Eurokrise: Regionalbanken fürchten um ihre Zukunft
Sparkassen und Genossenschaftsinstitute warnen vor einer Kreditklemme.
Wenn zwei harte Konkurrenten plötzlich Schulter an Schulter marschieren, muss die Lage ernst sein. Und in der Tat: Sparkassen-Verbandschef Theo Zellner und Stephan Götzl, Präsident der Genossenschaftsbanken, fürchten um nichts weniger als um die Zukunft ihrer Regionalbanken in Bayern.
Gemeinsamer Vorwurf beider Präsidenten: Die Politik in Deutschland und Europa lasse die Hauptverursacher der globalen Finanzmarktkrise weitgehend ungeschoren, während den vor allem im risikoärmeren Kreditgeschäft tätigen Volksbanken und Sparkassen mit immer neuen Vorschriften die Luft abgedrückt werde. „Man reguliert da, wo der schnellste Zugriff ist“, glaubt Zellner. Vor allem fürchten die Regionalbanken die unter dem Stichwort „Basel III“ zusammengefassten Pläne für schärfere Regeln bei der Eigenkapitalausstattung der Banken in Europa. Kredite an Kleinunternehmen oder Mittelständler sollen demnach künftig mit deutlich mehr eigenem Kapital abgesichert werden.
Dies trifft laut Zellner aber ausgerechnet diejenigen Banken, „die in der Krise die Wirtschaft mit ihren Krediten am Laufen gehalten haben“. Grund: Anders als Großbanken haben Genossenschaftsbanken oder Sparkassen keinen direkten Zugang zum Kapitalmarkt, um sich dort zusätzliches Geld zu holen. Um den schärferen Regeln zu genügen, „müssten wir deshalb bei der Kreditvergabe deutlich restriktiver werden“, warnt Zellner. Ein Szenario, das nicht ohne Rückwirkungen auf die reale Wirtschaft bleibe: „Wir müssen aufpassen, dass am Ende nicht der Mittelstand die Zeche zahlen muss“, so der Sparkassen-Chef.
"Man kann uns nicht behandeln wie große Spekulanten"
Weil zudem das Risiko des regionalen Kreditgeschäfts deutlich geringer sei als globale Finanzgeschäfte, dürfe „Basel III“ nur für international tätige Großbanken gelten, fordern die Regionalbank-Präsidenten: „Man kann uns nicht behandeln wie die großen Spekulanten, die längst schon wieder unterwegs sind“, schimpft Genossenschaftspräsident Götzl.
Dass die neuen Regeln die Regionalbanken besonders treffen, halten Zellner und Götzl zudem nicht für einen Zufall: Die Großbanken nutzten die Erpressbarkeit der Staaten für ihre Zwecke aus, so ihr Vorwurf. Die Politik zeige demgegenüber „regelmäßig eine Ohnmachtshaltung“. So entstehe ein globales Oligopol weniger Großbanken, denen der wettbewerbsintensive deutsche Bankenmarkt ein Dorn im Auge sei: „In Berlin und Brüssel wird Industriepolitik gemacht“, glaubt Götzl: „Und da stören wir nur.“ Um den politischen Druck zu erhöhen, sollten sich Handwerkskammern, Wirtschaftsverbände und Kommunen deshalb nun „spürbar an unsere Seite stellen“, fordert Zellner.
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