Viel schlimmer hätte es mit Trumps drastischer Zollpolitik nicht kommen können: Der US-Präsident holt zu einem radikalen Rundumschlag aus und sagt mit einem gewaltigen Zollpaket Handelspartnern auf aller Welt den Kampf an. So erklärte Donald Trump am Dienstagabend, neue pauschale Zölle in Höhe von zehn Prozent auf Importe aus allen Ländern einzuführen. Für viele Staaten sollen je nach Handelsdefizit deutlich höhere Strafabgaben greifen. Auf Einfuhren aus Deutschland und anderen Staaten der Europäischen Union in die USA sind demnach neue Zölle in Höhe von 20 Prozent vorgesehen.
Mit dieser Ankündigung löste Trump zunächst Chaos auf den Finanzmärkten aus. Auch die Verbraucherinnen und Verbraucher in den USA müssen sich nun auf deutliche Preissteigerungen einstellen. Und den Deutschen, stehen ihnen ebenfalls solche Teuerungen bevor? Sicher ist: Die Menschen in Deutschland werden die Folgen zu spüren bekommen. Denn die EU wird sich die Zölle nicht gefallen lassen, wie die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, sagt: „Wir sind bereits dabei, das erste Paket von Gegenmaßnahmen als Reaktion fertigzustellen.“ Also Gegenzölle, was Waren aus den USA teurer macht. Doch womit handeln die Vereinigten Staaten überhaupt, außer Erdnussbutter, Harley-Davidson und Jeans? Und welche Produkte importieren die Deutschen aus den USA?
Typische amerikanische Produkte sind Erdnussbutter, Whiskey, Harley-Davidson und Jeans
Zunächst die schlechte Nachricht unter dem Blickwinkel eines drohenden Handelskriegs: Die Vereinigten Staaten waren laut dem Statistischen Bundesamt 2024 erstmals seit acht Jahren wieder Deutschlands wichtigster Handelspartner. Die Summe der Exporte und Importe, also der Außenhandelsumsatz, lag bei insgesamt 252,8 Milliarden Euro. Die meisten deutschen Exporte gingen in die Vereinigten Staaten, in dem Jahr wurden Waren im Wert von 161,4 Milliarden Euro von Deutschland in die USA gesendet.
Allerdings gingen nicht so viele Waren von den USA nach Deutschland, wie umgekehrt. Denn die Importe liegen bei 91,4 Milliarden Euro und damit rund 3,5 Prozent weniger als im Jahr zuvor. Laut der Außenhandelsstatistik des Statistischen Bundesamts waren Kraftwagen und Kraftwagenteile die wichtigsten Handelsgüter für Deutschland. Auf Rang zwei der wichtigsten Importgüter lagen Datenverarbeitungsgeräte sowie elektrische und optische Erzeugnisse. Auf Rang drei folgen elektronische Ausrüstungen. Bei dieser Auflistung wird jeodch nicht unterschieden, aus welchem Land die Waren importiert werden.

Daher lohnt sich ein Blick in den Bericht des US-Handelsministeriums, nun für das Jahr 2022. Die meistverkaufte Ware nach Deutschland waren „Transportausstattungen“. Also Transportmittel wie Autos, Flugzeuge und Schiffe, aber auch Züge, Busse, Fahrräder oder auch Geräte wie Hebebühnen oder Transportwagen, Anhänger und Container. Diese aufgeführten Transportausstattungen machten etwa 24 Prozent der Waren aus, die nach Deutschland gingen.
Die meistverkaufte Ware von den USA nach Deutschland waren Autos, Schiffe und Flugzeuge
An zweiter Stelle standen Chemikalien (also auch medizinische und pharmazeutische Erzeugnisse), Kunststoffe, Lederwaren und Produkte aus Gummi, die mit über 20 Prozent eine erhebliche Rolle in den Handelsbeziehungen beider Länder spielen. An dritter Stelle stehen Maschinen und mechanische Geräte, gefolgt von Mess- Medizin- und Optischen Instrumenten.
