Das Getreide wird weltweit knapp, die Preise steigen
Weltweit steigt die Nachfrage nach Mais, Weizen und Reis. Doch vergangenes Jahr konnte die Produktion nicht mithalten. Das hat Folgen für Verbraucher.
Die weltweite Ernte kann in diesem Jahr den Getreidebedarf nicht decken. Das zeigen zwei Gutachten: eines von der UN-Welternährungsorganisation (FAO) und eines vom Internationalen Getreiderat (IGC). Die Gremien erwarten, dass zum zweiten Mal in diesem Jahrzehnt der Getreidebedarf die Produktion übersteigt. Nach Einschätzung der UN-Experten sind im Agrarjahr 2018/19 weltweit 2,65 Milliarden Tonnen Getreide – dazu zählen neben Weizen, Gerste und Roggen etwa auch Mais und Reis – geerntet worden. Gleichzeitig werden knapp 2,68 Milliarden Tonnen Getreide verbraucht – also rund 30 Millionen Tonnen mehr als produziert wurden. Als Agrarjahr wird der Zeitraum von Erntezeit zu Erntezeit bezeichnet.
Hitzesommer 2018: In Europa wurde weniger geerntet
Ein Grund für diese negative Bilanz ist der trockene Sommer in weiten Teilen Europas. Er führte dazu, dass 2018 alleine die europäische Getreideernte um sechs Prozent niedriger ausfiel als im Vorjahr. Auch in Russland brachen die Ernten ein. Der Chef des bayerischen Baywa-Konzerns, Europas größter Agrar-Händler, sagte dazu unlängst: „2018 war nicht der Ausreißer. Das ist das vierte Jahr in Folge, dass klimatische Kapriolen uns das Geschäft schwer machen.“
Gleichzeitig steigt der weltweite Bedarf an Getreide an. Das liegt nach Angaben der Welthungerhilfe zum einen daran, dass die Weltbevölkerung stetig wächst. Zum anderen nimmt auch der Hunger auf Fleisch zu. „In Indien, China und Russland essen die Menschen immer mehr Fleisch“, sagt Simone Pott, Sprecherin der Welthungerhilfe. „Dadurch steigt der Druck, denn um Nutztiere zu füttern, braucht man mehr Getreide als für die Ernährung von Menschen.“
Wachsender Hunger auf Fleisch wird zum Problem
Hinter dem Minus steckt aber auch Statistik, erklärt Pott: Die Chinesen haben im vergangenen Herbst aktuelle Zahlen zur Ernte und zum Getreideverbrauch in der Volksrepublik vorgelegt. Die alten Zahlen, auf deren Grundlage die FAO-Statistiker ihre Berechnungen vorgenommen hatten, stammten aus dem Jahr 2007. Die neuesten Zahlen zeigen, dass in China sowohl die Erntemenge als auch der Verbrauch gestiegen ist. Dementsprechend mussten die Zahlen angepasst werden – und der Verbrauch übersteigt die Produktion. Zuletzt war das im Erntejahr 2012/13 der Fall. Damals hatten Bauern in den USA unter den Folgen einer mehrjährigen Dürre gelitten.
Noch ist das Minus aber kein Problem: Die weltweiten Kornkammern sind gut gefüllt, sagt der Internationale Getreiderat, ein Zusammenschluss der wichtigsten Getreide produzierenden Staaten. Er geht nicht davon aus, dass eine Hungersnot bevorsteht. Allerdings rechnet er damit, dass die Lagerbestände dieses und kommendes Jahr sinken.
Simone Pott von der Welthungerhilfe sieht ebenfalls keine unmittelbare Bedrohung für die Weltbevölkerung. Dafür müsste der Mehrverbrauch viel drastischer sein. „Hungersnöte entstehen meist durch lokale Ereignisse“, sagt sie. Etwa durch Naturkatastrophen wie Überschwemmungen, Stürme, Dürren oder durch Kriege. Jüngstes Beispiel sei der Sturm in Mosambik, der etwa 600.000 Hektar landwirtschaftliche Fläche vernichtet habe.
Brot und Getreideprodukte sind schon jetzt deutlich teurer
Und doch gibt es spürbare Auswirkungen der Getreideknappheit: Die Preise für Brot und Getreideprodukte sind in Deutschland deutlich gestiegen. 6,3 Prozent teurer seien diese Lebensmittel im Schnitt, sagt der Bundesverband der Deutschen Ernährungsindustrie. Die Erzeugerpreise für Lebensmittel insgesamt seien im Januar und Februar dagegen im Vergleich zum Vorjahr kaum gestiegen. Darin sieht auch Pott eine Gefahr: Wenn Getreide knapp wird, kann es zu Lebensmittelspekulationen kommen. Die Preise für Mais, Weizen oder Reis könnten drastisch steigen. So war es etwa 2008, als viele Menschen in ärmeren Ländern unter extremen Preisen leiden mussten. „In jüngster Zeit haben solche Spekulationen zum Glück abgenommen“, sagt sie.
Für Landwirte ergibt sich unterdessen ein anderes Problem: Durch den Klimawandel haben sie zunehmend mit Ernteausfällen zu kämpfen. Die bayerische Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) hat deshalb den Vorschlag gemacht, eine Dürreversicherung zu fördern. Die Hälfte der Prämie sollten die Landwirte tragen, je ein Viertel sollen Bund und Länder bezahlen. Schon heute haben viele Landwirte eine Versicherung gegen Hagel – diese wird durch einen reduzierten Steuersatz gefördert. Wollen sich die Bauern aber gegen andere Wetterrisiken wie Frost, Überschwemmung oder Dürre mit einer sogenannten Mehrgefahrenversicherung absichern, liegt der Steuersatz viel höher. Kaniber forderte nun: „In vielen Ländern in Europa ist es gang und gäbe, dass man Mehrgefahrenversicherungen staatlich fördert. Der niedrige Steuersatz sollte auch für diese Versicherungen gelten.“ (mit dpa)
Die Diskussion ist geschlossen.
Wir müssen uns nicht wundern, wenn das Getreide immer knapper wird. Wenn die Landschaft aufmerksam betrachtet wird, fallen die sich abwechselnden Felder mit Mais (für die Vergasung) und Photovoltaik auf. Wo soll dann noch das Getreide für die Ernährung her kommen?
Hier geht es um das Getreide weltweit. Nicht um Deutschland. Deutschland war / ist nicht die Kornkammer der Welt.
Die Getreideknappheit weltweit ist nur ein Symptom. Bevölkerungswachstum, Klimaveränderung (Versteppung), steigender Fleischkonsum sind die Probleme. Ein weiteres Symptom ist die Trinkwasserknappheit. Die beiden Symptome werden nicht zu stabilen politischen Verhältnissen führen und damit Migrationsbewegungen (egal ob Krieg-, Hunger- oder Wirtschaftsflüchtlinge) auslösen.