EU einigt sich auf einheitliches Ladekabel für Handys
Ab Mitte 2024 soll es eine Standard-Ladebuchse für viele Geräte geben. Die Unterhändler der EU-Mitgliedstaaten und des Europaparlaments einigten sich am Dienstag auf USB-C als Standard.
Es war ein zäher Kampf, den die EU-Kommission in Sachen einheitliche Ladekabel seit mehr als einem Jahrzehnt im Sinne ihrer Bürgerinnen und Bürger führte. Nun endlich wurde ein Kompromiss erzielt: Ab Mitte 2024 zwingt die EU die Hersteller zahlreicher Geräte, das Kabelwirrwarr endgültig zu beenden. USB-C wird dann die Standard-Ladebuchse sein. Darauf verständigten sich die Unterhändler der EU-Mitgliedstaaten und das Europaparlament am Dienstagmittag.
Von der neuen Regelung betroffen sind Smartphones, Laptops, Tablets und Digitalkameras, aber auch tragbare Lautsprecher und Videospielkonsolen, Headsets, E-Reader und Navigationsgeräte. "Das spart Ressourcen, schont das Klima und die Nerven der Verbraucherinnen und Verbraucher", zeigte sich die Europaabgeordnete Anna Cavazzini (Grüne), Leiterin der Verhandlungen und Vorsitzende des Ausschusses für Binnenmarkt und Verbraucherschutz, zufrieden.
USB-C Regelung: Künftig können Kabel separat gekauft werden
Außerdem wurde festgelegt, dass es künftig auch möglich sein soll, Gerät und Ladegerät sowie Kabel separat zu kaufen, da Kunden, so die Annahme, ohnehin bereits Buchsen zuhause im Schrank haben. Es wäre im Sinne der Umwelt: Können Nutzer mit demselben Kabel alle Geräte laden, würde das die Menge des jährlich in der EU anfallenden Elektroschrotts um 980 Tonnen verringern, lautet die Schätzung der Brüsseler Behörde, die im vergangenen Herbst den Gesetzesvorschlag für Standard-Ladekabel für alle Zwecke präsentiert hatte.
Derzeit fielen jährlich geschätzt 11.000 Tonnen Elektroabfall durch entsorgte und nicht benutzte Ladegeräte an. Das einheitliche Ladekabel bedeute "das Ende des Kabelsalats in unseren Schubladen", so Cavazzini, "und deutlich weniger Ressourcenverbrauch". Die Kommission rechnete zudem vor, dass den Bürgern Kosten von 250 Millionen Euro pro Jahr erspart blieben, wenn sie nicht mehr dazu verpflichtet sind, bei der Anschaffung zum Beispiel eines neues Tablets auch ein Ladegerät mitzukaufen. Kritiker werfen jedoch ein, dass alte Ladegeräte bald nicht mehr genutzt werden könnten und deshalb im Müll landeten.
Zähe Verhandlungen über Jahre waren zur neuen USB-C Vorschrift nötig
Mit der Einigung geht eine Saga zu Ende, die bereits im Jahr 2009 begonnen hatte. Damals forderte die Kommission 14 Handy-Produzenten auf, sich in einer Selbstverpflichtung auf einen Standard für Netzteile festzulegen. Mit Erfolg. Die Zahl der Ladegeräte verringerte sich von 30 auf heute nur noch drei verschiedene Typen. Auf dem Markt verblieben USB-C, Lightning und das inzwischen veraltete Micro-USB.
Ein Unternehmen scherte jedoch weiterhin aus und weigerte sich, komplett auf seinen Anschluss zu verzichten: Apple. Der Konzern lehnte strikte Vorgaben vom Gesetzgeber ab und verwies regelmäßig darauf, dass diese Innovationen ausbremsten. Deshalb versucht es die EU nun mit Zwang, auch wenn die Regelung erst Mitte 2024 greifen soll. Das hätten die Vertreter der Mitgliedstaaten in den Verhandlungen gefordert, sagte die Grünen-Europaabgeordnete Cavazzini, während das Parlament ein früheres Inkrafttreten gewünscht hätte.
Bei Laptops ist gar eine Übergangsfrist bis Ende 2025 angepeilt. Da bis dahin das kabellose Laden noch verbreiteter sein dürfte, strebt die EU-Kommission auch dafür einen gemeinsamen Standard an. Jetzt müssen die EU-Länder wie auch das Europaparlament der Einigung noch formell zustimmen. Das gilt jedoch als Formsache.
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