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15.07.2002

Bio-Grafie eines schwäbischen Pioniers

Firmenportrait: Rapunzel in Legau Sunisa Baumhämmel packt die Müslitüten zum Verschicken in Packete. Foto. Christina Bleier
Foto: AZ

Im vergangenen Jahr hat Joseph Wilhelm (48) eine Auszeit genommen. Getrieben vom Bedürfnis, "nach 28 Jahren Schwerarbeit Abstand zu gewinnen". Er fuhr in die Pyrenäen, schnürte die Wanderstiefel und begann zu gehen. Immer entlang des Jakobsweges, einer Pilgerstrecke, die nach dem Apostel Jakobus dem Älteren benannt ist und in den spanischen Wallfahrtsort Santiago de Compostela führt. Rund 1000 Kilometer ging Wilhelm zu Fuß, füllte zwei Bücher mit seinen Gedanken und schloss die Tour mit einer Rundreise über die südliche Erdhalbkugel ab.

Von unserem Redaktionsmitglied Andreas Frei

Legau

Heute erinnert eine Fotogalerie in der Kantine der Rapunzel Naturkost AG in Legau (Landkreis Unterallgäu) an das gut viermonatige Abenteuer des Firmenchefs. Eine Reise, die Wilhelm zu der Erkenntnis gebracht hat: "Die Strukturen funktionieren, ich bin abkömmlich." Das ist als Kompliment an die Mitarbeiter zu verstehen. Rapunzel hat das erfolgreichste Jahr seiner 28-jährigen Unternehmensgeschichte hinter sich. Sowohl Umsatz (plus 23 Prozent auf 62,5 Mill. Euro) als auch Ergebnis (Ebitda plus 74 Prozent auf 2,2 Mill. Euro) machten 2001 Riesensprünge. Grund nach Ansicht Wilhelms: die Lebensmittel-Skandale mit BSE sowie Maul- und Klauenseuche, die bei vielen Verbrauchern eine "Bewusstseinswandlung" weg von konventionellen hin zu ökologisch-biologischen Lebensmitteln verursacht hätten. Selbst im ersten Halbjahr 2002, das allerorten von dramatischen Umsatz-Einbrüchen im Handel geprägt war, haben die Erlöse um sieben Prozent zugelegt.

Das Konzept geht auf, die Fertigung von Naturkostprodukten wie Müsli, Brotaufstrichen, Suppen und Nudeln mit Rohstoffhandel und der Produktion von Fremdmarken (Rapunzel-Produkte, die unter einem anderen Namen verkauft werden) zu verbinden. Das Unternehmen baut Rohstoffe wie Oliven (Spanien) selbst an oder lässt sich von Vertragspartnern beliefern. Allein in der Türkei sind rund 700 Bio-Bauern mit der Produktion von Trockenfrüchten, Nüssen, Linsen und Sesam beschäftigt. Am Stammsitz in Legau, inmitten der 3055-Seelen-Gemeinde, werden unter anderem verschiedene Müsli-Sorten zubereitet. Das funktioniert noch nach traditionellem Rezept: Die Zutaten werden in eine riesige Edelstahlwanne geschüttet (die man intern, so Marketingleiterin Heike Kirsten, "Geburtswanne" nennt) und von zwei Mitarbeitern vorsichtig per Schaufel vermischt.

Schließlich wird der Müsli-Mix in Säcken abgefüllt und wandert zur Abpackmaschine. Stationen, die für keinen der 220 Beschäftigten (davon 170 in Vollzeit) fremd sind. "Kommen neue Mitarbeiter ins Haus, durchlaufen sie zunächst alle Bereiche", berichtet Kirsten. Also auch Produktion, Verpackung und Lager. Die Marketing-Expertin arbeitete selbst einige Wochen an Maschinen und im Lager, bevor sie ihre Stelle in der Führungsetage antrat. "Es fördert das gegenseitige Verständnis", sagt sie. Dazu gehört auch das gemeinsame Frühstück jeden Morgen um halb zehn im "Casino", wie sich die Kantine bei Rapunzel nennt. Die Kosten übernimmt das Unternehmen. Im Übrigen duzen sich alle Mitarbeiter. Auch der Chef lässt sich mit du anreden. Das habe "sich so ergeben", sagt er.

Wilhelm pflegt den lockeren Umgangsstil. Wer zu ihm ins Büro will, tritt einfach ein; die Türe steht ohnehin immer offen. Zuviel Etikette widerstrebt ihm. Zum Gespräch erscheint er in Halbarmhemd und Freizeithosen, die Füße strumpflos in Sandalen. So erzählt er, wie alles begann, damals im Jahr 1974, als "uns keiner ernst genommen hat" und Wilhelm in Augsburg seinen ersten Bio-Laden eröffnete. Dort verkaufte er Brot und Gemüse.

Fünf Jahre später erwarb er einen Bauernhof in Kimratshofen (Oberallgäu), 1986 folgte der Umzug ins benachbarte Legau. Wilhelm erinnert sich: "Einen großen Geschäftsplan gab es anfangs nicht." Heute redet der Unternehmer von "antizyklischer Geschäfspolitik", von steigendem Exportanteil (derzeit 29 Prozent), rechtfertigt die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft im Jahr 1990 (51 Prozent der Anteile hält Wilhelm, den Rest rund 500 Aktionäre) und erläutert, warum ein Börsengang nicht in Frage komme: "Das würde zu viel Management für die Börsenstruktur absorbieren." Zwischendrin fallen Sätze wie: "Spaß ist Bestandteil unseres Firmenziels." Es scheint so, als wolle der Hobby-Bauer Wilhelm (er nennt 25 Kühe sein Eigen) etwas vom Geist der siebziger Jahre bewahren. Als er mit Hans Peter Erlinger, heute Leiter der Rohstoffabteilung, lange über den Firmennamen gegrübelt hat.

Die Entstehungsgeschichte ist schnell erzählt: Eines der ersten Produkte, das die Bio-Pioniere anbauten, war der Feldsalat. Dieser wird landläufig auch "Rapunzelsalat" genannt. Warum dann nicht die Verbindung zum Grimm'schen Märchen ziehen, dachten sich die Rapunzel-Väter. Den letzten Geschäftsbericht ziert die Zeichnung einer jungen Blondine, die sich mit den Ellbogen auf das Firmenlogo stützt. Und tatsächlich: Rapunzel lässt ihr Haar herunter...

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