Was bedeutet der KI-Boom für die Geldanlage?
Künstliche Intelligenz boomt und löst international Kursfeuerwerke an den Börsen aus. Lohnt sich der Einstieg noch oder ist der Hype bereits überzeichnet?
An der amerikanischen Börse sind KI-Papiere das Top-Thema. Etwa der Chiphersteller Nvidia profitiert vom Siegeszug der künstlichen Intelligenz auf dem amerikanischen Aktienmarkt und verzeichnet einen anhaltenden Aufschwung. In Zahlen bedeutet das einen Anstieg von 263 Prozent in zwölf Monaten. Eine Frage, die sich Anlegern und Anlegerinnen dennoch stellt, ist: Lohnt es sich noch, auf den KI-Zug aufzuspringen, oder handelt es sich nur um einen Hype, bei dem sich bereits eine Blase abzeichnet?
Börsenexperte Robert Halver, Leiter der Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank in Frankfurt am Main, gibt im Gespräch mit unserer Redaktion Entwarnung: Als eine Blase könne man den Börsenerfolg der KI nicht bezeichnen. Er zieht einen Vergleich zur Internetblase. Diese Spekulationsblase betraf vorrangig Dotcom-Unternehmen. Als sie im März 2000 platze, führte das für viele Industrieländer und Kleinanleger und -anlegerinnen zu Vermögensverlusten. Es gibt laut Halver einen entscheidenden Unterschied zwischen der Internetblase und dem KI-Höhenflug: Im Vergleich zu den Anfangsjahren der Internetblase verdiene man an KI bereits Geld.
Natürlich müsse man sagen, dass viele KI-Unternehmen hoch bewertet sind, sagt Halver. Besonders solche, die vielleicht über Nischenprodukte anbieten, seien gefährdet, wenn starke Konkurrenz in den Bereich zieht.
Viele Branchen setzen auf künstliche Intelligenz
Künstliche Intelligenz ist lange nicht mehr nur im IT-Sektor ein Begriff, wie Halver sagt. Viele Industrieunternehmen oder Unternehmen aus der Medizin sowie Dienstleistungsunternehmen setzten bereits auf die künstliche Intelligenz. "Die gesamte Anwendung der KI geht in die Breite", erklärt Halver. "Es ist keine Schaumschlägerei, bei der man außer einer schönen Vision nichts in der Hand hat", sagt der Börsenexperte weiter. Die Vision müsse jedoch entsprechend längerfristig tragen und man müsse mit diesen Produkten am Markt bestehen.
Auch Joachim Schallmayer, Leiter Kapitalmärkte und Strategie bei der DekaBank, betont, dass man nicht von einer Blase sprechen sollte und verweist ebenfalls auf die bisher sehr guten Gewinne von KI-Unternehmen. "Die Erwartungen sind mittlerweile hoch, sodass es in den kommenden Quartalen bei einzelnen Unternehmen auch einmal zu Enttäuschungen kommen kann", fügt Schallmayer hinzu.
Experte rät zu einer Strategie des regelmäßigen Investierens
Mit dem Blick auf die gegenwärtige Börsensituation rät Schallmayer von einer allzu großen Börseneuphorie ab. Die Frage stellt sich, ob sich bei solch hohen Kursen der Einstieg überhaupt noch lohnt? Man solle nicht damit rechnen, dass sich der Kurshöhenflug in gerader Linie fortsetzt. Mit kurzfristigen Rückschlägen müsse jederzeit gerechnet werden. "Besser ist eine Strategie des regelmäßigen Investierens", erklärt der Kapitalmarktexperte.
Auf KI-Wertpapiere könne man weiterhin setzen, rät Börsenexperte Halver: "Das System stimmt. Dabei kann man auch in die zweite Reihe schauen. Nicht nur auf die ganz Großen, sondern auch auf die, die noch Zukunftscharakter haben", begründet er. Die Potenziale der künstlichen Intelligenz würden noch immer unterschätzt. "Das heißt nicht, dass es auch mal Phasen gibt, wo es auch mal einen Überfluss gibt, in denen konsolidiert wird. Aber das Anlagemodell ist stimmig."
Auch auf Elektro- und Zulieferdienste setzen?
In Europa empfiehlt der Börsenexperte zudem auf klassische Branchen wie den Maschinenbau, die Chemie sowie Elektro- und Zulieferdienste zu setzen. Auch Investments in die Verteidigung bewertet Halver als relativ sicher. "Das ist ein Geschäftsmodell, das trägt. Dort wird sehr viel investiert. Das darf man nicht vergessen."
Am letzten Handelstag dieser Woche dürfte es an der Börse abermals spannend werden, denn dann ist großer Verfallstag an den Terminbörsen. Optionen und Futures auf Aktien und Aktienindizes laufen aus, was noch einmal für viel Bewegung auch im Dax sorgen könnte. In der Vergangenheit waren derlei Termine nicht selten entscheidende Wendepunkte für den Markt gewesen. (mit dpa)
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