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28.10.2002

Der steile Aufstieg zum Aldi der Bier-Branche

Brauerei Oettinger. Günther Kollmar im Lager.
Foto: Diekamp

Wer gegenüber einem Münchner Brauer den Namen "Oettinger" erwähnt, kann eine Wandlung des sonst verträglichen Gegenübers beobachten. Plötzlich erscheint ein nervöses Flackern in seinen Augen. Er rümpft ein wenig die Nase und redet sich in Rage. Die Bierruhe ist dahin - und darauf kann sich Günther Kollmar, Gründer, Inhaber und heute Beiratsvorsitzender der Oettinger Brauerei GmbH aus der gleichnamigen nordschwäbischen Stadt im Ries eine Menge einbilden.

Auch die Bier-Aristokraten nehmen ihn sehr ernst. Denn dem Aufsteiger, der sich trotz aller "Anfeindungen" mit herbem Humor und Geradlinigkeit nach oben gekämpft hat, gelang 1999 der große Durchbruch. Sein Unternehmen sprang, wie die renommierte Fachzeitschrift belegt, vom zwölften auf den vierten Platz in der deutschen Inlandsabsatz-Rangliste und hat diese Position verteidigt. Nach der Darstellung des Magazins verkaufte Krombacher 2001 am meisten, gefolgt von Warsteiner und Bitburger. Demnach rangieren Hasseröder, Veltins, König, Holsten, Radeberger, die von der belgischen Interbrew übernommene Marke Beck's und das Haus Paulaner, an dem die niederländische Heineken-Gruppe indirekt beteiligt ist, hinter Oettinger.

Dem Konzentrationsprozess in der Branche ist es zu verdanken, dass Kollmar von seiner Philosophie ("Wir machen unsere Geschäfte in Ruhe") abrückte. Gegenüber unserer Zeitung legt der 64-Jährige jetzt fast alle Karten auf den Tisch: So soll der Ausstoß (ohne Export und selbst erzeugte Limonaden) von 3,7 (2001) auf 4,2 Millionen Hektoliter aufschäumen. Er will hier 2003 nochmals um zehn Prozent besser einschenken. Der Umsatz ist in den vergangenen vier Jahren jeweils um rund 20 Prozent gestiegen und wird 2002 bei etwa 220 Millionen Euro liegen. Das Unternehmen baut derzeit in Oettingen eine zweite Brauerei und investiert in diesem Jahr satte 25 Millionen Euro, davon 20 Millionen am Stammsitz. Damit verfügt die Gruppe für ihre 14 Biersorten bald über fünf Produktionsstätten. Nach der Wiedervereinigung hatte der Anbieter Ostdeutschland aufgerollt. Im thüringischen Gotha betreibt er die größte Sudstätte des Bundeslandes. In Dessow (Brandenburg) und Schwerin (Mecklenburg-Vorpommern) stehen weitere Brauereien.

Wenn in Oettingen der zweite Standort in Betrieb geht, kann Kollmar dort bis zu 1,5 Millionen Hektoliter mehr erzeugen. Er will diese Zahl durch einen weiteren Ausbau verdoppeln. Somit würden aus der Stadt rund 20 Prozent des bayerischen Bierausstoßes kommen: "Wir müssen uns in Deutschland so dick machen, ehe jene, die im Ausland dick sind, verstärkt zu uns kommen. Das ist unser Kampfauftrag." Diese Strategie hat das Unternehmen im Schlepptau der Lebensmittelmultis längst auf den Exportpfad geführt. Jenseits Deutschlands soll der Absatz von 190000 auf 380000 Hektoliter hochgefahren werden. Nicht nur in Europa werden Produkte des Hauses getrunken. Selbst in der Mongolei, der Elfenbeinküste oder Taiwan kommt das Bier in Dosenform an. Auch deshalb hat die Firma für fast 15 Millionen Euro zwei Dosen-Abfüllanlagen in Gotha und Oettingen gebaut. Letztere sei mit einem Ausstoß von 1,1 Millionen Hektoliter pro Jahr die größte in Süddeutschland. Die Büchsen-Lust steige weiter an.

Das drohende Dosenpfand von 0,25 Euro erzürnt den Firmen-Chef zwar ("Ein Akt der Ausplünderung des arbeitenden Menschen"). Der Unternehmer - er beschäftigt 730 Mitarbeiter (etwa 20 mehr als im Vorjahr) - hält jedoch an seiner Taktik fest. Schließlich treffe diese "Bevormundung" alle Hersteller. Oettinger gehöre aber zu den günstigsten Anbietern. Das würden die Kunden auch nach der Einführung des Pfandes honorieren.

