Warum Erdgas künftig anders stinken wird
Der neue "Duft" klingt besser als er riecht. Und doch wird "Gasador" seine Wirkung in vielen Haushalten der Region entfalten. Er ist ein Geruchsstoff, der vor ausströmendem Gas warnt. Erdgas Schwaben, größter Gas-Anbieter in der Region, setzt ihn künftig in seinem gesamten Netzgebiet ein.
Von Andreas Frei
Augsburg. Der neue "Duft" klingt besser als er riecht. Und doch wird "Gasador" seine Wirkung in vielen Haushalten der Region entfalten, ohne dass die Bewohner etwas davon mitbekommen - es sei denn, ihre Erdgas-Leitungen sind defekt. Dann würde schnell klar, zu welchem Zweck "Gasador" entwickelt wurde: als ein Geruchsstoff, der vor ausströmendem Gas warnt. Erdgas Schwaben, größter Gas-Anbieter in der Region, setzt ihn künftig in seinem gesamten Netzgebiet ein.
Doch der Reihe nach. Von Natur aus ist Erdgas farb- und geruchlos. Problem dabei ist: Würde man mit "reinem" Erdgas heizen oder kochen, würde ein Leck in einer Leitung unbemerkt bleiben. Man würde das Gas weder sehen noch riechen. Schon der Versuch, eine Kerze anzuzünden, hätte fatale Folgen.
Deshalb wird Erdgas seit Jahrzehnten ein Geruchsstoff beigefügt. Erdgas Schwaben verwendet seit den sechziger Jahren eine Schwefelverbindung, die an den Gestank von faulen Eiern erinnert. Doch damit ist jetzt Schluss. Wissenschaftler haben einen Ersatzstoff entwickelt, der schwefelfrei ist - oder "S-free", wie es neudeutsch in der Branche heißt. Seit 2006 ist er zugelassen. Erdgas Schwaben ist nach eigenen Angaben der zweite bayerische Versorger, der "Gasador" einsetzt. Seit 8. Oktober erfolgt die Umrüstung - parallel zu den Stadtwerken Augsburg. Sie ist denkbar einfach: In allen 25 Druckregelanlagen im Netzgebiet wird aus Kesseln das alte Mittel entfernt, die Kessel gereinigt und der neue Stoff eingefüllt. Nur ein paar Dichtungen müssen noch erneuert werden. Mitte November sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Kosten: rund 100 000 Euro.
Nach Angaben von Heinz Barth, Technik-Leiter von Erdgas Schwaben, hat "Gasador" zwei große Vorteile. Erstens: Bisher bestand das Risiko, dass das alte Schwefelgemisch etwa in Heizanlagen Werkstoffe wie Edelstahl angreift. Dieses Problem sei nun beseitigt. Zweitens: Der neue Stoff ist effizienter. "Man benötigt 15 Prozent weniger und er ist länger haltbar", sagt Barth.
Allerdings: Der in einer Informationsbroschüre verwendete Begriff "Duftstoff" führt in die Irre. "Gasador" stinkt penetrant. Aus Sicherheitsgründen "muss es stinken", sagt Barth. Testkunden hätten Ähnlichkeiten zu flüssigem Klebstoff erschnüffelt. Jeder Erdgas-Schwaben-Kunde kann seine eigene Erfahrung machen. Derzeit verschickt das Unternehmen Geruchsproben - oder besser: Gestanksproben.
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