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Interview
06.03.2023

Handwerkspräsident sieht Vier-Tage-Woche bei vollem Gehalt kritisch

Handwerkspräsident Jörg Dittrich ist selbst sechsfacher Vater. Wenn jemand eine Vier-Tage-Woche fordert, findet er das allerdings bedenklich.
Foto: Michael Kappeler, dpa

Jörg Dittrich ist neuer Handwerks-Präsident. Er blickt zuversichtlich in die Zukunft seiner Branche. Wenn es um das Thema Work-Life-Balance geht, kommen ihm allerdings Zweifel.

Herr Dittrich, Sie sind jetzt zwei Monate im Amt. Die Folgen der Corona-Pandemie sind noch nicht abgeklungen, der Ukraine-Krieg ist noch nicht beendet, Fachkräfte gibt es nur wenige. Sie haben sechs Kinder, zwei Unternehmen, viele Ehrenämter. Was hat Sie motiviert, diese Aufgabe auch noch zu übernehmen?

Jörg Dittrich: Da ist zum einen die Geschichte meines Familienbetriebes. Er wurde 1905 gegründet, hat Weltkriege sowie Diktaturen erlebt und überstanden. Die Lehre daraus ist, dass das selbstständige Unternehmertum, die Demokratie, die Freiheit, etwas ganz Wichtiges ist. Freiheit ist nicht verhandelbar. Und Demokratie kann nur bestehen, wenn Menschen mitmachen und sich einbringen. Es macht mir große Freude, an den Themen mitzugestalten, und nicht nur gestaltet zu werden. Das sind die zwei ausschlaggebenden Punkte, die mich motiviert haben, trotz der Arbeitsbelastung und des Mehraufwandes zu sagen, dass ich das machen will. 

Wir haben mit Ihrem Vorgänger Hans Peter Wollseifer schon öfter über den Fachkräftemangel gesprochen. Das Problem ist lange bekannt, passiert ist offenbar eher wenig. Wie groß ist Ihre Hoffnung, dass sich tatsächlich jetzt etwas ändert?

Dittrich: Zuallererst müssen wir das Bewusstsein in der Gesellschaft, in der Politik und im Handwerk verankern, dass Handlungsbedarf besteht. Die Überschriften sind gesetzt. Jetzt müssen die Schlussfolgerungen kommen. Und da bin ich mir nicht sicher, ob sich alle einig sind, wie viel Kraft und Aufwand dafür nötig sind.

Was meinen Sie genau?

Dittrich: Der demografische Wandel ist so gravierend, dass es nicht hilft, nur mehr Schülerinnen und Schüler ins Handwerk zu holen. Viele halten das für ausreichend, es braucht aber noch viel mehr Anstrengungen.

Welche?

Dittrich: Etwa die Beteiligung von mehr Frauen in der Arbeitswelt. Oder die Zuwanderung in Arbeit. 

Und dann kommt die nächste Krise und alles geht wieder auf Anfang?

Dittrich: Für mich bilden diese Krisen eine neue Normalität. Wir sollten aufhören zu glauben, dass es keine Krisen mehr gibt, wenn die aktuellen vorbei sind. Wir können das beklagen, besser ist es aber, diese neue Normalität zu akzeptieren. Im Handwerk können wir mit Krisen umgehen. Wenn Sie so wollen, beginnt ja jeder Auftrag für das Handwerk im Prinzip mit einer kleinen Krise: Die Wasserleitung ist kaputt oder das Dach ist undicht. Das ist jetzt aber natürlich mehr scherzhaft gemeint.

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Arbeitsminister Heil war gerade in Afrika, um dort um Fachkräfte zu werben. Jetzt mal ehrlich: Können Sie sich vorstellen, dass in Zukunft Arbeiter vom afrikanischen Kontinent, Mexiko oder anderen Ländern in Deutschland Dächer decken?

Dittrich: Woher die Menschen kommen, das ist nicht das Entscheidende. Wir müssen darauf schauen, welche Qualifikationen in den Ländern bereits vorhanden sind, und ob es den Willen gibt, in unseren Systemen mitzuarbeiten und zu lernen. Denn es muss uns klar sein: Wir werden weltweit keine Fachkräfte finden, die nach dem deutschen System ausgebildet sind. Und klar ist auch: Die Zuwanderung in Arbeit wird nicht die alleinige Lösung der Fachkräftefrage sein. Aber sie ist ganz sicher ein wichtiger Baustein. 

Video: dpa

Vielfach ist die Klage zu hören, dass jungen Menschen bei der Jobsuche die Bescheidenheit abhanden gekommen sei. Zu große Gehaltswünsche, wenig Willen, Überstunden zu machen und harte Arbeit zu leisten. Macht das Handwerk diese Erfahrung auch?

Dittrich: Ich halte grundsätzlich gar nichts davon, wenn die Älteren die Jüngeren pauschal kritisieren. Aber die Prämisse von vielen jungen Leuten, dass es vorrangig um Nachhaltigkeit und um Work-Life-Balance gehen muss, die halte ich auch für falsch. Wenn mir jemand sagt, er möchte nur vier Tage arbeiten und trotzdem dasselbe Geld haben wie die Eltern früher mit einer Fünftagewoche, dann habe ich eine Frage, und die lautet: Hätten Ihre Eltern sich das damals leisten können? Wenn es heute solche Forderungen gibt, dann ist das eine Freiheit auf Grundlage des erarbeiteten Wohlstands. Wir müssen dafür dankbar sein und gleichzeitig damit rechnen, dass es auch mal wieder ein Stück anders ist. Mag ja sein, dass es schön ist, viel Freizeit zu haben. Aber wenn ich krank bin, möchte ich trotzdem ins Krankenhaus und behandelt werden. Und mein trendiges Rennrad hat auch mal jemand hergestellt, und zwar nicht in der Zweitagewoche oder irgendwie nach Feierabend. 