Um kein Missverständnis aufkommen zu lassen: Der Konzern baut auch das Mehrweggeschäft aus und fährt auf der gleichen Niedrigpreis-Schiene. In Oettingen lagern momentan etwa 30000 Bierkisten, die im Handel für "den sozialverträglichen" Betrag von je knapp fünf Euro für bestimmte Sorten verkauft werden. Ist Kollmar ein Bier-Samariter? Nein, sonst könnte er seine Mitarbeiter nicht über Tarif zahlen und nach Berechnungen des

Dank hocheffizienter Produktionsstätten bringe es die Firma pro Mitarbeiter auf drei- bis viermal so viel Ausstoß wie andere Betriebe.

Das Unternehmen sei schlank organisiert und erziele mit motivierten Angestellten eine hervorragende Produktivität. Wer dem Gabelstapler-Fahrer Thomas Hirsch zuschaut, wie er mit dem Gefährt surrend wie Schumi durch die Kästenburgen flitzt, findet die Worte Kollmars bestätigt. Der 38-Jährige ist ein Bewegungskünstler und Teil des ausgeklügelten Logistikkonzepts, das Kosten senkt. Diese fallen auch niedriger aus, weil Oettinger "Schnickschnack" wie Hochglanz-Etiketten oder bedruckte Kronenkorken verschmäht.

Angestellte des Konzerns fahren das Bier mit 112 eigenen Lkw-Zügen aus, schaffen es in die Geschäfte und holen das Leergut ab. Das sei langfristig billiger, als auf mehrere Dienstleister zurückzugreifen.

Kollmar rechnet vor, dass sich durch diesen Direktvertrieb bis zu drei Handelsstufen einsparen lassen, die jeweils mit rund 0,75 Euro pro Kasten zu Buche schlagen. Die Firma lässt damit bis auf ihre Kunden - und dazu zählen neben Getränkemärkten etwa die Lebensmittel-Schwergewichte Metro, Rewe, Edeka, Aldi, Tengelmann, Lidl & Schwarz, Spar oder Wal Mart - keinen mitverdienen.

Überdies verzichtet das Brauhaus auf Werbung und grenzt sich von "Fernsehbieren" ab. Diese Abstinenz mache den Kasten um maximal 0,80 Euro erschwinglicher.

Außerdem hat die Gastronomie für den Betrieb kaum Bedeutung. Die Ursprünge des Konzeptes gehen auch auf diesen Umstand zurück. Als sein Vater und er 1956 die Genossenschaftsbrauerei in Oettingen, deren Vorläufer das "Fürstliche Brauhaus zu Oettingen" war, übernahmen, galten die aus dem zwar nahen, aber fränkischen Fürnheim stammenden Männer als Außenseiter. Die Platzhirsche verteidigten ihr Kneipen-Revier. So sprang der junge Braumeister Ende der 60er Jahre auf den Zug der Lebensmittelmärkte auf und kam später den harten Preiswünschen der Discounter nach. Der Gerstensaft-König fühlt sich geschmeichelt, wenn er "Bier-Aldi" genannt wird. In seiner Brust wohnen aber zwei Seelen: Eine schimmert silbern (gleich der heute in Brauereien vorherrschenden Farbe der Produktivität), die andere bodenständig-kupfern. Damit die unbekanntere Seite nach außen sichtbar ist, haben Beschäftigte unter der Regie seiner Frau Ingrid ("meine Innenarchitektin") dem Chef zum 60. Geburtstag einen großen Wunsch erfüllt und die seit 1958 stillgelegte kleine Sudstätte seiner Vorfahren in Fürnheim in ein Schmuckstück verwandelt. In der Wirtshausbrauerei und Tafernwirtschaft, die nicht mit Oettinger Renditen glänzen kann, wird unfiltriertes Forst-Quell-Bier ausgeschenkt. Hier setzt sich Kollmar an einen der schlichten Tische, lehnt sich zurück, trinkt ein Glas und sagt: "Ich bin nicht für die Ausdünnung unserer Brauerszene. Wenn einer aufgeben muss, stirbt ein Stück Geschichte. Das tut mir weh."

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