Klassik und Moderne im Wechsel in der Alten Synagoge Binswangen
Das Blechbläserquintett Brasspur hat in Augsburg seine Wurzeln. Zum 40-Jährigen gab es nun auch in der Alten Synagoge in Binswangen ein fulminantes Konzert.
Wenn es nicht draußen schon einen sommerlichen Abend gegeben hätte, dann wäre Brasspur mit hinreißenden Blechbläserklängen der richtige Aufheizer für das Publikum gewesen. In der Alten Synagoge in Binswangen ist es von Oktober bis Mai kühl. Man sollte diese nobel gekleideten Herren vielleicht noch einmal in den Wintermonaten in das altehrwürdige Gebäude einladen. Denn sie wissen, wie man mit Klassik und moderner Musik Unterhaltung vom Feinsten bieten und gleichzeitig die Herzen von Musikliebhabern erwärmen kann.
Diese fünf smarten Typen, die unterschiedlicher nicht sein könnten und ein temperamentvolles Ensemble bilden, bieten neben Könnerschaft an Trompete, Horn, Posaune und obendrauf noch Akkordeon Humor und Lebensfreude, sodass der Posaunist und Moderator Harald Bschorr nur noch das Sahnehäubchen setzen muss. Er ist der Gründer des angesehenen Blechbläserensembles. Es fällt dem schlaksigen Vollblutmusiker nicht schwer, Informationen leicht herüberzubringen. Da bedarf es keines Programms, da ist alles live und wirkt herrlich spontan. Und da ist auch noch sein Charme alter Schule.
Brasspur ist ein Blechbläserquintett aus Augsburg
Das Beste aus 40 Jahren wolle man präsentieren, verspricht Bschorr und es gibt zum Auftakt in der Synagoge gleichsam eine Geburtstagstorte in Form von Klängen aus der Feuerwerksmusik von Händel. Der Raum bietet dafür seine gewohnt tolle Akustik und es klingt bis in die letzte Ecke festlich und mitreißend. Dann serviert Brasspur einen „Mozart-Querschnitt“, bei dem fünf gleichrangige Solisten ihre Ensembleleistung dokumentieren und ihre eindrucksvolle Harmonie beweisen können. Blechblasinstrumente im Dialog. Tanzende Trompetenklänge vereinigen sich mit der Abendsonne, die in der Synagoge durch die maurischen Fenster Kringel auf das goldene Blech malt.
Die einzelnen Musiker dürfen bei unterschiedlichsten Stücken ihre Talente beweisen. Trompeter Martin Ehlig aus Franken ist es etwa bei der zauberhaften Arie „O mio babbino caro“. Das Stück stammt aus Puccinis Oper Gianni Schicchi. Maria Callas hat das Lied einst anrührend interpretiert.
Die fünf Musiker traten in der Alten Synagoge in Binswangen auf
„Sie bekommen heute gleich mehrere Opern pro Abend, wo gibt es das schon?“, bringt Harald Bschorr das Publikum zum Schmunzeln. Dann sind es drei Sätze aus Carmen, unter anderem die berühmte Ouvertüre, die raumfüllend hinausklingt bis auf den Platz vor der Synagoge. Brasspur lässt seine Spielleidenschaft von der Leine und die Musiker demonstrieren dabei ihre leichtfüßig daherkommende Perfektion.
Evgeni Trambev, ein eindrucksvoller junger Hornist, präsentiert dann eine zarte Weise aus seinem Heimatland Bulgarien. Stefan Wiedemann, der neben Trompete auch Akkordeon liebt, ist zusätzlich noch als interessanter Arrangeur bei Brasspur im Einsatz. „Es muss was Wunderbares sein“ aus dem Weißen Rössl lässt das Publikum dahinschmelzen und der imposante Tubist Herbert Hornig kann ein wenig clownesk einen Jodler loslassen und auch noch zur Kuhglocke greifen. Das darf er, er stammt schließlich aus dem Allgäu!
Derzeit reihen sich die Konzerte in der Synagoge in Binswangen aneinander
Harald Bschorr entführt im Eiltempo von der Zusam schließlich in die Lichterstadt Paris. Stefan Wiedemann verwöhnt dabei mit seinem Akkordeon die Konzertbesucher. „Schau mich nicht so an“, musikalisches Liebesgeflüster. Und die „Hymne auf 40 Jahre Brasspur“, aus der Feder von Wiedemann, heißt denn auch „Die glorreichen Fünf“. Was für ein swingendes Glanzlicht zum Abschluss, dem noch der Beatles-Song „Penny Lane“ folgt sowie der viel geliebte italienische Hit „Bella ciao“. Stefan Wiedemann präsentiert sich selbstbewusst als Sänger mit „Thank you for the music“. Ein vielversprechender Karrieresprung?
Was für ein Abend! Das Auditorium lässt Brasspur nur schweren Herzens ziehen.
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