Die deutsche Pharmabranche warnte vor den Folgen für die Gesundheitsversorgung. Zwar sind Medikamente dem Verband forschender Arzneimittelhersteller (VFA) zufolge vom neuen US-Zollpaket ausgenommen. Darunter fielen allerdings Vorprodukte wie sterile Schläuche, die in der Arzneiproduktion gebraucht würden, sagte VFA-Chefvolkswirt Claus Michelsen. Deutschland importierte 2024 Pharmazeutika im Wert von 12,2 Milliarden Euro aus den USA sowie gut zwölf Prozent der Vorprodukte, so der VFA. Bei einem Handelskrieg könnten sich Vorprodukte stark verteuern oder zeitweise ganz fehlen, warnte Michelsen schon vor Wochen.
Wichtig ist bei diesen Zahlen zu beachten, dass es sich lediglich um den gesamten Warenwert der importierten Produkte handelt. Da ein Auto wesentlich mehr als eine Schmerztablette kostet, ist unklar, wie viele Produkte genau nach Deutschland kamen. Dennoch müssen die deutschen Verbraucherinnen und Verbraucher für bestimmte amerikanische Produkte ab Mitte April tiefer in die Tasche greifen. Die EU wehrt sich damit gegen die schon eingeführten Zölle der USA auf Stahl und Aluminium und kündigte bereits Mitte April die Extra-Zölle auf Bourbon-Whiskey, Jeans, Motorräder, Boote und Erdnussbutter an.

Weitere Gegenmaßnahmen werden derzeit noch erarbeitet und sollen ebenfalls Mitte April aktiviert werden. Sie sollen Unternehmen treffen, die amerikanische Agrarprodukte wie Geflügel, Rindfleisch, bestimmte Meeresfrüchte, Nüsse, Eier, Milchprodukte, Zucker und Gemüse in die EU verkaufen. Zudem soll es EU-Extrazölle auf weitere Industrieprodukte geben wie Stahl- und Aluminiumprodukte, Textilien, Lederwaren, Haushaltsgeräte, Werkzeuge, Kunststoffe und Holzprodukte.
Meistverkaufte Ware von USA nach Deutschland
- Platz 1: Transportmittel wie Autos, Flugzeuge und Schiffe, aber auch Züge, Busse, Fahrräder oder auch Geräte wie Hebebühnen oder Transportwagen, Anhänger und Container
- Platz 2: Chemikalien (also auch medizinische und pharmazeutische Erzeugnisse), Kunststoffe, Lederwaren und Produkte aus Gummi
- Platz 3: Maschinen und mechanische Geräte
- Platz 4: Mess- Medizin- und Optische Instrumenten
Die EU-Zölle sind dieselben, die bereits während Trumps erster Amtszeit als Reaktion auf damalige US-Aufschläge auf Stahl und Aluminium eingeführt worden waren. Trump müsste somit mit der europäischen Reaktion gerechnet haben, dennoch verkündete er in seinem Online-Netzwerk „Truth Social“, für die Teuerung des US-Whiskeys wiederum die Zölle auf Wein, Champagner und andere alkoholische Getränke auf 200 Prozent zu erhöhen.
Wie es scheint, bleiben Erdnussbutter, Motorräder, Jeans und Whiskey zumindest in Trumps Amtszeit teuer. Jedoch könnten die drastischen Handelsbarrieren auch dazu führen, dass andere Länder engere Beziehungen zur EU suchen. Die EU hat bereits zahlreiche Handelsabkommen mit Partnern weltweit geschlossen, was den Verbrauchern eine größere Produktauswahl, niedrigere Preise sowie mehr Handel und Arbeitsplätze bietet. Vielleicht kommt die Erdnussbutter demnächst aus Kanada, statt den USA.
Derweil reagiert China auf den Handelskrieg der USA mit drastischen Gegenzöllen.