Übernahme-Poker: MAN erhöht Druck auf Scania
München (dpa) - Der Maschinenbau- und Nutzfahrzeugekonzern MAN erhöht im Übernahmepoker mit Scania den Druck. Nach dem anhaltenden Widerstand des schwedischen Konkurrenten hat MAN seine Anteile an Scania kräftig aufgestockt und gleichzeitig die Übernahme-Offerte angehoben.
München (dpa) - Im Übernahmepoker um Scania geht MAN in die Offensive und setzt den schwedischen Lkw-Bauer mit der Aufstockung seines Anteils unter Druck.
Am Donnerstag gab der Münchner Maschinenbau- und Nutzfahrzeugekonzern die Aufstockung seines Stimmrechtsanteils an Scania auf 14,27 Prozent bekannt. Am Aktienkapital von Scania halte MAN nun 11,48 Prozent. Die Schweden reagierten auf den Aktienerwerb mit scharfer Ablehnung. Scania-Hauptaktionär VW äußerte sich nicht, kündigte aber für demnächst eine Sondersitzung des Aufsichtsrates an.
Insgesamt habe MAN damit rund 1,14 Milliarden Euro in Anteile des schwedischen Konkurrenten investiert, sagte ein Unternehmenssprecher. Pro Aktie seien 475 schwedische Kronen (51,29 Euro) bezahlt worden. Gemäß schwedischem Übernahmerecht sei man nun verpflichtet, das öffentliche Angebot an diesen Preis anzupassen. Bisher hatte MAN 442 Kronen pro Scania-Aktie geboten. Daraus ergibt sich eine Anhebung der bisherigen Offerte von 9,6 Milliarden Euro um knapp 8 Prozent auf fast 10,4 Milliarden Euro.
Nachdem Scania nicht auf die angekündigte Rücknahme der Übernahme-Offerte unter bestimmten Bedingungen reagiert habe, habe man sich zu diesem Schritt entschlossen, erklärte MAN-Chef Hakan Samuelsson. Zuvor seien bereits mehrere Versuche einer direkten Kontaktaufnahme fehlgeschlagen.
Mit der Aufstockung der Anteile wolle man nun die Chancen erhöhen, "die angestrebte Vision zu verwirklichen". Durch den Erwerb eines größeren Anteils an Scania reagiere MAN auf den "Wunsch der Mehrheit der Scania-Aktionäre, eine Kombination von Scania und MAN zu erreichen".
Scania-Chef Leif Östling stufte das Vorgehen von MAN als "aggressiv" ein. Gleichzeitig legte Scania vorfristig eine Zwischenbilanz zum dritten Quartal vor, die eine kräftige Gewinnsteigerung ausweist. Scania forderte seine Aktionäre auf, ihre Entscheidungen "nur auf der Basis von Informationen zu treffen, die sie über den Markt auf den gesetzlich dafür vorgesehenen Wegen erhalten haben". Das Unternehmen reagierte damit auf Gerüchte, wonach VW das neue Übernahmeangebot von MAN unterstütze.
Der nach Volkswagen zweitgrößte Anteilseigner bei Scania, Investor AB, erklärte, man schätze das "Synergiepotenzial bei einem Zusammengehen von Scania und MAN deutlich höher ein als die von MAN genannten 500 Millionen Euro pro Jahr". Weiter hieß es: "Zwar gibt es industrielle Vorteile bei einer Kombination beider Unternehmen. Da bisherige Angebot von MAN reflektiert aber weder den langfristigen Wert noch das Potenzial von Scania".
Investor-Chef Börke Ekholm sagte bei Vorstellung der Zwischenbilanz für das dritte Quartal beim zweitgrößten Scania- Eigner, das angekündigte neue Angebot von MAN werde man erst kommentieren, wenn es vorliege. Das schwedische Unternehmen stehe auch in "kontinuierlichem Kontakt" zu Volkswagen als größtem Scania- Anteilseigner. Von MAN habe man einen Brief mit der Aufforderung zu Fusionsverhandlungen mit einer Frist für die Beantwortung von fünf Stunden erhalten. Dies halte man nicht für "wirklich seriös".
Die Scania-Aktie stieg bis Donnerstagmittag an der Stockholmer Börse um 10 Prozent auf 488 Kronen. Die A-Aktie lag damit über dem von MAN angekündigten neuen Angebot von 475 Kronen je Aktie.
Bei der von Scania überraschend vorgelegten Zwischenbilanz für das dritte Quartal wies das unter den Lkw-Herstellern als besonders gewinnträchtig geltende Unternehmen einen Vorsteuerertrag von 1,9 Milliarden Kronen (206 Mio Euro) gegenüber 1,2 Milliarden Kronen im Vorjahreszeitraum aus. Der Umsatz stieg von 14,6 auf 16,5 Milliarden Kronen.
Unternehmenssprecherin Cecilia Edström sagte zur vorfristigen Veröffentlichung, man wolle so "allen Anteilseignern gleiche Information zur Bewertung des Unternehmenswertes geben". VW-Chef Bernd Pischetsrieder, dessen Unternehmen sowohl bei MAN wie Scania größter Eigner ist, hatte beide Konkurrenten zum Wochenauftakt zu freundschaftlichen Gesprächen über ein Zusammengehen aufgefordert und dafür eine Frist von vier Wochen gesetzt.
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