Auf der Handwerksmesse in dieser Woche feiert das Live-Kongress-Event „Zukunft Handwerk“ seine Premiere. Sie haben da viel vor. Was genau?

Dittrich: Wenn wir gute handwerkliche Traditionen wirklich bewahren wollen, dann müssen wir sie in die Zukunft tragen. Deswegen geht es darum, öffentlich zu machen, mit welchen Zukunftsthemen sich unsere Branche beschäftigt. Es geht auch um die Frage, wie wir unsere Ideen verknüpfen, und es geht um den Austausch. Die Vorzeichen für das Handwerk sind ja sehr positiv, da Handwerkerinnen und Handwerker unverzichtbar für alle anstehenden Zukunftsaufgaben sind. Aber anpassen müssen wir uns trotzdem: bei den Geschäftsmodellen, den Produkten, den Technologien, der Arbeitsorganisation. Beim Live-Event „Zukunft Handwerk“ werden wir viele neue Formate haben. Wie die angenommen werden und wie sie wirken: Da bin ich sehr gespannt.

In einem Einleitungstext steht, dass neben der Bundesregierung auch das Handwerk Gründe dafür sieht, dass sich nach dem Krisenjahr 2022 die Lage im späteren Jahresverlauf 2023 wieder bessern wird. Was lässt Sie so optimistisch in die Zukunft blicken?

Dittrich: Zuallererst die tiefe Überzeugung, dass Pessimismus Zukunft nicht gestalten kann. Wem ist geholfen, wenn wir selbst die Wirtschaft beschränken und sagen, es wird alles schlimm? Wirtschaft hat viel mit Psychologie zu tun, und deswegen sollten wir die positiven Dinge in den Vordergrund stellen.

Optimismus allein zahlt ja noch keine Gehälter. Die Prognose für 2023 ist 0,2 Prozent Wachstum. Das ist nur etwas mehr als gar nichts. Kommen Sie im Handwerk in diesem Jahr ohne staatliche Finanzspritzen aus, gerade auch, was die hohen Energiepreise angeht?

Dittrich: Wenn die Zinserhöhung dazu führt, dass uns weiter dringend benötigte Kapazitäten im Baubereich wegbrechen, dann muss der Staat eingreifen. Ich denke, das wird er auch tun. Es muss in den nächsten Wochen und Monaten darüber gesprochen werden, wie wir den Abbau von Kapazitäten verhindern, die wir dringend etwa für die Transformation, die energetische Sanierung und den sozialen Wohnungsbau brauchen. 

Ist das Problem der überbordenden Bürokratie, der langen Planungszeiten und zu hoher Steuerlasten noch immer so gravierend wie in den letzten Jahren?

Dittrich: Wir haben uns eingemauert in unsere Vorschriften, und das fällt uns jetzt auf die Füße. Die politischen Bekenntnisse, das zu lösen, sind da. Aber die Umsetzung ist noch immer lange nicht dort, wo wir hinmüssen. Ich bin gespannt, was jetzt passieren wird. 

Die Regierung will bis 2045 eine Klimaneutralität haben. Dafür braucht es das Handwerk, weil irgendjemand die notwendige Technik ja einbauen muss. Müssen Sie der Regierung eigentlich sagen, dass 2045 zu ambitioniert ist?

Dittrich: Wir sind keine Partei und haben keine politischen Ziele aufzustellen. Aber wir können den Parlamentariern und auch der Regierung benennen, was nötig ist, damit eine realistische Chance besteht, ein solches Ziel 2045 auch tatsächlich zu erreichen. Wir kennen die Rahmenbedingungen, die geändert werden müssen, um dahin zu kommen. Stichworte sind etwa die Digitalisierung von Verwaltungsvorgängen oder die Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsverfahren. Unsere handwerklichen Bildungszentren müssen sauber finanziert und auf der technologischen Höhe der Zeit ausgestattet sein. Eine Bildungswende sehen wir als Voraussetzung für alle anderen Wenden. Wir brauchen wieder eine Wertschätzung von berufspraktischer Ausbildung und Arbeit. 

Zur Person: Jörg Dittrich ist seit Jahresanfang neuer Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH). Er löste Hans Peter Wollseifer ab, der dem ZDH als Präsident neun Jahre lang vorstand. Dittrich wurde am 1. August 1969 in Dresden geboren. Er machte eine Ausbildung zum Dachdecker und wurde per Abend- und Fernstudium zum Bauingenieur/Dipl.-Ing. (FH) für Hochbau. Danach machte er seinen Meister und absolvierte noch ein berufsbegleitendes Studium zum Holzschutzsachverständigen. Er ist verheiratet und hat sechs Kinder. Der ZDH vertritt die Interessen von einer Million Handwerksbetrieben mit mehr als 5,57 Millionen Beschäftigten und 360.000 Auszubildenden.

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