Gutes Aussehen zahlt sich in Leben und Beruf aus
Eine Studie zeigt, dass gutaussehende Gründer in der TV-Show "Die Höhle der Löwen" die besseren Karten haben. Das lässt sich auf das echte Leben übertragen.
Die Zutaten, die es für beruflichen Erfolg braucht, scheinen auf der Hand zu liegen. Talent, Fleiß, vielleicht auch ein Quäntchen Glück können nicht schaden. Doch die Karriereleiter bietet noch eine andere Sprosse parat: Schönheit und das richtige Geschlecht. Wer gut aussieht, ist im Schnitt beruflich erfolgreicher. Männer haben es im Schnitt einfacher als Frauen. Was wie ein Vorurteil klingt, haben nun Forscher der Universität Paderborn und der FH Aachen anhand einer Studie gezeigt, die sich mit der Vox-Sendung „Die Höhle der Löwen“ beschäftigt hat. Die Psychologin Livia Boerner und die Ökonomen Thomas Fritz und Bernd Frick haben alle zwölf Staffeln der Show analysiert. Ihr Ergebnis: Ob die Teilnehmer einen Deal machen können, also bei ihrer Unternehmensgründung finanziell unterstützt werden, hängt davon ab, ob sie männlich oder weiblich waren - und ob sie gut aussahen.
„Die Investoren bieten männlichen und weiblichen Gründerteams ähnlich viele Deals an, bewerten aber die Startups von Frauen deutlich geringer“, schreibt das Forscherteam in seiner bislang unveröffentlichten Studie. Das heißt, dass weibliche Gründerinnen zwar genauso häufig mit einer Zusage für einen Deal rechnen können – ihnen aber deutlich weniger Geld angeboten wird als männlichen Gründern. Und das in einem durchaus beträchtlichen Umfang: 30 Prozent geringer werden die Deals bewertet. „Die physische Attraktivität der Gründer wirkt sich stark positiv auf die Dealbereitschaft der Investoren aus, beeinflusst aber nicht deren Entscheidung hinsichtlich der Dealbewertung“, analysiert das Team um Livia Boerner. Es zeige sich, dass die Investoren attraktiveren Gründerteams signifikant mehr Deals anbieten, die Höhe der Investition scheint aber rationaleren Argumenten zu folgen.
Attraktiven Menschen werden positive Eigenschaften zugeschrieben
Was für die „Höhle der Löwen“ gilt, ist durchaus auch auf das echte Leben übertragbar. Ulrich Rosar beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem Zusammenhang von Attraktivität und Erfolg und sieht einen klaren Zusammenhang. Gemeinsam mit Joel Binckli und Johannes Krause hat er das Buch „Soziale Wirkung physischer Attraktivität“ herausgegeben. Sein Fazit: Egal ob im Beruf, in der Politik oder in der Schule: Gutes Aussehen zahlt sich aus und das oft im wahrsten Sinne des Wortes. „Attraktive Menschen bekommen von ihrer sozialen Umwelt a priori eine ganze Reihe positiver Persönlichkeitseigenschaften zugeschrieben. Sie gelten beispielsweise als fleißig, leistungsfähig, intelligent, zielstrebig, durchsetzungsfähig und kreativ aber auch als ehrlich, sympathisch, zuverlässig, einfühlsam, freundlich und sozial verträglich“, so der Professor für Sozialwissenschaften an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. „Diese Eigenschaftszuschreibungen erfolgen dabei innerhalb von Millisekunden, das heißt, noch bevor überhaupt konkrete Erfahrungen mit dem tatsächlichen Verhalten des betreffenden Menschen gemacht werden können.“
Experten sprechen vom sogenannten „Attractiveness Stereotype“, also einem Vorurteil, das sich auf die Attraktivität bezieht. Offenbar gehen wir davon aus, dass, wer gut aussieht, über „gute Gene“ verfügt – mit der Realität muss das allerdings nichts zu tun haben. Es ist nicht bewiesen, dass gutaussehende Menschen auch über bessere Eigenschaften verfügen. Allerdings könnten diese Vorurteile sich sozusagen selbst erfüllen. „Wenn Menschen von ihrer sozialen Umwelt beispielsweise für besonders leistungsfähig gehalten werden, dann werden sie möglicherweise auf eine ganz andere Art und Weise gefördert und gefordert, als dies ohne diese Eigenschaftszuschreibung der Fall gewesen wäre. Im Ergebnis mögen sie dann tatsächlich eine besonders hohe Leistungsfähigkeit entwickeln“, so Ulrich Rosar. Dies könnte insbesondere bei Kindern und Jugendlichen der Fall sein. „Auch mag gelten, dass die externe Zuschreibung positiver Eigenschaften bei attraktiven Menschen dazu führt, dass diese selbstbewusster und selbstsicherer durchs Leben gehen, dass sie stärker in sich ruhen und sie daher tatsächlich eine ganze Reihe positiver Persönlichkeitseigenschaften herausbilden.“ Die Vorteile, die attraktive Menschen genießen, ließen sich noch fortsetzen, wie Rosar betont: Fehler werden ihnen eher verziehen, sie bekommen eher Hilfe von Bekannten und auch Fremden, sie erhalten mehr Beachtung.
Schönheit wird schon von Kindern erkannt
Ein Irrglaube sei es hingegen, dass Schönheit ausschließlich im Auge des Betrachters liege. Es gibt, so hat die Wissenschaft immer wieder gezeigt, einen hohen gesellschaftlichen Konsens, wer attraktiv und wer weniger attraktiv ist. „Die sozialpsychologische Attraktivitätsforschung hat schon vor Jahrzehnten gezeigt, dass sich solche Effekte bereits bei Säuglingen nachweisen lassen“, so Rosar. „Präsentiert man ihnen zeitgleich mehrere Fotos mit unterschiedlich attraktiven Gesichtern, so wenden sie ihre Aufmerksamkeit besonders schnell und intensiv denjenigen Gesichtern zu, die von erwachsenen Ratern zuvor als attraktiv eingestuft wurden.“ Das Empfinden für Schönheit scheint also biologisch in uns angelegt zu sein.
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