Troika berät mit griechischem Finanzminister über Sparmaßnahmen
IWF-Vertreter fällt hartes Urteil über hochverschuldetes Land. Wenn die Griechen nicht im Zeitplan liegen, ist die Auszahlung der nächsten Rate in Gefahr.
Vertreter der wichtigsten Gläubiger Griechenlands und der griechische Finanzminister Evangelos Venizelos haben am Montagabend über die Fortschritte bei den Spar- und Reformmaßnahmen Athens beraten. Das Telefonat begann nach Angaben des griechischen Finanzministeriums um 18.22 Uhr, zweieinhalb Stunden später kündigte ein EU-Vertreter weitere Gespräche am Dienstag an. Der IWF-Vertreter in Griechenland, Bob Traa, warnte vor weiteren Versäumnissen bei der Umsetzung der Sparvorgaben der Troika.
Die Telefonkonferenz von Venizelos mit Experten der Troika aus IWF, EU-Kommission und Europäischer Zentralbank (EZB) war wegen "zeitlicher Koordinierungsprobleme" vom Nachmittag auf den Abend verschoben worden. Seitens der EU hieß es nach der Unterredung, bis zum Dienstagabend sollten die Gläubiger in Athen weitere Gespräche führen. Venizelos bezeichnete das Telefonat als "produktiv und gehaltvoll".
Düsteres Bild von Griechenland
Traa zeichnete auf einem Symposium in Vouliagmeni nahe Athen ein düsteres Bild von Griechenland: "Das Bild sieht aus wie das Kardiogramm eines Toten, nichts bewegt sich", sagte er. Die vereinbarten Privatisierungen in Höhe von 50 Milliarden Euro bis 2015 lägen hinter dem Zeitplan, weil die griechischen Politiker uneins über die Abwicklung seien. "Wenn Ihr weiter wartet, wird das Land zahlungsunfähig werden", warnte Traa. Zudem werde so der Preis für die Staatsbeteiligungen weiter sinken.
Venizelos sagte, Griechenland dürfe nicht zu einem "Sündenbock" für das schlechte Management der Schuldenkrise durch die Eurozone werden. In der Frage der Privatisierungen fügte er hinzu, die internationale Gemeinschaft müsse mit "zuverlässigen Angeboten" auf Griechenlands Verkaufsvorschläge reagieren.
Liegt Griechenland nicht im Zeitplan, ist die Auszahlung der nächsten Rate in Gefahr
Die Troika-Experten bewerten die Spar- und Reformmaßnahmen der griechischen Regierung. Stellen sie fest, dass Athen nicht im Zeitplan liegt, ist die Auszahlung der nächsten Rate aus dem ersten Paket mit Notkrediten in Gefahr. Die Finanzmärkte rechnen damit, dass Griechenland ohne die nächste Überweisung der Troika in Höhe von acht Milliarden Euro kommenden Monat zahlungsunfähig sein wird. Anfang September hatte die Troika wegen mangelnder Fortschritte ihre Überprüfung unterbrochen. Die Entscheidung über die Auszahlung des Geldes soll nun erst im Oktober fallen.
Die EU-Kommission forderte Griechenland erneut auf, die vereinbarten Ziele einzuhalten. "Wir verlangen nicht mehr, als das im Rahmen des ersten Griechenland-Programms Vereinbarte", sagte der Sprecher von EU-Währungskommissar Olli Rehn in Brüssel. Griechischen Medien zufolge will die Regierung in Athen weitere vier Milliarden Euro einsparen, um die Haushaltsziele für das laufende Jahr einzuhalten. afp
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