Wohnwagen statt Wohnung
Die Wertinger Stadtverwaltung bietet derzeit eine Zwischenlösung für Obdachlose an
Wertingen Man wisse, dass Obdachlose auf Hilfe durch die Gemeinden angewiesen seien, beteuert Wertingens Bürgermeister Willy Lehmeier. Die Ursache für Obdachlosigkeit ist für den Stadtchef aber auch klar: „Die Politik hat in Sachen sozialer Wohnungsbau sehr lange geschlafen, was bedeutet, dass für viele Bevölkerungsschichten preisgünstige Mietwohnungen nicht mehr zu finden sind.“
Die Folge seien immer mehr obdachlose Menschen und Familien, für deren Unterkunft die Gemeinden und Kommunen aufkommen müssen. „Das ist jedoch nicht wertingenspezifisch, sondern ein deutschlandweites Problem“, so Lehmeier.
Auch in der Zusamstadt fehle es an geeignetem Wohnraum, auf welchen man zurückgreifen könnte, sollte sie durch Gerichtsvollzieher oder zuständige Behörden von der Existenz Obdachloser in Kenntnis gesetzt werden, sagt der Leiter des Wertinger Ordnungsamts, Karl Benz.
Vor geraumer Zeit habe man bei Bedarf das kleine Häuschen in der Laugnastraße nutzen können, doch dieses sei inzwischen mehr als baufällig: „Die sanitären Einrichtungen im Haus an der Laugnastraße sind derart mangelhaft, dass man da wirklich nur Freiwillige rein lassen könnte.“ Das Häuschen lasse man nur deshalb stehen, weil seit mehr als dreißig Jahren ein Teil davon von einem über 80-jährigen Mann bewohnt sei, so Benz. Um jedoch eine Übergangslösung für Bedürftige parat zu haben, habe die Stadt einen gebrauchten Campingwagen gekauft. Noch steht der fahrbare Wohnraum auf dem Gelände des städtischen Bauhofs: „Der muss noch ein wenig umgebaut werden.“ Dessen zukünftiger Standort soll dann das Gelände an der Kanalstraße sein, da wo ehemals die Lebenshilfe angesiedelt war, so Benz weiter.
„Auch dort müssen dann noch die Anschlüsse für Abwasser, Wasser und Strom geschaffen werden.“ Das könne man aber innerhalb kürzester Zeit herrichten, sollte sich Bedarf anmelden, versichert der Ordnungsamtsleiter. Eine andere kostengünstige Lösung habe man derzeit nicht.
Aus der Vergangenheit weiß Benz: „Eine Unterkunft im Hotel auf Kosten der Gemeinde ist einerseits die teuerste Lösung, andererseits fürchten die Hotelbesitzer um ihren Ruf, wenn sie Obdachlose beherbergen.“
Und eine weitere Möglichkeit, die der sogenannten Wiedereinweisung in die verloren gegangene Wohnung, sei auch nur im rechtlichen Sinne eine Lösung: „Mal abgesehen, dass die Stadt das verlangen könnte, versuchen wir das zu vermeiden, denn wir müssten dann auch die Miete zahlen und der Ärger mit dem Wohnungsbesitzer oder Vermieter ist vorprogrammiert.“
Benz sagt, auch die Betroffenen selbst seien angehalten, sich darum zu kümmern, ein Dach über dem Kopf zu haben. Bürgermeister Willy Lehmeier appelliert daher nicht zum ersten Mal an die Bürger: „Ich bin jedem dankbar, der geeigneten Wohnraum zur Verfügung stellt, denn der Wohnwagen kann für uns auf Dauer nur eine Zwischenlösung sein.“ Auch gelte es, Privatleute oder Siedlungsbaugenossenschaften, die bezahlbaren Wohnraum schaffen, seitens der Politik zu unterstützen.
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