Die Bundesregierung will mit dem Konjunkturpaket die Binnenkonjunktur beleben. Das ist richtig, weil es keine Alternativen gibt. Aber genau da liegt das Problem.
In der Bonner Bundeskunsthalle läuft derzeit die Ausstellung „Wir Kapitalisten“. Es geht dabei um die DNA unseres Wirtschaftssystems, von der Wohlstandsmehrung, den Möglichkeiten, die Wachstum schaffen, bis hin zur Ausbeutung des Planeten. Zu sehen sind dort auch Bilder von Julian Röder: Der Berliner Fotograf hat 2007 die Eröffnung des damals größten Mediamarkts im Einkaufszentrum Alexa mit seiner Kamera festgehalten. Es sind Fotos einer Konsumorgie, Dokumente der Unersättlichkeit. „Available for Sale“.
Welche Effekte das Konjunkturpaket hat
Was das mit dem hunderte Milliarden Euro schweren Konjunkturpaket zu tun hat, das die Bundesregierung auf den Weg gebracht hat, um die Wirtschaft zu beleben? Nichts. Und zugleich doch mehr, als man vielleicht denkt. Zum einen sind sie ein augenfälliger Beleg für das gelungene Ankurbeln der Binnenkonjunktur (wobei das eher nicht die Intention des Fotografen war). Zum anderen entlarven sie das Habenwollen, das unbedingte Besitzstreben, das unser Wirtschaftssystem antreibt. Was allerdings auffällt: Man sieht auf diesen Fotos wenige glückliche Menschen. Sie zeigen die hässliche Seite des Systems.
Natürlich gibt es auch die Guten. Die sollen hier gar nicht in Abrede gestellt werden. Mit der zeitweisen Senkung der Mehrwertsteuer und dem Kinderbonus für Familien will die Bundesregierung, dass die Bürger die Wirtschaft wieder glücklich shoppen. Das ist richtig und dabei muss es ja nicht notwendigerweise zugehen wie bei der Eröffnung eines Mediamarktes, einer Primark-Filiale oder einer sonst wie vergleichbar gearteten Kaufhalle.
Wesentliche Effekte aber erhofft sich die Bundesregierung natürlich von ihren Wumms-Maßnahmen, die unter die Überschrift gestellt wurden: „Wohlstand sichern, Zukunftsfähigkeit stärken“. Es ist notwendig, den Laden wieder in Schwung zu bringen, denn die Alternative wäre ein Abwärtsstrudel, dessen (nicht nur ökonomische) Verwerfungen sehr vieles infrage stellen könnten, was uns in den vergangenen Nachkriegsjahrzehnten lieb und teuer geworden ist.
Mehr Shopping sichert nicht langfristig unsere Zukunftsfähigkeit
Die heimische Nachfrage zu stärken ist nicht nur deshalb richtig, weil es lange vernachlässigt wurde, sondern auch weil sich die deutsche Volkswirtschaft künftig nicht mehr so stark auf die gewaltigen Exporterfolge verlassen kann wie zuletzt. Wie sich die laufenden Handelskriege entwickeln, kann ohnehin niemand mit ausreichender Gewissheit vorhersagen, wann die Nachfrage für deutsche Produkte im Ausland wieder so steigt, dass sie einen andauernden Aufschwung zieht, auch nicht. So weit also das systemimmanente, sich in die Notwendigkeiten einer noch nie dagewesenen Krise schickende Lob des Konsums.
Das allerdings in Zeiten des die Corona-Krise deutlich überdauernden Klimawandels natürlich einzuschränken ist. Denn vielleicht sichert das Konjunkturpaket kurzfristig unseren Wohlstand, ob mehr Shopping langfristig aber unsere Zukunftsfähigkeit stärkt, darf sehr bezweifelt werden. Und deshalb sollten wir bei dem, was (und wie viel) wir künftig kaufen, mehr denn je darauf achten, wessen Art zu wirtschaften wir mit unserem Geld belohnen.
Die Polit-Ökonomin Maja Göpel, Generalsekretärin des Wissenschaftlichen Beirates der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen, schreibt in ihrem Bestseller „Unsere Welt neu denken“: „Unser Konsumverhalten im reichen Westen ist nur durch die Externalisierung der Kosten möglich. Es macht uns auch nicht glücklich, Besitz und Status als Marker für unseren Selbstwert zu setzen. Die Rolle und Art von Konsum in unseren Gesellschaften zu ändern ist daher ein wichtiger Schlüssel zur Nachhaltigkeit.“
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Erstens: Es gibt IMMER eine Alternative. Shopping, was immer man auch unter dem neudeutschen Begriff versteht, wird Deutschland nicht im Geringsten aus der Rezession helfen. der Weltmarkt muß wieder anspringen. Der Kauf, unter Vermummung, eines neues Sakkos, ist viuelleicht ein Tropfen auf den heißen Stein, wenn überhaupt.