Verschenkt der Metro-Konzern die Real-Supermärkte?
Mit der Strategie könnte der Konzern möglicherweise Arbeitsplätze retten. Warum ein Gewerkschafter von Verdi in Bayern das Unternehmen trotzdem kritisiert.
Die Supermarktkette Real ist vor allem für ihre riesigen Verkaufshallen bekannt und für ihren Werbeslogan. Das Konzept „Einmal hin. Alles drin“ überzeugte zuletzt allerdings zu wenige Kunden. Schon länger wirtschaftet das Unternehmen, das zur Düsseldorfer Metro AG gehört, defizitär. Seit September steht Real zum Verkauf. Nun berichtet das Handelsblatt unter Berufung auf Verhandlungskreise, dass Metro die Tochter an die Investoren praktisch verschenken könnte.
Der Hintergrund: Eigentlich wollte der Mutterkonzern Betrieb und Immobilien von Real in einem Gesamtpaket verkaufen. Für den Fall, dass dieser Plan scheitern könnte, gibt es wohl eine Alternative. Metro könnte die Immobilien gewinnbringend an Investoren verkaufen. Das operative Geschäft könnte dem Bericht zufolge an den Einkaufsverbund Markant gehen: Für einen Kaufpreis von 99 Millionen Euro. Vor dem Verkauf würde Metro jedoch noch einmal 300 Millionen Euro in Real investieren.
Diese intern als „Plan B“ kommunizierte Option könnte die einzige Möglichkeit sein, Real vor einer Zerschlagung zu bewahren. Denn würde die Supermarktkette komplett an einen Immobilieninvestor gehen, könnte das für die rund 34.000 Real-Mitarbeiter dramatische Folgen haben. Laut dem Handelsblatt gehen die Investoren davon aus, dass bei einer Zerschlagung bis zu 100 der 279 Filialen geschlossen werden könnten. In diesem Fall könnten bis zu 13.000 Real-Angestellte ihren Job verlieren.
Auch in der Region um Augsburg gibt es Real-Supermärkte
Real ist unter anderem in Augsburg, Königsbrunn, Kempten und Memmingen vertreten. Metro möchte sich derzeit zu den Berichten nicht näher äußern. Ein Sprecher des Konzerns erklärte lediglich, die Verkaufsgespräche befänden sich im „fortgeschrittenen Stadium“. Man spreche mit verschiedenen Partnern.
Hubert Thiermeyer von der Gewerkschaft Verdi in Bayern kann die Konsequenzen für Real-Mitarbeiter im Freistaat noch gar nicht abschätzen. „Weder der Gesamtbetriebsrat noch die Gewerkschaft kennen bisher irgendwelche Pläne“, sagt er unserer Zeitung. Für die Beschäftigten sei das ein Skandal. „Die Geschäftsführung handelt über die Köpfe der Interessenvertretung hinweg und lässt zwischendurch Gerüchte nach draußen, die die Mitarbeiter weiter verunsichern“, so Thiermeyer. Bei einem Verkauf dieser Größe müssten nicht nur Interessenvertreter der Beschäftigten am Prozess beteiligt werden, sondern auch die Politik. Bei der Zerschlagung der Einzelhandelskette Tengelmann sei das zum Beispiel gut gelungen.
Real ist schon lange ein Sorgenkind
Für Metro war die Tochter Real mit einem Jahresumsatz von über sieben Milliarden Euro schon lange ein Sorgenkind. Im September 2018 hat Metro Real zum Verkauf angeboten. Noch Anfang März hatte Koch gute Fortschritte bei den Verkaufsverhandlungen vermeldet.
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