Das Leben wird nicht nur teurer
So macht das Einkaufen keinen Spaß: Butter plus 46,3 Prozent, Orangensaft plus 13,3 Prozent, Benzin und Diesel plus 10,3 Prozent - alles Preissteigerungen innerhalb von nur zwölf Monaten. Aber das Statistische Bundesamt, das diese Zahlen und noch viel mehr für Oktober 2007 errechnet hat, weiß auch Überraschendes zu berichten. Es gibt tatsächlich Produkte, die im Laufe des vergangenen Jahres günstiger geworden sind.
Internet und Mobilfunk: Hier geht es mit den Preisen seit Jahren bergab. So war die Nutzung des Internets im Oktober um 6,5 Prozent günstiger als ein Jahr zuvor. Und auch Handy-Telefonate verbilligten sich in diesem Zeitraum, und zwar um 1,7 Prozent.
Nach Berechnungen des Branchenverbandes Bitkom sind die Mobilfunkkosten zwischen Juli 2005 und Juli 2007 um rund 20 Prozent gesunken. Sprecher Maurice Shahd nennt dafür zwei Gründe: Erstens der harte Wettbewerb mit immer mehr Billiganbietern, zweitens gesetzliche Vorgaben, etwa die von der Europäischen Union erzwungene Senkung der Gebühren im Ausland (Roaming). Die Prognose klingt für Verbraucher positiv. Shahd: "Die Preise werden weiter sinken, allerdings nicht mehr mit der bisherigen Geschwindigkeit."
Computer und Fernseher: Einen noch größeren Preisverfall erlebt die Branche für Unterhaltungselektronik. Innerhalb nur eines Jahres sind allein Computer um 25,1 Prozent günstiger geworden, Fernseher um immerhin 21,1 Prozent.
Solche Zahlen sind für Roland M. Stehle von der Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik nicht ungewöhnlich. Er spricht von einem "jahrzehntealten Phänomen", ausgelöst durch die Möglichkeit der Konzerne, immer kostengünstiger zu produzieren. Der jüngste Preisrutsch sei mit billigeren LCD- und Plasma-Fernsehern zu erklären. Die waren zunächst zu hohen Preisen in die Geschäfte gekommen. Mittlerweile, so Stehle, sei die Auswahl riesig und die Hersteller hätten ihre Kosten weiter gedrückt. Stehle: "2008 geht der Preisverfall weiter, aber bei Computern wird er sich halbieren."
Bekleidung Für Jacke, Pullover und Schuhe müssen Verbraucher zwar im Vergleich zum Oktober 2006 0,7 Prozent mehr bezahlen. Allerdings: "Im Vergleich zu 2000 liegen die derzeitigen Preise etwas niedriger", sagt Axel Augustin vom Bundesverband des Deutschen Textileinzelhandels. Zwar gebe es heute teurere Einzelprodukte, die etwa aufwendig bestickt seien. Doch insgesamt drücke der harte Wettbewerb das Preisniveau - vor allem, weil Discounter immer mehr Textilien in ihren Sortimenten führen.
Eine Erkenntnis des Statistischen Bundesamtes wirft jedoch Fragen auf: Krawatten sind im Frühjahr mit einem Schlag um fast 15 Prozent billiger geworden, nun aber schon wieder auf dem alten Niveau angekommen. Eine Erklärung habe auch er nicht, sagt Augustin - fügt aber lachend hinzu: "Vielleicht gab es irgendwo ein tolles Sonderangebot."
Lebensmittel: Seit die lange Zeit extrem günstigen Milchprodukte im Sommer explosionsartig teurer geworden sind, gibt es im Lebensmittel-Bereich keine Warengruppe mehr, deren Preise über einen langen Zeitraum entweder nur nach oben oder nach unten gegangen sind. "Alles hängt von der Jahreszeit ab, der Nachfrage und dem Ernte-Ertrag", sagt Paul Michels von der Zentralen Markt- und Preisberichtstelle.
Zwar gehen die Lebensmittelpreise tendenziell nach oben - aber mit Ausnahmen. Derzeit beispielsweise ist Fleisch im Vergleich zum Vorjahr um 0,9 Prozent günstiger (ein Grund: der hohe Schweinebestand); Kartoffeln kosten aufgrund der besseren Ernte im Schnitt 5,6 Prozent weniger. Und auch Äpfel seien günstiger, so Michels. Der Preis etwa für die Sorte Jonagold sank um sechs Prozent.
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