Rumänen liegen keinem auf der Tasche
Alina Oettle ist wegen der Hetze gegen ihre Landsleute enttäuscht
Wertingen „Niemand verlässt seine Familie und seine Heimat, nur um wenige Hundert Euro in Deutschland zu kassieren!“ Alina Oettle, 38 Jahre alt, spricht über die vielerorts befürchtete Armutszuwanderung insbesondere von Rumänen und Bulgaren.
Selbst gebürtige Rumänin, lebt sie seit mehr als zehn Jahren in Wertingen und äußert sich enttäuscht über das derzeitige „alle über einen Kamm scheren“. Entrüstet sagt sie: „: „Seit ich hier bin, arbeite ich und lag nicht für einen Cent dem deutschen Staat auf der Tasche.“
Und weiter: „Auf dem Wertinger Ordnungsamt hat man mir anfangs sofort deutlich gesagt, dass ich hier in meinem Beruf als Juristin nicht arbeiten dürfte.“ Das passierte, als sie ihre erste Aufenthaltserlaubnis beantragte. „Das war mir klar, ich wollte ja nur wenige Wochen bleiben, um mein Deutsch und meine Italienischkenntnisse zu verbessern, deshalb jobbte ich bei italienischen Gastronomen als Bedienung.“
Zu Hause in Reschitsa, in Rumänien, besuchte sie als Kind das Gymnasium, studierte Jura und arbeitete danach bereits als Juristin im Heimatland. „Schon in der Schule hatten wir Deutsch und Französisch, und um Italienisch zu lernen, bin ich Anfang 2000 noch für mehrere Monate nach Rom gegangen“, so Oettle im Rückblick.
Zu ihrer Familie zählten in den 1990er Jahren außer Bruder und Eltern, noch ihr erster Ehemann und etwas später ihr erstes Kind, Sohn Robert, heute 15 Jahre alt. Die Ehe hielt nur kurze Zeit.
„Nach Rom kam wenig später das Angebot, in Deutschland, also konkret in Wertingen, beide Sprachen durch einen Aushilfsjob zu verbessern.“ Oettle lacht und erinnert sich: „Ursprünglich wollte ich nur drei Sommermonate bleiben, doch dann habe ich meinen zweiten Mann Wolfgang kennengelernt.“ Wegen der jeweils nur für drei Monate gültigen Aufenthaltserlaubnis pendelte sie bis zur Hochzeit im September 2004 zwischen Wertingen und der Heimatstadt Reschitsa.
In der Zeit kämpfte sie bereits gegen ein weiteres Vorurteil: nur wegen eines dauerhaften Aufenthalts zu heiraten. Oettle ist inzwischen zweifache Mutter: „Unsere Tochter Isabella und die Tatsache, dass wir seitdem zusammenleben, ist wohl der beste Gegenbeweis“, sagt sie, nicht ohne leichte Verbitterung im Ton.
Oettle ist fleißig. Neben Haushalt, Familie und Kindeswohl, fand sie zusätzlich eine feste Anstellung als Bürokauffrau.
Trotzdem jobbt sie weiter als Bedienung – bis heute. „Alles war und ist korrekt, ich arbeite, bin nach wie vor als Aushilfsbedienung angemeldet, es werden Steuern und Abgaben für mich entrichtet, und auch ich zahle meine Steuern an den deutschen Staat.“
Von ihren Landsleuten aus Rumänien, die in der Region Wertingen leben und mit denen sie in Kontakt steht, weiß sie, „dass nicht einer von Hartz IV oder sonstigen Vergünstigungen lebt, alle arbeiten für ihr Geld, auch wenn das oft nicht gerade viel ist“.
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