Die Welt in Angst vor einer Wirtschaftskrise
Horror-Auftakt zur Osterwoche an den Finanzmärkten: An den Börsen haben dramatische Verluste die Anleger zum Wochenbeginn geschockt.
Von Michael Stifter
Augsburg. An den Börsen haben dramatische Verluste die Anleger zum Wochenbeginn geschockt. Der Deutsche Aktienindex brach zeitweise um 4,4 Prozent ein und lag auch bei Handelsschluss mit 6182,30 Zählern noch um 4,18 Prozent unter dem Schlussstand vom Freitag. Auslöser des Kursrutsches waren unter anderem der Notverkauf der US-Investmentbank Bear Stearns und eine Gewinnwarnung von Siemens.
Heute warten die nervösen Börsianer auf die Zinsentscheidung der amerikanischen Notenbank. Analysten rechnen mit einer weiteren deutlichen Senkung des Leitzinses. Billige Kredite sollen Finanzierungsengpässe der US-Unternehmen verhindern.
Bereits am Sonntagabend hatte die Notenbank einen anderen Zinssatz für kurzfristige Kredite überraschend gesenkt. Die Aktion zeigte allerdings kaum Wirkung. Vielmehr mehrt das massive Eingreifen die Befürchtung, dass in der amerikanischen Finanzkrise, die auch andere Länder erfasst hat, das Schlimmste noch nicht überstanden ist. Der frühere US-Notenbank-Chef Alan Greenspan warnte gestern, die derzeitige Lage werde "wahrscheinlich im Nachhinein als schlimmste seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs bewertet werden".
Am stärksten betroffen von dem Kurssturz waren gestern aber nicht Finanztitel, sondern Aktien von Siemens. Der Münchner Elektroriese erwartet zusätzliche Belastungen von rund 900 Millionen Euro bei Großprojekten im Kraftwerks- und Bahngeschäft. Die Aktie verlor vorübergehend fast 19 Prozent an Wert. Die Siemens-Gewinnwarnung verunsicherte die Märkte weiter, nachdem bereits zuvor die Beinahe-Pleite der amerikanischen Bank Bear Stearns die Angst vor einer weltweiten Wirtschaftskrise geschürt hatte. Das Geldinstitut konnte nur durch eine gemeinsame Rettungsaktion des Konkurrenten JP Morgan und der US-Notenbank vor dem Kollaps bewahrt werden.
Die Finanzkrise hat auch die Bayerische Landesbank stärker erfasst als bislang bekannt. Nach langem Zögern hatte die halbstaatliche BayernLB erst vor wenigen Wochen eine Belastung in Höhe von 1,9 Milliarden Euro eingeräumt. Gestern teilte die Bank mit, dass sie mit US-Immobilienpapieren möglicherweise sogar noch deutlich mehr Geld verloren hat.
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