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01.08.2008

Alles eine Frage des Stils

Augsburg Kaum etwas bereitet Menschen größeres Vergnügen, als zu beobachten, wenn berühmte Vertreter ihrer Spezies den eigenen Ansprüchen nicht gerecht werden. Zunächst kann sich der Zuschauer innerlich vor Grausen schütteln. Es folgt das wunderbare Gefühl der moralischen Überlegenheit. Die Krönung bildet die persönliche Verurteilung des Bösewichts.

Am Freitag hat sich dieser lustvolle Vorgang über das ganze Land hinweg ereignet, stellte doch das "Arbeiter-Blatt" Bild entsetzt fest, der Arbeiterführer Frank Bsirske sei "gratis 1. Klasse in die Südsee" geflogen. Trifft das zu, hätte der Chef der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi ein Problem, schließlich ist seine Organisation auch für Beschäftigte des Luftverkehrs zuständig. Verdi hat bis zu dem Tarifabschluss am Freitag die Lufthansa bestreikt. Bsirske wiederum arbeitet zusätzlich als stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Airline.

Unter Palmen mit einem kühlen Drink

Folgt man dem Boulevardblatt, begann der 56-Jährige die Reise mit seiner Frau schon am 8. Juli. Die Flüge in das Paradies unter Palmen und mit türkisfarbenem Wasser seien - das ist die eigentliche moralische Vorhaltung des Ethik-Fachorgans - für den Lufthansa-Aufseher kostenlos. Nach den Recherchen kehren die Urlauber am 11. August zurück. Der Südsee-Trip wird weder von der Verdi- noch der Lufthansa-Pressestelle bestätigt. In Gewerkschaftskreisen ist immerhin in Erfahrung zu bringen, der Verdi-Boss sei während des Tarifkonflikts in den Urlaub gestartet. Aus seinem Umkreis heißt er zumindest, Bsirske habe das Flugzeug genommen.

Wohin die Reise ging, lassen die Befragten offen. Sie dementieren aber nicht, dass sich der Verdi-Mann unter Palmen in der Sonne aalt und kühle Drinks konsumiert. Vielleicht trinkt er dort wie zu Hause auch nur den geliebten grünen Tee. Für die Südsee-Theorie spricht Bsirskes Neigung zu Piratenfilmen.

Im Fall des Gewerkschafters drängt sich eine weitere Frage auf, die den Bild-Ethik-Päpsten entgangen ist: Bsisrke ist Mitglied der Grünen. Wie kann er eine lange Flugreise rein klimamoralisch vor seinem Gewissen verantworten? Ist der Verdi-Chef innerlich zerrissen? Kann er vor Selbstzweifeln den Urlaub noch genießen? Setzten die Skrupel schon während der Flugreise ein? Ließ Bsirske deshalb die in der ersten Klasse üblichen Jakobsmuscheln in Kapern-Rosinensauce nach der Hälfte stehen?

Wir konfrontieren den Verdi-Mann mit Kant

Der Mann wird viele Fragen nach seiner Rückkehr zu beantworten haben, vor allem jene nach Anspruch und Wirklichkeit. Es ließe sich ihm als mangelnden Stil aulegen, während eines Tarifkonfikts, in dessen Folge reichlich Flüge ausgefallen sind, in sonnige Gefilde abzuheben. Ein Philosoph könnte auf die Idee kommen, Bsirske mit dem "Kategorischen Imperativ" von Immanuel Kant zu konfrontieren. Dieser lautet: "Handle so, dass die Maxime Deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne." Der braun gebrannte Arbeitnehmer-Vertreter müsste sich fragen lassen, ob er es gutheißt, wenn alle Spitzengewerkschafter auf Kosten von Konzernen für lau (wenn das zutrifft) in die Südsee fliegen sollen. Wir trauen uns, für den Verdi-Mann zu antworten: "Nein, das will ich nicht!" Meist kommt die Einsicht zu spät, wie es uns andere gefallene Spitzenkräfte vorgeführt haben. Mangelnden Stil bewies der einstige Chef der Lokführergewerkschaft, Manfred Schell, als er in Streikzeiten in Kur ging.

Ein nicht minderes Maß an Fingerspitzengefühl fehlte Ex-Volkswagen-Personalvorstand Peter Hartz, der im Skandal um Schmiergelder, gekaufte Betriebsräte und Bordellbesuche versank - Themen, die nicht zu einer Firma passen, die Autos für Normalverdiener baut. Doch immer wieder verlieren Top-Leute den Kontakt zur Basis. Sie rechnen nicht damit, ertappt zu werden. Ex-Bundesbank-Präsident Ernst Welteke ist dafür ein Musterbeispiel. Er ließ sich vier Nächte mit seiner Familie im Berliner Luxushotel Adlon von der Dresdner Bank aushalten. Es wäre für Bsirske eine Katastrophe, Teil dieser amoralischen Runde zu werden.

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