Rudolf Diesel kann stolz auf seine Nachfolger sein
Augsburg Augsburg ist weit weg vom Meer. Dennoch wird von hier aus die Hälfte des Welthandels bewegt - und das ist dem Genie Rudolf Diesel und dem Weitblick des Chefs der Maschinenfabrik Augsburg zu verdanken. Beide dürften stolz auf das sein, was aus Diesels effektivem Motor geworden ist, der heute fast jeden Lastwagen antreibt.
Von Klaus Köhler
Augsburg. Augsburg ist weit weg vom Meer. Dennoch wird von hier aus die Hälfte des Welthandels bewegt - und das ist dem Genie Rudolf Diesel und dem Weitblick des Chefs der Maschinenfabrik Augsburg zu verdanken. Beide dürften stolz auf das sein, was aus Diesels effektivem Motor geworden ist, der heute fast jeden Lastwagen antreibt.
Doch für diesen Zweck wurde die neue Wärmekraftmaschine zunächst nicht gebaut. Bevor sie auf Rädern zum Einsatz kam, sorgte sie für die Stromerzeugung in Kraftwerken und den Antrieb von Schiffen. Das tut sie heute noch, und das mit solchem Erfolg, dass das Augsburger MAN Diesel-Werk, das aus der Maschinenfabrik Augsburg hervorgegangen ist, die stürmische Nachfrage gar nicht befriedigen kann. Deshalb startet MAN Diesel SE eine Investitionsoffensive, wie es sie im Stammwerk Augsburg in den vergangenen 30 Jahren nicht gegeben hat. Ziel ist die Taktmontage. Um die bis zu 200 Tonnen schweren Motoren zu bewegen, denkt MAN- Diesel-Chef Georg Pachta-Reyhofen auch an den Einsatz von Luftkissen. Sein Ziel: "Wir müssen die Durchlaufzeiten dramatisch verkürzen und die Kapazität erhöhen."
Dazu hat der Vorstand ein ganzes Bündel an Maßnahmen eingeleitet. So wurde das Motorenprogramm verschlankt und auf moderne Typen beschränkt. Was nicht zu den Kernkomponenten gehört, wird zudem in immer größerem Maße von Zulieferern bezogen.
An Augsburg als Standort für die Fertigung der Vier-Takt-Motoren wird nicht gerüttelt. Allerdings werden die ganz großen und schweren V-Motoren nur noch in St. Nazaire in Frankreich direkt am Atlantik gefertigt. Das Werk in Frederikshavn (Dänemark) fertigt künftig nur noch Komponenten für die größtenteils gigantischen Zwei-Takt-Motoren, die überwiegend in Lizenz direkt vor Ort bei den Schiffswerften in Fernost gebaut werden. So entstehen die derzeit stärksten Motoren mit jeweils 115 000 PS in Korea.
MAN Diesel verdient aber nicht nur mit dem Verkauf der Motoren und Lizenzen, sondern immer stärker auch am Service. Die Maschinen sind 20 Jahre oder länger im Einsatz, und je mehr das Unternehmen verkauft, desto stärker wachsen die Einnahmen aus dem lukrativen Wartungsgeschäft.
Falls die Geschäfte dennoch schlechter gehen, müssen die festen Mitarbeiter des Unternehmens in den nächsten sieben Jahren dennoch nicht um ihren Arbeitsplatz bangen. Dafür verlangt ihnen die jetzt getroffene Standortvereinbarung Mehrarbeit ohne Lohnausgleich ab und gibt dem Unternehmen die Möglichkeit, "30 bis 40 Prozent der Arbeitsstunden flexibel zu handhaben", so Diesel-Chef Pachta-Reyhofen. Damit lässt sich auch eine Nachfrageschwäche, die allerdings nicht in Sicht ist, überstehen.
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