Nördlingen: Modeunternehmen Strenesse auf Schlingerkurs

Luca Strehle, seit April 2012 Vorstandsvorsitzender der Strenesse AG, führt seit dem Ausscheiden der Designer-Ikone Gabriele Strehle Ende 2012 eine grundlegende Umstrukturierung des Modelabels durch. Im Kern stehen dabei die Reduzierung der verschiedenen Linien auf eine griffige Kernmarke sowie die Ausweitung der internationalen Präsenz durch mehr Shops. Doch die neue Ausrichtung kostet viel Geld, das sich Strehle durch eine Unternehmensanleihe von zwölf Millionen Euro beschaffte, die sein Unternehmen im März vergangenen Jahres zu einem Zinssatz von neun Prozent und mit einem Jahr Laufzeit herausbrachte. Aber Strehle kann das Geld momentan nicht zurückzahlen.

Deshalb wollte Strehle die Anleihe refinanzieren, sprich, die Gläubiger aus anderen Quellen bedienen, zumal das Geld bis Mitte März zurückbezahlt sein muss. Im Raum stand eine öffentliche Anleihe oder ein Schuldscheindarlehen für einen kleinen Kreis institutioneller Anleger – oder ein strategischer Investor, möglicherweise ein ausländischer Handelspartner.

Stehle hofft, dass Anleihe verlängert wird

Doch aus diesen Zwischenfinanzierungsplänen wurde nichts: „Der Markt für öffentliche Anleihen brach im Oktober vergangenen Jahres mehr oder weniger zusammen“, so Luca Strehle gestern zu unserer Zeitung. „Das gilt auch für Schuldscheindarlehen.“ Mit Großinvestoren sei man nach wie vor im Gespräch, wolle jedoch nichts übers Knie brechen. Langfristig sei es nicht ausgeschlossen, auf diesem Weg eine Partnerschaft einzugehen.

Jetzt hofft Luca Strehle, dass die 12-Millionen-Anleihe um drei Jahre verlängert wird, sodass sie erst zum 15. März 2017 fällig wäre.

Auf diesen Weg hätten ihn letztendlich einige der Hauptinvestoren gebracht – unter anderem Banken und Vermögensverwalter sowie potenzielle neue Investoren. Und zwar auf einer Werbetour durch ganz Deutschland im vergangenen Jahr, die eigentlich konzipiert war, um für eine öffentliche Anleihe zu werben.

Warum hat Strenesse die Anleihe dann überhaupt mit einer so kurzen Laufzeit platziert? Das ist für Strehle eine Frage des Vertrauens: „Vor einem Jahr kannten die Investoren ja nur unseren Namen und meinen Businessplan. Da wollten sie erst einmal ein Jahr schauen, was passiert.“ Mittlerweile hätten sie gesehen, dass er seinen Weg konsequent verfolge und sich nicht vor unangenehmen Maßnahmen wie Einschnitten in die Produktvielfalt zurückscheut. Und natürlich schätzen die Investoren eine Anlage, die neun Prozent bringt. Zinsen, die Strenesse zusätzlich aufbringen muss.

In den Fachmedien wird der finanzielle Schlingerkurs kritisch gewertet

„Aufgrund der positiven Resonanz der Haupt-Anleihegläubiger hat sich die Strenesse AG entschlossen, für den 20. Februar 2014 zu einer Anleihegläubiger-Versammlung einzuladen, die die entsprechenden Beschlüsse für eine Verlängerung der Anleihe fassen soll“, gab das Nördlinger Modelabel jetzt bekannt. „Am 20. Februar werden wir uns als schlagkräftiges Unternehmen präsentieren“, sagt Strehle optimistisch. Er ist überzeugt, alle Investoren für die Verlängerung zu gewinnen. Parallel prüfe das Unternehmen aber Maßnahmen für eine flankierende Fremdkapitalfinanzierung, sprich einen Kreis neuer Banken mit neuen Kreditlinien.

In den Fachmedien wird der finanzielle Schlingerkurs kritisch gewertet: „Strenesse in finanziellen Schwierigkeiten“, titelte jüngst das Handelsblatt, auch das Manager-Magazin schreibt von Problemen bei der Rückzahlung.

Luca Strehle sieht das anders: „Der Abverkauf in Partner-Shops, eigenen Shops und Online ist zwischen Oktober 2013 und Januar 2014 im Vergleich zum Vorjahr um einen zweistelligen Prozentbetrag gestiegen“, so Strehle. „Seit drei Monaten liegen die Verkaufszahlen der ersten Kollektion von unserer Chefdesignerin Natalie Acatrini vor; sie haben alle Erwartungen weit übertroffen.“ Schließlich sei die Vorstellung der Sommerkollektion in Düsseldorf ein voller Erfolg gewesen. „Die Durststrecke ist endgültig vorbei“, habe es ein Händler auf den Punkt gebracht. Zahlen nennt Luca Strehle keine.