schläg“ hört man dagegen aus Kindermund nur noch selten.
Ebenso wenig bekannt ist, dass die jungen Burschen die Mädchen mit diesem Spruch ans Fenster lockten, um Eier zu betteln. „Wenn sie welche bekamen, dann gab es dafür in der Walpurgisnacht ein Birkenbäumle – wenn nicht, dann eben einen Besen“, erzählt Kreisheimatpfleger Alois Sailer mit einem Schmunzeln. Und so hängen die Bräuche in den Jahreszeiten auch immer irgendwie zusammen und der Frühling erwacht zu buntem Leben.
„Es geht nauswärts“, sagen die Leute an Lichtmess. Denn an Lichtmess (2. Februar) ist der Tag bereits wieder eine Stunde länger geworden. Für die Dienstboten galt Lichtmess als Termin für einen beabsichtigten Wechsel, den Schlenkerstag. Auch bekam die Magd an Lichtmess vom Knecht fürs Flicken und Waschen der Arbeitskleidung einen Wachsstock geschenkt.
An Mariä Lichtmess wurden Kerzen und Wachsstöcke geweiht. Ein Wachsstock wurde als Talisman gesehen und sollte bei schweren Krankheiten, bei Geburt und Unwetter helfen.
Dabei spielten vor allem die Farben eine bedeutende Rolle: Grünes Wachslicht galt für den Schutz von Obstbäumen, gelbes für den Schutz von Getreide.
Wachsstöcke in Dunkelrot (rote „Klag“) zählten zu den wertvollsten, denn sie sollten in allerhöchster Not helfen, wurden bei Gerichtsverhandlungen mitgenommen, bei der Hofübergabe oder gegen Feuer. Nach der Weihe wurde ein Stück ans Kreuz im Herrgottswinkel gehängt.
Die Farbe rosarot war den Erstgebärenden vorbehalten. Blaue Wachsstöcke schenkte man für eine gesunde Wiederkehr und schwarze sollten Unwetter abhalten.
Lediglich einfache weiße Wachsstöcke wurden während der Totenmesse angezündet. Wachsstöcke mit Bildmotiven galten als Schmuckstücke und wurden zwischen die Wäsche gelegt. Der Brauch, die Kerzen immer an Lichtmess weihen zu lassen, hat sich bis in die heutige Zeit gehalten.
Wer sich für religiöses Brauchtum in der Fasten- und Osterzeit interessiert, wird beim 19. Ostereiermarkt des Heimatvereins Unteres Zusamtal auf eine Vielzahl von Exponaten und Erklärungen stoßen. Gezeigt werden Gegenstände religiösen Brauchtums unserer Heimat wie beispielsweise Wachsstöcke (siehe Bild), Palmbuschen, Rätschen, Osterlämmer, Osterkerzen, Messgewänder und vieles mehr.
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