Lufthansa-Streik: Zehntausende Passagiere betroffen
Ein 36-Stunden-Streik von Piloten hat den Europaverkehr der Deutschen Lufthansa massiv beeinträchtigt. 990 Flüge wurden gestrichen, mehrere zehntausend Passagiere waren betroffen. Der Streik soll andauern.
Frankfurt/Main (dpa) - Ein 36-Stunden-Streik von Piloten hat den Europaverkehr der Deutschen Lufthansa massiv beeinträchtigt.
Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit rief ihre Mitglieder bei den Lufthansa-Töchtern CityLine und Eurowings auf, zwischen Dienstag 12 Uhr und Mittwoch 24 Uhr die Arbeit niederzulegen. Damit sollte die Arbeitgeberseite im monatelangen Tarifstreit zu einem neuen Angebot gezwungen werden.
Die Lufthansa strich 990 Flüge, mehrere zehntausend Passagiere waren betroffen. Während der Streikzeit fällt damit rund ein Drittel des Lufthansa-Europaverkehrs aus. Vor zwei Wochen hatte ein 24-Stunden-Streik zu mehr als 600 Flugausfällen geführt.
Lufthansa versuchte, die Streik-Auswirkungen auf die Fluggäste abzumildern. So wurden Passagiere auf andere Maschinen, zum Teil auch von anderen Fluggesellschaften, umgebucht. Zudem setzte sie Flugzeuge der Konzernmutter auf den Strecken ein.
Auf innerdeutschen Strecken bot sie den Gästen an, auf die Bahn umzusteigen. Auch kostenlose Stornierungen waren möglich. Das befürchtete Chaos blieb weitgehend aus. Am Drehkreuz Frankfurt bildeten sich am frühen Nachmittag trotz mehrerer Ausfälle in den Wartehallen keine langen Schlangen.
CityLine und Eurowings bedienen im Auftrag der Lufthansa mit relativ kleinen Maschinen weniger stark frequentierte Verbindungen in Europa. Darunter sind auch Zubringerflüge zu den großen Drehkreuzen Frankfurt und München. Nicht betroffen von den Streiks sind dagegen Langstreckenflüge nach Asien oder Amerika sowie wichtige innereuropäische Strecken, die von der Lufthansa AG geflogen werden. Auch andere Lufthansa-Töchter wie Air Dolomiti flogen planmäßig.
Die Gewerkschaft hatte die Tarifverhandlungen für die zusammen mehr als 1000 Piloten beider Gesellschaften im Mai für gescheitert erklärt. In einer Urabstimmung sprachen sich anschließend mehr als 99 Prozent der VC-Mitglieder für Streiks aus. Im Kern geht es bei den Verhandlungen um mehr Geld, eine konkrete Forderung für eine Anhebung hatte die Gewerkschaft in der Öffentlichkeit aber nicht genannt.
Die Lufthansa veröffentlichte am Dienstag erstmals ihr Angebot an die Gewerkschaft. Demnach sollten die Gehälter bei den CityLine-Piloten in zwei Schritten um zusammen 5,5 Prozent bei 18 Monaten Laufzeit steigen. Für Eurowings waren zuletzt insgesamt 6,5 Prozent bei 24 Monaten Laufzeit angeboten worden, wie Lufthansa-Sprecherin Claudia Lange mitteilte. Zudem waren verschiedene Einmalzahlungen vorgesehen. Beide Unternehmen könnten nicht nachvollziehen, dass die Vereinigung Cockpit zum Streik aufgerufen habe und nicht an den Verhandlungstisch zurückgekehrt sei. Zudem zahlten beide Unternehmen schon heute mehr als die Wettbewerber.
Normalerweise werden bei Tarifverhandlungen der Piloten keine konkreten Zahlen genannt, auch nach einem Abschluss blieb die Höhe in den vergangenen Jahren oftmals offen. Piloten zählen zu einer der höchstbezahlten Berufsgruppen in Deutschland, die Einstiegsgehälter liegen bei der CityLine bei etwa 50 000 Euro. Kapitäne bei der Konzernmutter erhalten nach einigen Jahren mehr als das doppelte.
Die Leiterin Tarifpolitik bei der Gewerkschaft, Ilona Ritter, sagte: "Wir gehen mit Augenmaß vor." Nach mehreren Jahren Nullrunden oder nur minimalen Gehaltsanhebungen bei den Lufthansa-Töchtern wollten diese Piloten auch am Erfolg des Lufthansa-Konzerns beteiligt sein. "Wir haben leider keinen anderen Weg vor uns", sagte Ritter.
Laut Vereinigung Cockpit sind von den Arbeitskämpfen unter anderem die Flughäfen Frankfurt, Düsseldorf, Hannover, Stuttgart, Berlin- Tegel, Leipzig und Hamburg betroffen. In Hamburg wurden bis zum Nachmittag 14 Flüge unter anderem nach Stuttgart, Mailand, Brüssel und Genf gestrichen. In Berlin-Tegel sollten unter anderem Maschinen nach Nürnberg, Zürich und London ausfallen.
Die Verhandlungen bei den Piloten der Töchter finden unabhängig von den Tarifverhandlungen für die rund 50 000 Beschäftigten am Boden und in der Kabine bei der Lufthansa-Konzernmutter statt. Hier läuft derzeit eine Urabstimmung der Gewerkschaft ver.di, die ebenfalls den Weg für unbefristete Streiks freimachen soll. Mit einem Ergebnis der Mitgliederbefragung wird am Freitag gerechnet, anschließend könnten auch hier Streiks den Flugplan durcheinanderwirbeln.
Dagegen hatte es bei dem ebenfalls von Lufthansa kontrollierten Billigflieger Germanwings vergangene Woche eine Einigung über die Bezahlung der Piloten gegeben. Diese steht allerdings noch unter dem Vorbehalt, dass beide Seiten dem Kompromiss zustimmen.
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