Lufthansa besiegelt AUA-Übernahme
Wien (dpa) - Die Lufthansa schwingt sich mit der neuen Tochter Austrian Airlines zur größten Fluggesellschaft Europas auf. Die Übernahme der maroden österreichischen Airline wurde am Donnerstag mit der Unterschrift unter den Vertrag besiegelt.
Unterdessen sieht die Lufthansa nach dem drastischen Rückgang bei den Geschäftsreisen allmählich ein Ende der Abwärtsspirale gekommen. Eine "nachhaltige Besserung" sei mittelfristig aber nicht zu erwarten, sagte Lufthansa-Vorstandschef Wolfgang Mayrhuber. Er geht von weiter schwierigen Bedingungen aus.
Die Übernahme in wirtschaftlich schwierigen Zeiten sei ein Zeichen, dass die Lufthansa ihren strategischen Kurs halte, sagte Mayrhuber in Wien. "Die AUA hat kein Produktproblem, sie hat ein Kostenproblem." Insofern zeigte er sich erfreut, dass die österreichische Airline bereits ein Sparprogramm aufgelegt hat. Unter dem Strich flog die Austrian Airlines (AUA) allein im ersten Halbjahr einen Verlust von 166,6 Millionen Euro ein.
Die Lufthansa übernehme von der AUA Altlasten von rund 1,5 Milliarden Euro, sagte der Chef der Österreichischen Staatsholding ÖIAG, Peter Michaelis. Die ÖIAG verkauft ihre Anteile von rund 42 Prozent der Fluggesellschaft komplett an die Lufthansa. Als Marke soll die Austrian Airlines erhalten bleiben.
Der deutsche Konzern zahlt für die Übernahme, die Ende August von den EU-Wettbewerbshütern genehmigt worden war, maximal 382 Millionen Euro. Ein großer Teil der Summe ist aber nur fällig, wenn sich wirtschaftliche Erfolge einstellen. Weitere 500 Millionen Euro schießt die österreichische Regierung zu.
Die nach Umsätzen zehn mal größere Lufthansa hat bei der AUA harte Sanierungsarbeit vor sich. Allein im ersten Halbjahr flogen die Österreicher einen Verlust von 166 Millionen Euro ein. Ein Sparprogramm, bei dem bis Mitte nächsten Jahres 1000 von 7500 Arbeitsplätze abgebaut werden sollen ist bereits aufgelegt. Bis zum Jahr 2012 soll die jährliche Kostenbasis um 200 Millionen Euro gesenkt werden.
Weitere Sparrunden wurden nicht ausgeschlossen. "Der Weg wird steinig bleiben", sagte AUA-Vorstand Andreas Bierwirth. Seine Fluggesellschaft müsse sich mit der Sanierung selbst wieder ins Plus bringen. Die Lufthansa und Kostenersparnisse durch den Verbund mit ihr könnten da nur einen Teil zu beitragen. Auch Lufthansa-Vorstand Stefan Lauer sagte, dass nicht ausgeschlossen sei, dass "die eine oder andere nicht ganz einfache Maßnahme" noch beschlossen werde.
Die Übernahme war von den EU-Wettbewerbshütern nur unter Auflagen genehmigt worden. Das Unternehmen muss demnach Start- und Landerechte an Konkurrenten abgeben, darunter Verbindungen zwischen Wien und Frankfurt, München und Stuttgart. Das soll den Wettbewerb fördern.
Nach der Übernahme will die Lufthansa nach eigenen Angaben die Minderheitsaktionäre der AUA herausdrängen, teilte das Unternehmen mit. Es sei über eine Zwischenholding im Besitz von mehr als 90 Prozent der Aktien.
Die Lufthansa hat nun einen Verbund geschmiedet, der rund 100 Millionen Passagiere im Jahr befördert, weit mehr als der Konkurrent in Europa, Air France/KLM, der zuletzt auf rund 74 Millionen kam.
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