Hebammen sind wütend und verzweifelt
Geburtshelferinnen stehen vor dem existenziellen Aus
Wertingen Als die drei Hebammen am Wertinger Krankenhaus am Mittwochabend die Hiobsbotschaft erhielten, fielen sie aus allen Wolken: „Wir haben 30 Prozent mehr Geburten als im vergangenen Jahr zur selben Zeit. Von den Schließungsplänen sind wir deshalb total überrascht worden. Wir haben nichts geahnt.“
Isabel Heigl, die Jüngste unter den Dreien, arbeitet erst seit einem halben Jahr auf der Wertinger Geburtshilfestation. Die Mutter von vierjährigen Zwillingen hat dunkle Ringe unter den Augen, sie steht offensichtlich unter Schock. „Ich habe zwei schlaflose Nächte hinter mir. Mir geht‘s wirklich schlecht“, sagt sie, denn die 39-Jährige plagen enorme Existenzängste: „Ab 1. Juli stehe ich wahrscheinlich auf der Straße.“ Barbara Wenger, die dienstälteste Hebamme am Wertinger Krankenhaus, arbeitet seit 44 Jahren in ihrem Beruf, „mit Herzblut“, wie sie sagt. Denn eigentlich könnte sie schon längst in Rente gehen. „Mir würde aber was fehlen.“ Warum die Wertinger Abteilung schon wieder in Schieflage geraten ist, schreibt sie dem Gesundheitssystem zu: „Das hat uns das Genick gebrochen.“ Wie die Fachärzte müssten auch die Hebammen immer höhere Auflagen erfüllen und höhere Versicherungsbeiträge entrichten. Die Beiträge hätten sich in den letzten Jahren vervierfacht. „2012 soll schon wieder eine Erhöhung kommen. Dann zahlen wir 6000 Euro im Jahr aus eigener Tasche“, berichtet Klara Gerlesberger. Sie ist wütend: „Man hat mit uns ein falsches Spiel gespielt“, kritisiert sie. Während in den umliegenden Kliniken viel Geld für die Geburtshilfe investiert wurde, sei in Wertingen gespart worden. Gerlesberger: „Unsere Wöchnerinnen haben bis heute keine Dusche auf dem Zimmer. Sie müssen sich die Dusche auf dem Gang mit Männern teilen.“ Trotz der widrigen Umstände sei der Zuspruch werdender Eltern groß gewesen. Den Grund sieht sie in der äußerst guten Teamarbeit. „Wir ermöglichen unseren Wöchnerinnen ein familiäres Umfeld, in dem sie sich wohlfühlen.“ Daneben schöpften die Hebammen aus einem umfangreichen geburtshilflichen Erfahrungsschatz. „Wir geben den Müttern die Chance, ihre Kinder auf natürlichem Wege zu gebären.“ Die Kaiserschnittrate sei im Vergleich zu anderen Kliniken niedrig, zu niedrig für betriebswirtschaftliche Berechnungen?
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